Gastbeitrag: „Braucht unser Journalismus Reformen?“

Hameln, 01.09.2023, übersandt 29.09.2023: Gedanken von Günter Bialkowski. Lesenswert mit guten Schlussfazit:

„Mit Sicherheit war früher nicht alles besser. Manches aber schon. Schauen wir heute in die Tageszeitungen, sehen wir uns von Perspektivlosigkeit und Gleichförmlichkeit umgeben. Gefühlt schwächelt unser Land, unsere Journalisten und Medienschaffenden berichten, kommentieren und zelebrieren uns die Welt im Stil eines resignativen „weiter so“. Von Aufbruchstimmung keine Spur, wiewohl gerade sie nötig wäre! An zwei nachfolgenden Überschriften die ich am 29.08 23 zufällig in der Dewezet fand, lässt sich aufzeigen, dass die heutigen Zeitungsmacher gut in der Analyse, der Problem-Beschreibung und manchmal auch der Zuspitzung sind, sich aber schwer tun, Problemlösungen mit zu liefern. Früher nannte man das ganzheitliches Denken und Arbeiten! „SPD-Fraktion will Mieterhöhungen begrenzen“ und „Viele Piloten fliegen übermüdet“, diese beiden Beiträge sind fast schon exemplarisch. Während man im ersten Beitrag am Schluss noch spürt, wem die Verfasser näher stehen (hier der FDP). Belässt man es im zweiten Beitrag bei der reinen Fakten-Information.

Es stellt sich die Frage, welches Denken, gar Gefühle sollen hier bei der Zielgruppe im ländlichen Raum angesprochen, gar aktiviert werden? Für Perspektivenreichtum oder Inspiration stehen m.E. beide Beiträge nicht! Da sich unser Land vor allem durch langjährige Versäumnisse der Vorgänger-Regierung und durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine in besonders komplexen Problemlagen befindet, könnten Zeitungen und Medien für die Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas sorgen. Konkret: wir bräuchten einen besseren Journalismus, einen, der in der Lage ist, Verständnis-, Verbindungs- und Aktionsräume zu schaffen, um die Sprachlosigkeit der Institutionen untereinander einzudämmen und die unwürdigen, öffentlich geäußerten Hasstiraden abzubauen! Was die Politik, die Parteien hier im zwischenmenschlichen Bereich nicht leisten können, nämlich den verloren gegangenen öffentlichen Diskurs auf Augenhöhe wieder in Gang zu setzen, qualitativ gar weiter zu entwickeln, könnten, wenn alle aus Weimar von damals gelernt haben Presse und Medien heute alles besser machen! Gebraucht wird ein höchstmöglicher „gesellschaftsdienlicher“ Journalismus: im Ansatz kritisch, Veränderungen sensibel wahrnehmend, in der Zielsetzung viele Menschen ansprechend an der Gestaltung der Zukunft beteiligen!

Für mich bedeutet dies vor allem die Abkehr von der übertriebenen Promisierung öffentlicher Personen (Ersatz-Adel von heute), die Eins zu Eins-Kommentierung durch ganzheitliches Denken und Schreiben ersetzen. Und last bat not least, der überbordenden Erwartungshaltung Politik und Staat müssten alles richten durch überzeugende Argumente, Zahlen- und Forschungs-Material etc. entgegentreten!“

Günter Bialkowski


unverändert veröffentlicht am 01.09.2023, herral

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