Infosammlung: Im Hamelner Stadtforst in der Nähe des Bismarkturmes findet man zwei frühmittelalterliche Wegsteine und eine Hinweistafel: „Brüdersteine“ – Sühnezeichen für zwei Brüder, die sich im Streit um ein Mädchen erschugen.
Die Recherche ergibt folgende Geschichte:
Der Sage nach waren zwei Brüder in das gleiche Mädchen verliebt und keiner der beiden Brüder konnte von dem Mädchen lassen. Eines Tages trafen die Brüder bei Erntearbeiten zusammen, es kam zu einem Streit um das Mädchen und mit ihren Sensen brachten sich die beiden Brüder gegenseitig um. Das Mädchen aber bewahrte die Liebe der beiden Brüder in ihren Gedanken. An der Stelle wo die Brüder den Tod fanden ließ sie zwei Steine aufstellen und schmückte diese jedes Jahr mit Kränzen aus Waldblumen. Der Ursprug der Sage liegt im Dunkel. Es ist nicht einmal sicher, ob die Steine nicht im Rahmen einer Verkoppelung aus der Feldflur versetzt worden sind, um niemanden im Wege zu stehen.
Als Quelle der Geschichte wird das CW-Niemeyer-Buch „Sagen und Erzählungen aus Hameln“ von Georg Kollmann angegeben. Siehe auch Fr. Meißel: „Sagen und Geschichten aus dem kreise Hameln/Pyrmont, 1924.
In der DEWEZET vom 28.11.1959 werden die beiden Brüdersteine als Zeugen der „Totenfurcht“ hinterfragt. Beschrieben werden die Steine als „ohne Inschrift und ohne Jahreszah, aber in beiden ist durch Vertiefungin eienr Kreisfläche ein breitrandiges Kreuz eingemeißelt.“
Eine änliche Sage wie bei den Brüdersteinen im Schöt würde vom Wolfstein an einer Landstraße in Aerzen erzählt. Dort sollen auf dem Veilchenberg ebenfalls zwei Brüder mit Namen wolf um ein Mädchen gekämpft und sich gegenseitig mit einem Schwert durchbohrt haben.
Die stark beschädigte Steinscheibe dort zeigt ein lateinisches Kreuz mit einer Christusfigur. Unten links ist ein Betender erkennbar. Von der umlaufenden gotischen Schrift lässt sich nur noch „AnnoDo … M“ erkennen. Dazu die Infoseite des Heimatvereins Aerzen.
Die Geschichten und Sagen sind nach Ansicht des Verfassers des DEWEZT Beitrages nur Vermutungen. Richtig sein, dass die ältern Kreuzsteine für jemanden gesetzt wurden, der irgendwie gewaltsam ums Leben kam. Sicher waren es nicht alles Mord- oder vom Täter gesetzte Sühnesteien, wie sie im Volksmund heißen.
Dr. A. Ostermeyer schreibt dazu, das „bei älteren Steinen noch die Totenfurcht aus heidnischer Zeit mitgewirkt haben mag. Der Geist eines Erschlagenen galt in früheren Zeiten als Wiedergänger. Durch einen Kreuzstein sollte er darin zur Ruhe gebracht und sein Spuk gebannt werden.“
Für Hameln sollen 1935 von Adolf Hoffmann insgesamt 13 Kreuzsteine zusammengestellt worden sein. Stadtisnpektor Ernst Spanuth habe die Steien fürs Hamelner Museum fotografiert und noch drei weitere entdeckt. Das Buch ist in der Museumsbücherei Hameln einzusehen.
Aufnahme Opitz:
Gut vier Jahre später veröffentlichte die DEWEZET dann am 25.07.1964 eine Gedicht über die Sage vom Sünestein am Schöt von Grete Honigmann-Lode. Hier wurde ergänzend ein Foto mit einem eingesunkenen Bruderstein vom DEWEZET Fotographen Günter veröffentlicht:
Das nachfolgende Foto gehört zum Bericht „Die Sage vom „Jungfernstein“ am Ith. Mittelalterliche Steinkreuze und Kreuzsteine, von Legenden umrankt
Im DEWEZET – Archiv finden sich noch folgende ältere Berichte:
29.01.1907 – Über Kreuzsteine in unserer Gegend, Vortrag des Herrn Lehrers Biedbrok im Niedersächsischen Heimatbund Hameln:
„Die Brüdersteine bei Hameln sind dem Umfallen nahe; dicht dabei ist eine Mergelgrube; wird sie ausgedehnt, wer weiß, wie es den Steinen ergeht.“
20.06.1912 – Bericht über die Versammlung des Bismarkbundes:
„Bei dieser Gelegenheit können wir mitteilen, daß mit der Erbauung einer Schutzhütte in der Nähe der Bismarksäule in allernächster Zeit begonnen wird. Auf Veranlassung des Niedersächsischen Heimatbundes werden die sogen. Brüdersteine am Schöt aufgerichtet. Ein kurze Weg von der Chaussee nach den Steinen soll angelegt werden.
Siehe auch:
Einzelbilder vom 3.5.2020: