Hameln, 18.04.2023: Günter Bialkoski zu (u.a). einem DEWEZT Beitrag über „völkische“ Siedler vom 14.04.2023:
Liebe Leserinnen u. Leser, sagt Ihnen der Name Martin Raabe etwas? Wenn nicht, lohnt es sich diesen ehemaligen Pastor kennen zu lernen! Aber sicher kennen Sie die Lüneburger Heide! Und Sie verbinden mit dieser idyllischen Landschaft vielleicht ein paar Sehnsüchte nach Natur, Ruhe, Geborgenheit und einfachem Leben und der Möglichkeit dem Alltags-Stress zu entfliehen! Ja, aussteigen, das wär doch was! Und wenn Sie sich in der Geschichte auskennen, fallen Ihnen auch christliche Menschen ein, die schon sehr früh ihren Traum vom einfachen Leben und vom Ausstieg verwirklicht haben. Damals nannte man sie Einsiedler Mönche und ihre Lüneburger Heide waren die Wüsten im Nahen Osten? Doch zurück zu Martin Raabe, dem ehemaligen Pastor der Evang. Kirche. Er war mal Gemeinde Pastor in Ebstorf, Landkreis Uelzen. Und er wohnt immer noch gerne dort! Doch seit einiger Zeit beunruhigen ihn seine Nachbarn. Es sind meist zugezogene neue Dorfbewohner, aber nicht nur! Diese Nachbarn ticken irgendwie anders? Und er macht dies vor allem am gesellschaftspolitischen Weltbild fest. „Diese Leute sind nicht zu unterschätzen. Es sind nicht die Bomberjacken- und Glatzkopf-Typen, es sind sehr gebildete Menschen.“, DWZ 14.04.23. Diese neuen Siedler mit großer Sehnsucht nach Gestrigem und germanischem Brauchtum, sogenannte Völkische Siedler bereiten Raabe und anderen Bewohnern große Sorgen, weil sie rechtes Gedankengut weiter tradieren! Auch deshalb hat er mit Gleichgesinnten vor Jahren die „Gruppe beherzt“ gegründet. Ziel dieses Projektes ist es für Toleranz, Vielfalt und demokratische Werte in unserer offenen Gesellschaft einzutreten! Raabe möchte die Menschen aufrütteln der rechten Unterwanderung in seinem Dorf und Niedersachsen entgegen zutreten, denn diese Gefahr wird häufig unterschätzt und durch ländliche Strukturen nicht selten tabuisiert! Und diese Szene ist inzwischen gut vernetzt. So reisten nach seinen Erfahrungen zu einer germanischen Hochzeit, die nach heidnischem Eheritual durchgeführt, viele Besucher aus Deutschland, der Schweiz und Österreich an. „ Das hat stark sektenähnlichen Charakter“. Und Aussteiger und Aussteigerinnen, so der 73 Jährige, lebten in Angst und Anonymität. Das kennen wir doch von anderen kirchenähnlichen Sekten! Wen wunderts, dass diese völkischen Siedler vom Verfassungsschutz mit z.T. nachrichtendienstlichen Mitteln beobachtet werden! Doch wie erkennt man solche Nachbarn, die vermehrt Höfe kaufen, sich als Handwerker, Naturschützer, Therapeuten oder Elternsprecher niederlassen und engagieren und in Vereinen und Gemeinde-Gremien langsam Fuss fassen? „Kriminell fallen die völkischen Siedler mit ihrer rechten Ideologie in den Landkreisen Uelzen und Lüneburg nicht auf, sagt Kai Richter, Pressesprecher der Polizeiinspektion Lüneburg.“ , Harz-Kurier 14.04.23 ! Wie aber können wir unsere Demokratie vor rechter Unterwanderung schützen und bewahren? Die Süddeutsche Zeitung widmet dem Thema „Aussteiger“ seit Jahren große Aufmerksamkeit. Da gibt es die religiös Verzückten, die erfolgreichen Selbst-Optimierer, die größten Sport-Talente u.v.a. die alle irgendwo ihr Paradies, ihre Lüneburger Heide suchten und fanden. Um diese Menschen geht es hier jedoch nicht! Im Fokus stehen die freundlichen Unruhestifter die unsere freiheitliche Demokratie mit Werten und Rechtsstaatlichkeit nicht ertragen können. Die angepasst in der Heide und ländlichen Räumen siedeln und langfristig eine andere Gesellschaftsordnung anstreben! Diesem Personenkreis müssen wir uns entgegen stellen. Auch wir Älteren, die wir zum Teil die NS-Diktatur oder die unmittelbare Nachkriegszeit miterlebt haben! Der Hamelner-Kunstkreis informierte gerade ausführlich mit der Ausstellung „ Im Westen nichts Neues“ wie es mit unserer Weimarer Demokratie bergab ging als es zu wenige Demokraten gab, die diese erste Demokratie schützten! Einen zweiten Aufguss dieser irrationalen Entwicklung unter welcher Maskerade auch immer, ob mit Springer-Stiefeln oder bürgerlich angepassten Aussteigern darf es nicht geben! So wie der heute 73 jährige Ex-Pastor Kraft und Energie investiert, um Mitstreiter zu gewinnen und ein schwelendes völkisches Siedler-Problem und deren Sympathiesanten-Umfeld öffentlich zu machen, so sind auch wir jüngeren, mittleren und älteren Alten gefordert wachsam zu sein. Ich finde, wer immer unser heutiges verlängertes Leben sinnvoll nutzen möchte, der sollte um unserer Kinder und Enkelkinder Willen sich sensibilisieren und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Aufmerksam und wachsam sein und bei Auffälligkeiten sich einmischen oder Verbündete suchen, kann man auch im hohen Alter. Kranke und altersdemente-Menschen sind hier ausdrücklich nicht gemeint. Ich glaube sogar, dass Martin Raabe, der ehemalige Pastor hier ein persönliches Zeichen setzen wollte: Schaut her Leute, verlasst die ausgetretenen Wege der letzten Lebensphase, ob in der eigenen Wohnung oder im Altenheim seit innovativ, setzt alle Ressourcen für unsere Demokratie ein! Weil wir verstanden haben! Günter Bialkowski
Hintergrundinfo zu den „völkischen Siedlern“ und Pastor i.R. Martin Raabe:
https://www.buendnis-toleranz.de/archiv/themen/demokratie/175744/gruppe-beherzt
https://www.zeit.de/news/2023-04/13/voelkische-siedler-in-der-heide-verfassungsschutz-beobachtet
herral, 18.04.2023