Hameln, 16.07.2025: Günter Bialkowski schreibt zum DEWEZET-Beitrag vom 16.07.2026 mit der Schlagzeile: „Pflegeheimkosten: Übersicht für Hameln“.
Sehr geehrte Dorothee Balzereit, ich schätze ihre Beiträge in der DWZ sehr, weil sie erkennen lassen, dass Sie an den Geschichten der Menschen interessiert sind. Im konkreten Fall den Pflegebedürftigen in Hameln und den explodierenden Eigenanteilen für einen Pflegeplatz. Allerdings hätte ich es noch besser gefunden, wenn Sie den Preisen der verschiedenen Heimträger auch gleich die Durchschnittsrente entgegen gestellt hätten. Nach tagesschau.de beträgt sie 1.543 € in Deutschland. Auch finde ich die Augenwischerei, wonach nach einem Jahr Vollpflege sich der Eigenanteil verringert überflüssig. Da die meisten Pflegebedürftigen im ersten Jahr versterben. Der Hinweis, dass die Pflege wieder mehr von den Angehörigen zu Hause geleistet werden sollte, ist realitätsfern, da er die Vereinzelung in den Familien nicht berücksichtigt. Immer mehr Kinder müssen dem Wirtschaftsprinzip folgen, finden deshalb ihren Job weit weg vom Elternhaus. Dieses Prinzip von der Wirtschaft vorgegeben, wird von der Arbeitsvermittlung und der Regierung erwartet. Weil dadurch die alten Eltern oftmals allein auf sich gestellt sind, greift ihr Vorschlag für unsere heutige Lebenssituation ins Leere. Ich finde hier müssen Redaktionen und Journalisten einfach besser werden, die Lebenssituationen sind nicht mehr die gleichen wie gestern. Hier muss die Regierung die sich in Fragen der Alten-Fürsorge sehr defensiv verhält neue Grundlagen schaffen. Ein modernes Ethos muss gefunden werden. Die Eigenvorsorge sollte bei den niederen Renteneinkünften für Arbeitnehmer der unteren gesellschaftlichen Schichten völlig gestrichen und in ein grundgesetzlich garantiertes Recht auf einen Heimplatz umgewandelt und verankert werden, sonst steuern wir in die Verelendung ganzer Bevölkerungsgruppen. Es wundert mich immer wieder, warum die DWZ und auch das RND hier sowenig innovativ nach vorn in die Zukunft schauen, gesamtgesellschaftlich bringt es uns wenig, wenn wir Milliarden € in die Zukunft der Wirtschaft investieren, aber sozial im Umfeld der Altenpflege zurück fallen. Der Mechanismus zwischen Renten und Heimplätzen funktioniert nicht mehr. Nur eine ausgewogene Politik, Fortschritt in der Wirtschaft mit angehobenem Lohnniveau im unteren Sozialbereich und ganz gezielt im Pflegebereich zu Hause und stationär kann hier die Lösung sein. Dieses System hält den besser gestellten Spitzenverdienern und anderen wohlhabenden Gruppen der Gesellschaft ein Pflege-Niveau im Alter bereit, das ein normaler Arbeitnehmer mit seiner Rente nie erreichen kann. Diese Spaltung sollte unsere Journalistik nicht länger mittragen. Wir Leserinnen und Leser - wenn wir älter werden erwarten, dass über unsere Lebensituationen offen und ehrlich und nicht geschönt berichtet wird. Hierauf haben wir und zukünftige Rentner, also unsere jungen Menschen von heute ein Anrecht. Das schafft Vertrauen in unser demokratisches System! Diese Nähe bekommt man, wenn man mit den Betroffenen selber spricht! Weil es so nicht weitergehen kann, könnte die Recherchearbeit bei den Betroffenen und deren Angehörigen beginnen. Sich nur auf die Angaben von dritten Leitungsebenen zu verlassen führen nicht wirklich weiter, da hier die Verantwortung für die Preissteigerungen meist nur hin und her geschoben werden. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Darüber und über die Zielrichtung mehr Solidarität für unsere alten und sehr alten Mitbürger sollte es in den Hierarchien der freien und privatrechtlich geführten Eigentümer in Presse und Redaktionen Einigkeit geben. Diese Menschen können physisch und geistig nicht mehr für ihre Rechte auf der Straße eintreten und demonstrieren, deshalb wäre es sinnvoll und angebracht, wenn JournalistInnen für sie den nötigen Druck aufbauen, denn nur wer in unserer Medien-Demokratie gesehen wird, der wird auch von der Politik wahrgenommen und gehört. Günter Bialkowski