Eberhard Schiffmann und Helga Schiffmann waren eine Einheit. Sie demonstrierten zusammen, sie unterzeichneten die Leserbriefe zusammen. Sie setzten sich zusammen ein, für eine friedliche, atomstromfreie, umweltfreundliche Welt.
Es schmerzt zu lesen, dass Dr. Eberhard Schiffmann diese Welt, für die er sich gemeinsam mit seiner Frau so eingesetzte, hat verlassen müssen. Er starb am 1. November 2020 vierundzwanzig Tage vor seinem 87. Geburtstag.
In der Todesanzeige schreibt Helga Schiffmann im Namen der Familie, dass Herr Schiffmann nach einem erfüllten Leben und langer Krankheit friedlich eingeschlafen ist. „Wir sind dankbar, dass wir ihn auf seinem Lebensweg begleiten durften.“
„Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.“ Peter Strauch.
Ich kannte das Ehepaar Schiffmann als langjährige Mitglieder im BUND, von vielen Demonstrationen und einer ganzen Reihe von Leserbriefen. Beide gemeinsam engagierten sich vielfältig. In der Kirche, im Umweltschutz und in der Friedensbewegung. Das DRK ehrte sie für über 50 Jahre Mitgliedschaft. Im Februar 2003 unterzeichneten sie einen Aufruf „Kein Krieg gegen Irak“ und der kompromisslose Streit für den Frieden war ein Kennzeichen beider. Eberhard Schiffmann engagierte sich im Hospiz-Verein Hameln, für den er Vorträge hielt. Engagiert und kämpferisch waren beide in der evangelischen Kirche aktiv. Hier setzten sie sich schon früh auch für die Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften ein. Als Mitglieder im Kirchenvorstand Aerzen aktiv, schenkten sie u.a. im Treffpunkt Cafe fair gehandelten Kaffee und Tee aus. Gerechtigkeit und Fairness waren ihnen wichtig.
Das Atomunglück von Tschernobyl bewegte den technikbegeisterten Zahnarzt Schiffmann und seine Ehefrau zu einem rigorosen Umdenken. Seitdem waren beide leidenschaftliche und konsequente Mitstreiter der Anti-Atomkraft-Bewegung. Aktiv auch in der Bürgerinitiative Weserbergland setzten sie sich auch gegen das Zwischenlager in Grohnde ein. 1991 unterschrieben beide den Aufruf der Ärztinnen und Ärzte für ein besseres Müllkonzept in Hameln-Pyrmont und warnten zugleich vor den Risiken der Müllverbrennung. Stark machten sie sich für Alternativen in der Abfallbeseitigung wie auch für die Entwicklung umweltfreundlicher Energieträger.
Diese Aufzählung kann nur einige wenige Facetten eines langen, engagierten Lebens ansprechen.
„Es waren wertvolle und intensive Beziehungen, die für beide Seiten einen einzigartigen Stellenwert hatten.“ So der Text in der Traueranzeige.
Die Familie freut sich statt zugedachter Kranz- oder Blumenspenden über eine Unterstützung der Obdachlosenhilfe durch das Straßenmagazin „Asphalt“. Spendenkonto:
Asphalt-Magazin – IBAN DE35 520604100000602230 – Verwendungszweck „Trauerfall Schiffmann“
In unseren Herzen lebt Dr. Eberhard Schiffmann weiter. In Gedanken sind wir bei seiner Ehefrau und der Familie.
Ralf Hermes, 12.11.2020
Anzeige des Anti-Atomplenum Weserbergland vom 14.11.2020
Nachtrag 23.12.2020: