Eigener Bericht: Kommentar zum aktuellen „Tacheles-Newsletter“ vom 13.10.2024. #dewezetkorrektiv

Hameln, 13.10.2024: Heute wurde das neue Tacheles vom Chefredakteur der DEWEZT verschickt. Zuerst der Link zum Lesen, dann folgt mein Kommentar dazu:

https://www.dewezet.de/lokales/hameln-pyrmont/80-millionen-bundestrainer-80-millionen-chefredakteure-und-warum-sie-irren-EP3T3KR6FRFEHI5VVBILYWOLAM.html

Hier meine Meinung:

a) Zur Titelzeile „80 Millionen Bundestrainer, 80 Millionen Chefredakteure – und warum sie irren“. Die Gesamtausgabe der DEWEZET weist eine Auflage von etwa 45.000 Exemplaren auf. Gemessen an der Einwohnerzahl von Hameln-Pyrmont könnten potenziell bis zu 150.000 Personen (Chefredakteure) erreicht werden.

b) Frage: Empfindet noch jemand den Stil im Umgang mit Beschwerden als unangenehm? „Ein Hamelner Lobbyist ruft in der Redaktion an und pault unseren Volontär an“ Die Wortwahl und das Framing könnten neutraler sein. Mir wäre es unangenehm, wenn mein Chef öffentlich mit einer solchen Wortwahl über Menschen sprechen würde, die ihre Anliegen / Beschwerden vorbringen. (Nein, ich war nicht derjenige, der sich beschwert hat.)

Worum ging es: Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September bot Hameln eine Vielzahl von Aktivitäten an. Zusätzlich gab es einen Bürgerworkshop zur Anpassung an Klimafolgen und einen Vortrag über die Euthanasie während der NS-Zeit. Leider wurde darüber nicht berichtet.

d) Herr Thimm erläutert, dass die Zeitung kontinuierlich das Leseverhalten beobachtet, indem sie erfasst und dokumentiert, welche Artikel häufig gelesen werden. Dies ist bei der Analyse von Homepagezugriffen auf einzelne Artikel möglich. Wie dies jedoch beim Lesen des E-Papers umgesetzt wird, bleibt mir unklar. Für die gedruckte Zeitung ist dies nicht möglich. Herr Thimm verweist hier auf die Messung mittels „Readerscan“, deren Ergebnisse den Homepagezugriffen sehr ähnlich seien. Ein Blick ins DEWEZET-Archiv zeigt, dass die letzte Readerscan-Erhebung im Jahr 2009 stattfand. Seitdem wurde unter diesem Stichwort kein weiterer Bericht veröffentlicht. Die Erhebung war zudem nicht repräsentativ, wie der Artikel vom 12. Dezember 2009 auf Seite 12 darlegt.

e) Herr Thimm nennt dann Zahlen erfolgreicher Berichte wie „Katzenbaby gequält“ mit 3.215 Zugriffen und den Folgebericht mit 1952 „Klicks“. Drei Artikel zum Thema und insgesamt 6.600 Klicks von Leserinnen und Lesern.

Zum Vergleich. Die DEWEZT hat in ihrer Gesamtausgabe eine Verbreitung von 44.744 Exemplaren. Drei Zeitungsausgaben = 134.232 potentiell Lesende.

f) Einige aktuelle Zahlen: Im ersten Quartal 2024 verzeichnete die DEWEZET-Ausgabe Hameln einen erneuten Rückgang von diesmal 306 Abonnenten. Die Verbreitung sank im Vergleich zum Vorjahr um 9,47 %, wie in der IVW-Kennzahlenübersicht für das Quartal ersichtlich ist.

