Hameln, 12.01.2024 – Günter Bialkowski schrieb: „Wird der Monat Januar gar zum Wutmonat des Jahres?“
Liebe Leserinnen und Leser!
schauen wir in unserer Tageszeitungen, reiht sich seit 3 Tagen ein Aufreger-Kommentar an den anderen. Nur die DWZ belässt es bis heute bei einer dürftigen Information ohne Vertiefung! Wird der Monat Januar gar zum Wutmonat des Jahres? Drei Stichworte beschreiben die Hauptprobleme, die die Republik derzeit erregen: Bauern-Demonstrationen, Bahnstreiks und Aktivitäten der Neuen Rechten. Will man die Lage ganzheitlich verstehen, empfehle ich für die Spurensuche einen anderen Blick! Die Geschichtsvergessenheit und die Eins zu Eins-Kommentierung mancher Redaktionsleitungen können wir uns heute eigentlich nicht mehr leisten. Zu weit ist die Bildungsspaltung in Informierte und Abgehängte innerhalb unserer Gesellschaft schon voran geschritten. Studien zeigen, dass manche JournalistenInnen viel intensiver über wirtschaftliche/gesellschaftliche Zusammenhänge berichten würden, wenn man sie nur ließe!
Unsere Bauern geben vor, dass die Agrarpolitik seit Jahren, manche sagen sogar seit Jahrzehnten gegen sie gerichtet ist. Die ständigen Auflagen und finanziellen Belastungen aus Brüssel und Berlin haben diesen bundesweiten Protest ausgelöst. Die Sparmaßnahmen dieser heutigen Ampel-Koalition sind offenbar der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Bei der Bahn haben Vorgänger-Regierungen große Versäumnisse, falsche Weichenstellungen (einst wollte man in völliger Verblendung sogar an die Börse) zu Strukturproblemen geführt, die sich nun auf allen Ebenen aber besonders im Personalbereich bemerkbar machen. Die GdL versucht nun mit Nachdruck und Warnstreiks der ständigen Arbeitsverdichtung mit entsprechenden psychischen Belastungen bei den Lokführern, Arbeitszeit-Verkürzungen auszuhandeln.
Für uns Verbraucher, Konsumenten, in jedem Fall Betroffene lösen diese demokratischen Aktivitäten dieser gesellschaftlichen Gruppen/Branchen keine Freudenreaktionen aus. Eher ist das Gegenteil der Fall, dennoch spüren wir alle, dass sich durch Inflation und gewinnunterlegtes Wirtschaften unserer Unternehmen die Verteilungskämpfe heute zugespitzt haben. Bedenklich finde ich, dass Gruppen mit modernstem technischen Now How und medialer Begleitung in der Öffentlichkeit besser abschneiden als Protestierende anderer Branchen. Die Überbetonung mancher Zeitungen und Medien, dass nur der Mittelstand die Wirtschaft am Laufen hält ist nicht nur falsch, sondern auch ungerecht. Wenn z. B. die Mitarbeiter der Pflegebranche heute auf die Straße gehen, was m.E. viel zu wenig passiert, um für ihre Interessen zu demonstrieren, dann finden sie durch unsere freie Presse nicht die Aufmerksamkeit die sie verdienen. Auch sie arbeiten hart und halten damit unser System in humanitärer Balance, was unsere Presse eigentlich deutlicher kommunizieren müßte! Aber wie gesagt, es fehlt ihnen nicht nur das technische Gerät, sie haben auch nicht die vielschichtigen Vernetzungen in Wirtschaft und Medien. Hier zeigt unser Gesellschaftsmodell eine kräftige Schieflage!
Letzter Punkt, die Aktivitäten der neuen Rechten. Das Recherchenetzwerk Correktiv bringt uns da auf den neuesten Stand. Was läuft da konspirativ zwischen Rechten und der AfD? Pläne sollen entwickelt worden sein, wie bei gesicherten Machtverhältnissen Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht, „nicht assimilierte Staatsbürger“, sprich: Deutsche mit Migrationshintergrund das Land verlassen sollten. Es kann einem Angst und Bange werden, was heute in Deutschland schon wieder alles möglich geworden ist. Angesichts steigender Umfragewerte für die AfD mahnt der Verfassungsschutzpräsident Haldenwang vor der Gefahr für unsere Demokratie! Er fordert die schweigende Mehrheit auf, endlich für Freiheit und Demokratie einzustehen! Die „schweigende Mehrheit“, eine viel bemühte gesellschaftliche Gruppe – leider mit viel Versagenspotenzial!! Aktenkundig seit den frühen 1933 er Jahren. Ob es diesmal, wenn die AfD irgendwo zum ersten Mal die absolute Mehrheit erringen oder den ersten AfD-Ministerpräsidentenstellen wird, anders verlaufen wird? Vielleicht darf man gerade in Niedersachsen daran erinnern, „Wie Hannover 1933 in nur 100 Tagen nationalsozialistisch wurde …“.
Helfen wir alle mit, dass 2024 mit vier anstehenden demokratischen Wahlen nicht zum Schicksalsjahr für unseren Demokratie wird!
Günter Bialkowski