Gastbeitrag zu : „Gefahr für die Demokratie“, von Alisha Mendgen, DEWEZET 29.07.2024

Hameln, 29.07.2024: Günter Bialkowski schreibt:

Liebe Fr. Mendgen,

Sie haben ja recht! „Die Parteispitzen müssen laut werden, die Zivilgesellschaft muss protestieren, und die Strafverfolgungsbehörden müssen alle Kraft aufbringen, um die Täterinnen und Täter schnell und so hart wie möglich zu verurteilen. Nur so merken die Radikalen, dass ihre Taten nicht geduldet werden.“ Ich stelle mir bei diesem existentiellen Mangel, den Sie hier in allen gesellschaftlichen Sparten feststellen, warum ist das so? Es gibt Nachbarländer, da haben die Menschen mehr Mumm in den Knochen, trauen sich, sind schneller für das vermeintlich Wichtige und manchmal auch Gute zu mobilisieren!

Sind wir vielleicht ein Volk der Bedenkenträger und Grübler? Sind wir als Typen gar ängstlich und tauchen deshalb gerne in der Masse ein oder noch lieber unter? Diese Fragen könnte man noch beliebig erweitern. Vielleicht sollte heute ein investigativer Journalismus diese Fragen stellen, denn wir haben einen politischen Flächenbrand der uns erklärt, vielleicht auch tiefenpsychologisch aus unserer jüngsten Vergangenheit herleitend bis heute aufbereitet werden sollte. Das Wissen um unsere jüngste Geschichte ist bei einigen wenigen alten Menschen noch präsent bei anderen Jüngeren gar nicht mehr vorhanden. Wie passt dass zusammen?

Als älterer Zeitgenosse stehen mir mehr Informationen zur Verfügung als den heute Geborenen, habe mich „mehreren Zeitgeisten“ unterwerfen -schliesslich anpassen müssen, bin in der Adenauer Ära sozialisiert und auch politisiert worden. Wenn heutige Journalisten allein diese Zeitspanne von damals bis heute investigativ durchforsten würden, sich dabei auch trauen würden Ross und Reiter zu benennen, dann könnte man die oben gestellten Fragen nicht nur beantworten, sondern auch Namen, Parteien gesellschaftliche Institutionen, Strömungen, Verbände etc. benennen. Viele, all zu viele haben Fehler gemacht, Entwicklungen eingeleitet oder nicht beachtet, aus meiner Sicht zählt auch Dr. Konrad Adenauer dazu. Gerade die nach ihm benannte Adenauer Ära müsste unter dem Gesichtspunkt der heute erstarkten populistischen Strömungen in unseren Parteien und des Rechtsrucks in unserer Gesellschaft neu erforscht und aufgerollt werden!
Da wir heute viel mehr Informationen und auch gesicherte, geschichtliche Erkenntnisse als damals zur Verfügung haben, müssten heutige Beiträge unserer Journalisten mehr Tiefgang aufweisen und die Tradierungswege in unserer Gesellschaft, z.B. wie
rechtes Gedankengut in all seinen Schattierungen bis zu uns gelangt ist aufzeigen. Auch fehlt mir viel zu häufig ein Bezug zu mutig-recherchierenden und Bücher schreibenden Autoren. Und es fehlt überall an lebendiger Aktualisierung. Unsere jungen Menschen könnten viel mehr über unsere jüngste Geschichte wissen, und auch warum wir h e u t e wieder rechte Politiker haben, wenn uns neben der schulischen Bildung auch ein cooler Journalismus die Welt erklären würde.

Auch die DWZ beschäftigt einige tolle Journalistinnen und Journalisten, manchmal habe ich beim Lesen das Gefühl die haben noch mehr Potenzial und Power und könnten uns noch besser informieren und berichten, wenn sie denn dürften?! Aber vielleicht ist das wirklich nur ein Gefühl.

Günter Bialkowski

herral, 29.07.2024

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