Hameln, 24.12.23: Dieser Gastkommentar von Günter Bialkowski vom 09.12.2023 ist in der Alltags-E-Mail-Flut übersehen worden. Ich finde ihn wichtig und lesenswert, daher hier verspätete veröffentlicht:
In der Dewezet vom 02.12.23 fanden sich zwei Überschriften. Stefan Stosch stellte die Frage, „Ist Deutschland dabei, sich zu militarisieren?“ (Verbale Aufrüstung). Ein paar Seiten weiter warfen Jan Sternberg und Sebastian Heintz einen Blick auf den Milch-Milliardär Theo Müller „Molkereimilliardär trifft AfD-Chefin Alice Weidel“.
Wenn sich Leser und Leserinnen vielleicht fragen, was an diesen beiden Titeln interessiert, auf den ersten Blick erst einmal gar nichts. Oder vielleicht doch? Als Nachfahren unserer Großeltern- und Eltern-Generation pflegen wir ja unsere deutsche Erinnerungs-Kultur. Und so tauchten beim Lesen in meiner persönlichen Erinnerung die 50er Jahre mit aller Bräsigkeit und Rechtslastigkeit der Adenauer-Ära wieder auf. In meiner Heimatstadt Gelsenkirchen wurde damals heftig über die Treffen Emil Kirdorfs, dem Begründer der Gelsenkirchener Bergwerks AG (GBAG) und späteren Millionär mit Adolf Hitler gestritten. Diese Treffen fanden bereits am 04.07.1927 und 07.01.1933 statt. Der Spiegel titelte später am 09.12.1984 mit dem Aufmacher „Das große Schmieren“ und in der Tat ging es auch damals um Spenden, um großes Geld und mehr für Hitler und seine NSDAP! Sage niemand: Geschichte wiederholt sich nicht!
Doch keine Angst, wenn ich dies hier schildere, hoffe ich, dass vielleicht einige unserer jungen Menschen einen Blick auf diesen Beitrag werfen. In keiner Weise ist es meine Absicht die genannten Personen in ihrer Bedeutung für Deutschland gleich zu setzen, zu diskreditieren oder gar zu erhöhen! Noch glaube ich, dass unsere Demokratie heute so fragil – ihrem Kipppunkt so nahe ist, wie es damals der Fall war! Aber – es gibt Milieubeschreibungen, politische Absichten und Handlungsweisen reicher, für mein Verständnis zu reicher Millionäre und Milliardäre, die durchaus vergleichbar sind. Deshalb ist das Erinnern, lautes Erinnern in Bild und Text, in Print- und E-Medien so wichtig! Selbst wenn die Erinnerungen unterhalb der hier erinnerten Schwelle liegen. Sie könnten ja beim Erkennen, Verstehen oder Einordnen von Geschichte heutigen Jugendlichen helfen.
Richtig interessant könnte es für unsere Erinnerungskultur werden, wenn sich die Heimat-Zeitung Dewezet mit einem speziellen Angebot für die ältere Generation öffnen würde. Es genügte schon für eine überschaubare Zeit einmal im Monat eine halbe Seite für Erinnerungen zur Verfügung zu stellen. So dass unsere älteren und sehr alten Bewohner mglw. zur letzten Selbstvergewisserung oder Korrektur der selben, unter der vorgegebenen Themenstellung „Wie war das noch – damals …?“ erzählen und schreiben könnten.
Günter Bialkowski
übersandt am 09.12.2023, veröffentlicht am 24.12.2023, herral