Hameln, 01.06.2025: Günter Bialkowski schreibt …
Liebe Leserinnen und Leser,
„Lockt das die Kundschaft an, wenn Lidl und Aldi die Preise senken“, fragte die Moderatorin der ZDF-heute-Sendung am 26.05.25 die Zuschauer? Ich weiss nicht wie Sie reagiert haben. Mir war längst klar geworden, dass bald etwas passieren musste. So konnte es jedenfalls nicht weitergehen. In allen SB-Läden die ich häufig besuche, stapelten sich die Waren, wurden zusätzlich überquellende Tische aufgestellt. Eine leistungsfähige Landwirtschaft und industrielle Güterproduktion in Deutschland warb so um Abnehmer. Dazu kommt noch das Angebot aus Nachbarländern und aller Welt.
Wie konnte es dazu kommen? Natürlich sind es die Teuerungen der letzten Zeit, die die Kundschaft kritisch beäugte und die viele Konsumenten mit kleinem Geldbeutel zwangen, nur das lebensnotwendigste einzukaufen. Der Handel sucht die Teuerungen durch die hohen Energiekosten zu rechtfertigen. Ob damit aber alles erklärt ist, wollten viele Konsumenten nicht glauben.
Auch ich frage mich, ob der Handel und die großen Lebensmittel-Konzerne hier ihre Macht nicht überzogen haben. Viele Menschen durchschauen inzwischen die Machtpositionen der Großkonzerne, wissen dass Bauern und Kleinerzeuger jeden Preis den die Großen festlegen akzeptieren müssen. Und so konnten Kunden das Versagen des Marktes, der in Wirklichkeit echte Konkurrenz und fairen Wettbewerb nur noch bedingt zulässt hautnah miterleben. Nun endlich werden viele Menschen dauerhaft auf günstigere Preisgestaltung hoffen.
Für unsere Tagespresse vor Ort ist das aus meiner Sicht ein Fiasko: wo haben Tageszeitungen die Teuerungen nicht nur für Grundnahrungsmittel wirklich längerfristig untersucht und die komplexen, inneren Funktionsweisen des Handels dem Endverbraucher dargestellt? Hier tut sich ein Dunkelfeld auf! Es scheint, dass örtliche Redaktionen ausschließlich die Verbraucher-Zentralen für diesen Teil der Wirtschaft zuständig halten. Sie handeln offenbar nach der Devise nur nicht anecken, wir halten uns da raus, es könnte ja wehtun. Es wäre wünschenswert, wenn auch die DWZ sich wieder mehr der Lebenssituation der wirtschaftlich schlechter bzw. unterversorgten Gruppen in unserer Gesellschaft annehmen würde. Bei den Teuerungen der letzten Zeit waren sie jedenfalls hörbar leise.
Die Politik und das Kartellamt sollten die Praktiken im Lebensmittelsektor fühlbarer im Blick haben, denn auch hier ist die Ungleichheit zum Hauptproblem angewachsen. Vielleicht brauchen wir alsbald wie auf dem Wohnungsmarkt eine Lebensmittel-Bremse, denn die großzügig gewährten Preisnachlässe passieren viel zu selten. Und sie zeigen uns, dass die Gewinnmargen zu hoch gegriffen und zu dem ungerecht verteilt sind. Mit anderen Worten: Alle Bundestags-Abgeordneten die in unserer Region ihren Wohnsitz haben, hätten hier schon viel früher mal Realitätsabgleiche vornehmen können. Die Mythen, dass der Markt schon alles regelt sind wirklichkeitsfremd und – eben Mythen und dies zum Nachteil der ärmeren Schichten.
Günter Bialkowski