1933: Neue Deister-Zeitung – Kreisblatt des Kreises Springe. Dokumente der Zeitgeschichte:

Hameln, 25.04.2021: Wie berichteten unsere Lokalzeitungen im Weserbergland zur Zeit der Weimarer Republik? Im Niedersächsischen Landesarchiv Bückeburg hatte ich nach unbekannten Exemplaren der Nds. Volksstimme aus Hameln gesucht. Leider vergeblich. Als quasi „Zufallsfund“ bin ich dann auf die Bestände der NDZ aus Springe gestoßen, eine Zeitung, die auch schon zur Zeit der Weimarer Republik herausgegeben wurde. Ich habe mir einige Ausgaben aus der Endphase der Weimarer Republik angesehen. Die Berichte aus den Tagen des Feb./März/Mai 1933 waren die Tage der Machtübernahme durch den „Reichskanzler“ Adolf Hitler, die Zeit des Reichtagsbrandes, der Notverordnung. Die SPD-Zeitung Niedersächsische Volksstimme war damals schon verboten.

Man liest in der NDZ die Sprache der Zeit aus einer eindeutigen Richtung: Die Sprache der Nazis. Wie eng die NDZ mit dem Nationalsozialismus zu dieser Zeit schon verknüpft war, mag ich nach dem flüchtigen Blicken nicht bewerten wollen. Erschreckend aber sind die Formulierungen, die aus meiner Sicht gerade im Original auch heute für ein Verständnis der Zeit von Bedeutung sind. Dieses sicherlich nicht mehr in der Art wie 1933, wissen wir doch wie es endetet. Das alles aber so deutlich und klar gesagt/veröffentlicht wurde, sollte uns auch heute zum Nachdenken bringen.

Aus meiner Sicht gehören diese Nachrichten der interessierten Leserschaft zugänglich gemacht. Hier einige Kurzbeiträge:


In der Ausgabe vom 24. April 1933 erschien auf der Titelseite der Artikel:

„Die deutsche Presse als Waffe deutscher Politik“ Dr. Diedrich und Hinkel über die Aufgaben der Presse.

Auszüge:

„… Er wies einleitend auf die von Reichskanzler Hitler und vom Reichspropagandaminister Dr. Goebbels vor der Presse gemachten Erklärungen hin, wonach die Regierung die Freiheit der Presse achten und ihr weitesten Raum gewähren werde, wenn die Presse ihrerseits bereit sei, dem Staate zu geben, was des Staates sei. Wir deutschen Journalisten, do führte Dr. Dietrich weiter aus, wolle uns der Ehre, in vorderster Front des Lebenskampfes der Nation stehen zu dürfen, würdig erweisen und die deutsche Presse in Zukunft zu einer scharf geschliffenen Waffe deutscher Politik und damit des deutschen Volkes werden lassen.

Das deutsche Zeitungsverlagswesen im liberalistisch-marxistischen Zeitalter war überwiegend beherrscht von materiellen Interessen. Im Zeitalter des Nationalsozialismus darf in der deutschen Presse die Rücksicht auf das rein finanzielle Moment nicht mehr schwerer wiegen als der schöpferische Geist, der die Zeitung geschaffen hat und sie trägt. Wir sind überzeugt, daß die Regierung der nationalen Revolution dafür Sorge tragen wird, daß die geistige Freiheit und Unabhängigkeit des deutschen Redakteurs aus der Klammer kapitalistischer Interessen und verlegerischer Interessengruppen wiederhergestellt und für die Zukunft gesichert wird. (Starker Beifall.)

Der deutsche Redakteur, dem die große und hehre Aufgabe nationaler Volkserziehung zufällt, wie kaum einer anderen Berufsgruppe, soll in Zukunft in seiner geistigen Tätigkeit frei und nur noch seinem deutschen Gewissen und seinem Volke verantwortlich sein. (Erneuter Beifall und Bravo-Rufe.) Es ist notwendig, daß wir uns von solchen journalistischen Zeitgenossen frei machen, die ihrer Art und ihrem völkischen Empfinden nach in einer anderen Welt leben als der unsrigen. Deutsche Politik und deutsche Kultur kann nur von Deutschen öffentlich in der Presse vertreten werden! (lebhafter Beifall und Händeklatschen.) die Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung muß auch dem deutschen Journalismus Vorbild seines Kampfes für ein großes Ziel sein. Es gilt, die ganze deutsche Presse mit dem gleichen Willen zu beseelen, durch den die nationalsozialistische Bewegung den Sieg errungen hat.

Dann nahm der Landesführer des Kampfbundes für deutsche Kultur, Staatskommissar z. b. B. im preußischen Kultursministerium, Hinkel, das Wort. Gerade auf dem Gebiet der deutschen Kultur, so betonte er, seien in den letzten 14 Jahren unermeßliche Werte vernichtet worden, deren Wiederaufbau die Arbeit wahrscheinlich von Jahrzehnten in Anspruch nehmen werde. Leider hat der weitaus größte Teil der deutschen Presse dieses Zerstörungswerk vielfach unmittelbar gefördert.

Volksfremdes Wesen war tonangebend und konnte ungestört sein Zersetzungsunwesen treiben. Wenn von Nationalsozialisten dagegen Stellung genommen wurde, dann wurden sie fast ohne Ausnahme von der gesamten deutschen Presse als kulturlos und „radau-antisemitisch“ bezeichnet. Demgegenüber muß die deutsche Presse im neuen Staat ihre Hauptaufgabe darin sehen, die lebendige Verbindung zwischen dem deutschen Volk und der deutschen Kunst wiederherzustellen als dem festen Grund, au dem allein sich der Neuaufbau der deutschen Kultur ermöglichen läßt. Wir sind der Überzeugung, daß auch der Neuaufbau des deutschen Theaters sich nur durchführen läßt, wenn die Kunst in Deutschland wieder Volkskunst ist. die deutsche Presse muß daran gehen, ein Ziel zu erreichen, das die Voraussetzung für den Wiederaufbau deutscher Kulturpolitik ist: die Reinigung des geistigen Instinkts aller deutschen Menschen. Über allem sollen die in unserem Blut, unserem Boden und unserer Geschichte begründeten deutschen Charakterwerte leuchten – und die deutschen Charakerwerte fordert der Kampfbund für deutsche Kultur auch von der deutschen Presse. …

Einschub: Die Hamelner DEWEZET berichtete in ihrer Ausgabe vom 24.04.1933 wir folgt von dem Treffen:


Zu Zeitpunkt dieser Veröffentlichung waren viele Presseerzeugnisse andersdenkender Parteien schon verboten.


Zur NDZ gibt es einen Eintrag bei Wickipedia: Unter „Geschichte“ steht dort: „Der Nationalsozialismus bedeutete für die Neue Deister-Zeitung rasantes Wachstum. Die Auflage stieg von 3000 Exemplaren 1934 auf 4000 Exemplare im Jahr 1939. Ein Erscheinungsverbot bekam die Zeitung anders als viele andere nicht auferlegt, sondern musste erst 1943 aus kriegsbedingten Gründen schließen. Nach der Gewährung der Pressefreiheit erschien die Zeitung erneut 1949.“

Die Zeitung wird heute in der fünften Generation von der Familie Schaper geführt. Das Verlagshaus J.C. Erhardt ist völlig selbständig und ohne Betieligung anderer Großverlage. Hier zur Selbstdarstellung auf der Verlagshomepage: https://www.ndz.de/kontakt/verlag.html


Zusammenstellung: Ralf Hermes, 25.04.2021

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