Gastbeitrag zu: „Die Idee von Amerika lebt – trotz allem“, DEWEZET, 13.04.24

Hameln, 154.04.2024: Günter Bialkowski zu einem Beitrag vom Sebastian Moll im überregionalen Teil der DEWEZT vom Samstag:

Die „Wochenende“-Beilage der DWZ , die inhaltlich vom RND-Netzwerk-Deutschland aufbereitet wird, finde ich von den Themen und dem konstruktiven Schreibstil interessant und lesenswert. Im konkreten Fall versucht der Autor Sebastian Moll, der in New York lebt, für uns ein fassettenreiches Bild  von Amerika vor der entscheidenden US-Wahl im Herbst einzufangen. Man spürt als Leser, wie er nicht nur über die Graubereiche und Probleme der US-Gesellschaft berichtet. Für uns sehr interessant sein konstruktiver Schreibstil: neben harten Fakten lässt er immer wieder neue Perspektiven, Gedanken und potenzielle Lösungen einfließen, wie der amerikanische Traum an jede neue Generation selbst in der jetzigen, hitzigen Wahlkampf-Phase offengehalten werden kann. 

Was macht Amerika aus? Es gibt ja nicht nur das neo-liberale Amerika mit seinen kapitalistischen Auswüchsen, seiner starken Wirtschaftsmacht und weltweiten Verpflichtungen. Ein großes, fortdauerndes Thema ist das ganze Leben umfassende Versprechen, welches letztlich jedem Individuum sein Streben nach Wohlstand und Glück offen halten soll! Dieser hohe Anspruch birgt großes Potenzial des Scheiterns. Wie der Verfasser Sebastian Moll aufzeigt. Und wie uns Bilder von rassistischen, religiösen, kriminellen Gewalt-Exzessen auf Amerikas Straßen fast täglich zeigen.

Dennoch sieht er das amerikanische Gemeinwesen von der Theorie her nach wie vor als neutral an. „Jeder hat im Privaten die unbegrenzte Freiheit zur Selbstverwirklichung.“, „sofern er sich an die gesellschaftlichen Regeln und Gesetze hält.“
Und so geht es auch bei dieser Wahl in dem total gespaltenen Land zwischen den Kandidaten, dem amtierenden Präsidenten Joe Biden und dem vormaligen Präsidenten Donald Trump darum, „dass große Versprechen (an alle Generationen), die große romantische Idee am Leben zu erhalten“. Und diese Idee wird Amerika nicht kampflos aufgeben, so der Autor! Wie er diesen letzten Satz versteht, lässt er uns leider nicht wissen. Ob demokratisch oder durch Bürgerkrieg? Sein interessanter Beitrag und die tägliche Nachrichtenlage aus dem tief gespaltenem Amerika, lassen beide Denk-Szenarien zu!

Nach dieser Lektüre mußte ich erst einmal tief durchatmen, denn im Abgleich mit unserer Lage in Deutschland, auch mit unserem schreibenden Journalismus im Landkreis Hameln-Pyrmont sind mir doch große Zweifel gekommen. Meine Gedanken kreisten um die Frage, welches Bild zeichnen unsere Medien? Mit welcher Art heute möglicher Journalismen werden wir von unserer Heimat-Zeitung DWZ versorgt? Was dominiert in der Themenauswahl, der Berichterstattung? Gibt es zu viel Schwarz/Weiss, zu wenig Zwischen-Töne bei den agierenden Journalistinnen und Journalisten? Was treibt die Redaktion an? Legt sie wert auf voran gehende Reflektion, betont sie das Gemeinsame, verzichtet sie auf Polarisierung? Und wie sieht der neue Chefredakteur seine Rolle im täglichen Getriebe unserer Mittelstadt mit größeren Anteilen ländlicher Bevölkerung?
Welche Orientierung möchte er bei Krieg, Klimakrise, Korruption und überbordendem Kapitalismus den Menschen anbieten? Wird er einen konstruktiven Journalismus entwickeln? Der an Lösungen orientiert ist? Der auf Streit und Konflikt zugunsten unseres Gemeinwohls und unserer gemeinsamen Zukunft Willen verzichtet!

Kurzum - Umfragen zeigen, die Menschen wünschen sich mehr Lösungsideen im deutschen Journalismus. Auch der DWZ könnte ein Nachdenken über ihre Rolle, ihrem Journalismus in der Region gut tun! In jedem Falle sollte sich die Crew der DWZ-Akteure Ihrer komfortablen Position als allein agierendes Medium in der Region bewußt sein. Dem zufolge könnte sie sich dem Lösungsmodell annähern, sie muß sich systematischer und strategischer mit ihrer Wirkung auf Problemlösungen, Zukunftslösungen konzentrieren! Ein Journalismus der weiterhin nur Informationen, Horror- / Gewaltmeldungen und Meinungen transportiert, läuft Gefahr in Zeiten unseres Überangebots an Nachrichten in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Unsere Demokratie setzt aber auf den konstruktiven, Probleme-lösenden Menschen. Und ein an Lösungen orientierter Journalismus kann da nur hilfreich sein.

Übrigens - bei aller Unterschiedlichkeit, zwei Bedrohungslagen teilen wir uns mit Amerika! Das sind die Sorgen um unsere gemeinsame Zukunft. Bei den Themen Klima und Demokratie vertrödeln unsere freien Gesellschaften die letzten realistischen Chancen hier noch eine Rettung hinzubekommen. Mir fällt dazu in Abwandlung zu dem berühmten französischen Roman nur noch das Bild vom „Tanz auf dem Vulkan“ ein. Doch wir müssen dran bleiben und dürfen nicht ins Zynische abgleiten, um unserer Kinder und Enkelkinder
Willen!

Günter Bialkowski

herral, 14.04.2024

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