Unser Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in dieser Woche eine sehr interessante Rede zum 150. Jahrestag der Gründung des Deutschen Reiches gehalten. (Link zur Rede). Wie einhundert Jahre zuvor der 50. Jahrestag in Hameln sehr unterschiedlich bewertet wurde, zeigt ein Zeitungsvergleich:
Die Niedersächsische Volksstimme vom 18. Januar 1921 informiert ihre Leser auf der Titelseite mit der Überschrift:
Sehr kritisch wird hier über die anstehenden Feierlichkeiten zur Reichsgründung geschrieben. „In neun Zehnteln unserer Schulen wird diese angemessene Weise in einem Lob- und Dankgottesdienst bestehen. Für unsere herrlichen Hohenzollern, denen wir die Einigung und Gründung Deutschlands „bekanntlich zu verdanken haben“. Es ist aber notwendig, den monarchistischen Märchen die geschichtliche Wahrheit entgegenzustellen.“ Es folgt dann eine historische Abrechnung aus sozialdemokratischer Sichtweise von damals. Der Text ist lesenswert:
Wer sich hinter dem Kürzel K.H. verbirgt, kann ich leider nicht sagen.
In der Ausgabe vom 16.1.1921 hatte die SPD-Zeitung einen Anzeige der Deutschen Demokratischen Partei veröffentlicht, die zu einer öffentlichen Gedenkfeier in der Aula der Mittelschule (Lohstraße) einlädt:
Leider ist das nächste verfügbare Exemplar der Nds. Volksstimme erst vom 21.01.1921 und enthält keine Berichte zum Jahrestag mehr.
Ich habe mir daher die entsprechenden Ausgaben der DEWEZET angesehen. Der Tenor der Berichte ist bemerkenswert anders:
Am 18.01.1921 veröffentlicht die Zeitung im Anzeigenteil die Einladung zu einem „Vaterländischen Abend“ der Jugendgruppe er Deutschen Volkspartei im großen Monopol-Saale.
Auf der Titelseite der Zeitung erscheint ein langer Bericht über den damaligen Flaggenstreit und hier eine Initiative der Deutschen Volkspartei für „Schwarz-weiß-rot“.
Quelle: DEWEZET- Historisches Archiv der Zeitung.
Am 19.01.1921 gibt es dann eine umfangreiche Berichterstattung zum Jahrestag. Auf der Titelseite schreibe „M S“ einen Gedenktagbeitrag der sich vollständig von der geschichtlichen Einschätzung der Niedersächsischen Volksstimme unterscheidet:
Im Innenteil ist dann der offizielle Erlaß des Reichspräsidenten Friedrich Ebert veröffentlicht:
Im Lokalteil der DEWEZET erscheint ein Bericht der Zeitung über den Verlauf einer Gedenkfeier der Deutschnationalen Volkspartei:
„Gedenkfeier. Die Deutschnationale Volkspartei hatte gestern am Vorabend des großen Erinnerungstages für das deutsche Reich, innerhalb ihrer Partei eine kleine Feier veranstaltet, die sehr gut besucht war. Der Festredner des Abends wußte so zu Herzen gehende Töne anzuschlagen, daß alle Anwesenden tief ergriffen wurden. Die Rede zeugte von glühender Vaterlandsliebe, wie nur ein echter deutscher Mann sie fühlen kann, von weitgehender Geschichtskenntnis, von klarem Urteil über unsere bejammernswerte Lage und von tiefstem Schmerz darüber. Sei gab aber auch der Hoffnung Raum auf einen dereinstigen Aufstieg, auf zwar ernste und schwere, aber doch große Tage, die gewißlich kommen würden. Reicher Beifall wurde dem Redner zuteil, der mit einem hoch aufs deutsche Vaterland schloß, worauf die Versammelten stehend „Deutschland, Deutschland über alles sangen.“
Persönliches Fazit: Zur Einordnung von Berichterstattung einer Zeitung benötigt man einen Maßstab. Ein Vergleich mit einer Konkurrenzzeitung zeigt die Unterschiede. Welche Ereignisse werden wie dargestellt? Worüber wird mit welcher Intention berichtet? Es sich schon spannend zu vergleichen.
Ralf Hermes, 17.01.2021
Einen Maßstab brauchen Sie nicht! Nur kritisches Unterscheidungsvermögen.
Die Menschen welche damals lebten hatten ein anderes Verständnis vom Zusammenleben in Deutschland und von der Politik.
Mich hat aber der geifernde Ton der SPD mehr als gestört.
Die SPD hat fast geschlossen für einen Kriegseintritt 1914 gestimmt.Und genau diese SPD
schreibt Blödsinn über die Hohenzollern. Wilhelm II wollte keinen Krieg.Das hat er mehr als einmal öffentlich gemacht.Diese Geschichtsverfälschung macht sich auch die heutige SPD wieder zunutze.Preussen und das Deutsche Kaiserreich waren mehr als Säbelgerassel.
Nie wieder prosperierte Deutschland so wie im Kaiserreich von 1871 – 1918.