Nachdenktext: Schöner, breiter, schneller? Der Finkenborner Weg zum Klüt ist neu asphaltiert.

Hameln, 28.07.2025: Gedanken zur Straßensanierung des Finkenborner Weges: Ende gut, alles gut? Mitnichten! Ein Text von Ralf Hermes über Risiken und Nebenwirkungen.

Offenbar sind alle zufrieden, zumindest wenn man den Veröffentlichungen Glauben schenkt. Die Sanierung des Finkenborner Weges ist abgeschlossen, und die Zufahrt zum Klüt wurde auf einer Strecke von mehr als zwei Kilometern mit neuem Asphalt versehen. Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese postete am 3. Juli Fotos von einem Ortstermin mit dem Chef des Forsthauses Finkenborg und einem Vertreter des Monopols: „Neben den Gastronomen und der Kita Waldmäuse können sich alle Besucherinnen und Besucher des Klüts über eine gute Straßenverbindung von der Innenstadt zum Hamelner Hausberg freuen!“

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Die SPD Hameln veröffentlichte am 19.07. eine Pressemitteilung: „Wir freuen uns, dass unsere Politik wirkt – Sanierung und Erneuerung der Fahrbahn des Finkenborner Weges mit Augenmaß“. Statt wie ursprünglich mit einem Betrag von über 970.000 Euro geplant wurde die Sanierung auf Kosten bis maximal 600.000 Euro gedeckelt.

Die DEWEZET berichtet am 8. und am 16.07. das die neue Straße zudem 20 Zentimeter breiter ist als vorher. Zusätzlich wurden auch noch 250 Meter zwischen dem Finkenborn und dem Aussichtpunkt Klütturm/Monopol saniert. Die Stadt gehe von Sanierungskosten von etwa 510.000 Euro aus. Aufgebracht wurde auf rund 2550 Meter einer acht Zentimeter dicke Asphalttragdeckschicht.

Ende gut alles gut also?

Bei weitem nicht! Zur Erinnerung: Die Firma hatte ursprünglich angeboten, die besonders neuralgischen Stellen für rund 285.000 Euro zu sanieren. Herausgekommen ist nun eine „Luxussanierung“ mit einem Zuschlag von 225.000 Euro. Am 29.06.2025 bin ich die „alte“ Straße mit dem Rad hochgefahren.

Am 28.07.2025 dann die neue Strecke.


Entstanden ist eine „Luxus-Rallyestrecke“ den Klüt hinauf. Meine Sorge ist, dass dieser Ausbauzustand der Straße bald eine Szene anzieht, der es weniger um die Beschaulichkeit des Waldes geht. Die Strecke lädt geradezu dazu ein, das eigene Fahrvermögen zu testen. Das derzeitige Tempo 20 einzuhalten dürfte zumindest für die Zielgruppe der autobegeisterten Fahrerinnen und Fahrer eine echte Herausforderung werden. Das Risiko für Menschen (Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer) und Wildtiere ist meiner Meinung nach deutlich höher als bei der vorherigen Strecke. Hoffen wir, dass dies nur die pessimistische Sicht eines Schwarzsehers ist. Ich befürchte jedoch, dass diese Straße nun wie ein Magnet auf Auto-Poser und die Rallye-Szene wirken wird, und es mit Ruhe und Naherholung im Wald vorbei ist. Übrigens, auch Fahrradfahrer stellen bei zu hohen Geschwindigkeiten ein Risiko für andere dar.

Zur Erinnerung: Es gibt zwei Auffahrten zum Klüt. Die andere Strecke über die Riepenstraße war/ist relativ schlaglochfrei zugänglich.

Musste diese Art der Sanierung wirklich sein? Und selbst wenn meine „Unkenrufe“ zu den Risiken durch Schnellfahrende hoffentlich nicht wahr werden und alle langsam und gesittet den Berg hochfahren, bleibt da immer noch die Sache mit dem Geld: Wenn in Kürze über „freiwillige“ Leistungen der Stadt oder fehlende Finanzmittel z.B. für eine Begrünung der Innenstadt / Baumnachpflanzungen diskutiert wird, das lasst uns daran erinnern, das es nicht um fehlendes Geld, sondern um andere Prioritäten geht. Immerhin wurde erst vor kurzen für zusätzlich rund 200.000 Euro Asphalt in den Wald gekippt.

Traurige Grüße

Ralf Hermes

Ein Gedanke zu „Nachdenktext: Schöner, breiter, schneller? Der Finkenborner Weg zum Klüt ist neu asphaltiert.“

  1. Eine Strassensanierung „light“ gibt es bei maroden, öffentlichen Straße nicht. Eine Instandsetzung sollte nachhaltig sein, sprich lange halten. Ich sehe da jetzt keinen Grund für Traurigkeit. Das Poser-Argument finde ich albern. Eine Poserin erklärte mir neulich ihr Begehr: „Mal richtig durchdrücken(das Gaspedal)“. Das würde sie auf dem Weg zum Schinkenborn schnell bereuen.
    Traurig macht mich eher der Zustand Hamelner Straßen, z.B. auf dem Basberg, den ich ab und an hautnah erfahre. Da kommt auf die Stadt monetär richtig was zu. Bei Einhaltung von Tempo 30 (Hah, Hah!), ist aber alles noch gut zu ertragen.
    Auf den Schinkenborn gibt es übrigens wunderschöne Waldwege. Ich spreche als langjähriger Bewohner der Hamelner Altstadt aus Erfahrung. Der Abgang per Pedes ist nach Genuss von zwei Bierchen sehr beschwingt.

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