Hameln, 11.11.2025: Günter Bialkowski schreibt zum Abschied:
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es ist schon ein paar Tage her, als ich hier im Hamelner Bote meinen ersten Beitrag veröffentlichte. Dann besuchte mich Ralf Zuhause im Riepenblick, wir lernten uns näher kennen und stellten fest, dass es meinungsmäßig viele Gemeinsamkeiten gab, seit her fühle ich mich in seinem Team gut eingebunden. Und auch Sie liebe Leserinnen und Leser lernten mich nach und nach kennen. Zuletzt sorgte mein Porträtfoto für schnelles erkennen. Ich hoffe, dass ich Sie mit meinen Beiträgen nie langweilte und vielleicht auch hier und da etwas zum Thema beitragen konnte.
Mir hat jedenfalls die Mitarbeit im Boten gut getan, habe gerne für Sie geschrieben und meine grauen Zellen hatten Arbeit, so konnte ich auch etwas für meine geistige Fitness tun. Ist vielleicht auch etwas für Sie liebe Leserinnen und Leser …? Das interessante beim Schreiben ist: man nimmt teil am öffentlichen Meinungsbildungsprozess und kann sich ein wenig als Korrektiv zu all den Profis am Markt behaupten. Wenn das viele tun, ist das immer gut für unsere Demokratie. Und so sehe ich auch die Funktion des Hamelner Bote für diese Region als bedeutsam an.
Da es hier nur eine Tageszeitung gibt, was ich für unausgewogen halte, ist es doch für Hameln und sein Umland optimal, dass der Ralf bei Zeiten den Hamelner Boten, eine private und nicht kommerzielle Seite installiert und aufgebaut hat. Hier wünsche ich dem Ralf für sein Engagement noch viele gute Tage und Mitarbeiter die mit ihm an einem Strang ziehen. Ich sehe in Hameln so viel Potenzial für den Boten, sehe gesellschaftliche Räume und Gruppen die von der Tageszeitung nicht hinreichend bedient werden. Die Altenpflege-Situation unserer heimischen Alten findet nicht die Aufmerksamkeit die sie verdienen. Diese heutigen alten Frauen und Männer haben schließlich unseren heutigen Staat nach 1945 wieder aufgebaut … wer weiss das heute noch? Wir brauchen mehr Hilfen, Zuwendung und Mittel für die ganz Alten ab 90 J. aufwärts. Sie gehören zur Gruppe der wahren Verlierer, was nützen uns die Erfolge der Altersforschung und der modernen Medizin, wenn die Weiterentwicklung der Gesellschaft und die politische Verantwortung stagnieren! Ein Blick auf die zerrütteten und getrennt lebenden Familien genügt, um zu erkennen, dass auch sie die vormals erbrachten Leistungen ( meist waren es die Töchter ) nicht mehr erbringen können.
Ich sehe aber auch die Arbeit, die psychische Belastung die der Job für Ralf mit sich bringt. Und das alles auf freiwilliger Basis. Deshalb möchte ich hier einmal inne halten und danken: Lieber Ralf, für deine unermüdliche Arbeit gebührt Dir Dank und Anerkennung und ganz persönlich: ich habe gerne mitgearbeitet, weil der Hamelner Bote eine Forum ist, ähnlich wie radio aktiv und das Format Spätlese, welche aus echtem Bürgerengagement entstanden sind.
Und warum erzähle ich Ihnen das alles liebe Leserinnen und Leser? Weil das einmal gesagt werden muss, denn es bleibt mir nicht mehr zu viel Zeit. Seien Sie nicht überrascht, auch ältere Menschen ziehen mal um. Auch ich ignoriere den bekannten Volksspruch „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, und ziehe nach NRW ins Lippe-Land, schließlich sind wir im digitalen Zeitalter angekommen und alte Regeln verlieren an Bedeutung. Unter dem Motto der Familien- Zusammenführung ziehe ich mit meiner Frau zu unserem ältesten Sohn. Allerdings warten wir noch auf einen freien Pflegeplatz vor Ort für meine pflegebedürftige Frau. Das kann manchmal dauern, aber manchmal auch schnell gehen. Jedenfalls - der Entschluss ist gefasst, die ersten Vorkehrungen sind getroffen und da gibt es ja noch die Bürokratie: Verträge müssen eingehalten werden! Und so ist dies nun mein letzter Beitrag, ich danke allen Lesern und Leserinnen für die schöne Zeit und wünsche Ihnen und dem Hamelner Boten eine gute Zukunft - digital und analog.
Einen allgemeinen Rat, vielleicht ist es auch mehr ein Wunsch zum Schluss, weil ich an diesem Thema noch gerne dran geblieben wäre! Wir alle müssen wieder mehr Nähe in unsere Kommunikation einbringen. Auch unsere Zeitungen und Medien zeigen hier große Defizite. Professionalisierung und Experten sind eben nicht alles. Hier räume ich dem Hamelner Bote große Chancen ein. Unsere Informations-Vermittlung sollte auf Augenhöhe und ja - auch mit mehr Emotionen und Haltung erfolgen. Denn das habe ich hier in meinem näheren Umfeld in Hameln festgestellt: besonders alte Menschen kommunizieren kaum mehr miteinander - Abkapseln und Schweigen ist angesagt. Das muss nicht sein, ist auch menschenunwürdig, denn der Mensch ist auf Kommunikation angelegt. Der offenkundigen Entfremdung und Isolierung im Alter sollten wir alle gemeinsam entgegen wirken, denn viele Menschen müssen auf die Geborgenheit einer intakten Familie aus verschiedenen Gründen verzichten. Hier könnten Heimatzeitungen mehr tun, wenn sie denn die Nöte dieser Gruppe erkennen würden. Ich fürchte, wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir Tafeln und Aufwärmstuben brauchen, wo wir uns unsere seelische Nahrung, Nähe, Mitgefühl, Respekt und Fürsorge abholen können. Denn unsere geschichtlich gewachsene soziale und menschliche Infrastruktur zerbröselt gerade, hält den epochalen Veränderungen nicht mehr stand!
Ich wünsche Ihnen alles Gute - und bleiben Sie trotz allem fröhlich,
Ihr
Günter Bialkowski
herral, 11.11.2025
Von mir dazu zu einem späteren Zeitpunkt noch ein Beitrag.