g) Die von der Chefredaktion verfolgte Strategie bewerte ich als Clickbait und preiswerten Journalismus. Ein Beispiel hierfür ist der Verlaufsbericht, den angeblich niemand mehr lesen will. Solche Berichte erfordern einen erheblichen Aufwand. Ein Journalist muss die Veranstaltung persönlich besuchen, am Ende möglicherweise Interviews führen, die Besucher befragen und dann einen Bericht verfassen. Das nimmt leicht vier Stunden in Anspruch, unabhängig von der Anreise. Könnte dieser Aufwand nicht auch ein Grund für den Verzicht sein? Telefonate oder Recherchen im Internet sind dagegen zeitlich viel weniger aufwendig. Der Nachteil dieser Methode ist der Verlust des persönlichen Kontakts zu den Menschen. Die Konsequenz eines auf Klickzahlen ausgerichteten Geschäftsmodells ist der Verlust einer positiven emotionalen Bindung zu den Lesenden und gesellschaftlichen Akteuren. Langfristig bedeutet das eine Entfremdung und letztendlich die Kündigung von Abonnements.

h) Es gibt keinen Patentrezept, um aus einem Dilemma herauszukommen. Eines ist jedoch gewiss: Überheblichkeit, Arroganz und Unantastbarkeit sind in einer Krise keine geeigneten Begleiter.

i) Was tun? Einladung annehmen? Herr Thimm endet konstruktiv mit einer Einladung: „Und falls mal jemand von Ihnen Lust hat, die Redaktion in echt einen Tag lang zu begleiten, dann fühlen Sie sich herzlich eingeladen. Einfach bei mir melden, dann machen wir das für Sie möglich.„.

Können wir ja mal drüber sprechen, am Donnerstag, den 17.10.2024 um 19.30 Uhr im Mitrwirklabor von Smart City. Wer macht mit? Wer kommt mit?

Ralf Hermes, 13.10.2024

2 Gedanken zu „Eigener Bericht: Kommentar zum aktuellen „Tacheles-Newsletter“ vom 13.10.2024. #dewezetkorrektiv“

  1. Danke für den Kommentar. Ich habe den Bericht von Herrn Thimm gelesen und mich schon gewundert wie er die Vorlieben der Leser der Dewezet in gedruckter Form feststellen will. Sitzt er mit am Frühstückstisch? Auch die Einteilung in die Altersstruktur find ich fragwürdig. Wir lesen seit mehreren Jahren unsere Zeitung online und gehören nicht zur Altersstufe 18-50 Jahre. Vielleicht liegt das Desinteresse an einem Zeitungsabo auch daran, dass der Berichtsbereich zu groß geworden ist. Es ist vielleicht verständlich das sich Hamelner (und Umland) nicht unbedingt für Sportergebnisse aus Rinteln interessieren aber gerne Berichte von den diversen Mannschaften oder Vereinen vor Ort hätten. Dies war vor allem für uns ein Grund kein Abo mehr abzuschließen. Die aktuellen Weltnachrichten liefert mir jede beliebige Tageszeitung. Wichtige Infos von meiner näheren Umgebung erwarte ich von einer Tageszeitung vor Ort. Dazu gehört für mich Politik, Vereine, Sport, Termine und aktuelle Ereignisse. Das Interesse der Lesenden nur an einer Katzenrettung festzumachen halte ich für sehr kurzsichtig.

  2. zu G): Neulich war ich Gast einer Informationsveranstaltung. Die Lokalschmonzette hatte die Sause garnicht angekündigt. 6Tage später erschien ein Bericht in der Dewezet. Ein Reporter berichtete, zitierte anwesende Personen und ihre Statements – nur weder die Zitierten noch der Redakteur der Dewezet waren auf der Veranstaltung überhaupt anwesend. Ich rief an und bekam freimütig ein Geständnis:
    „Alles zusammengeschrieben aus Pressemitteilungen und alten Artikeln“.
    Eigentlich wollte ich das nicht kundtun – wir haben uns gut verstanden. Nur, nachdenklich macht das schon.
    Dem aufmerksamen Leser des Hamelner Boten dürfte klar sein, um welche Veranstaltung es sich handelt. hültho

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