Hameln, 23.08.2025: Bereits am 18.08.2025 sandte mir Günter Bialkowski den folgenden Gastbeitrag zum Thema Wirtschaft und Werte. Lesenswert!
Liebe Leserinnen und Leser,
wir stoßen überall an unsere Grenzen: Hunger an Nahrung und sozialer Gerechtigkeit, Ressourcen-Rückgang, Wassermangel, erste Verteilungskämpfe, Naturkatastrophen und Klimawandel rufen weltweit zur Besinnung, zur Vernunft auf. Wir alle müssen umdenken lernen! Unsere Regierungen unter Friedrich Merz als auch unter Olaf Scholz stärkten und fördern die Wirtschaft, das ist auch dringend geboten. Doch auf Reformen, systemische Reformen verzichten sie! Und die sind gerade Überlebens wichtig. Hierzu empfehle ich Robert Kurz „Schwarzbuch des Kapitalismus“, Kapitel - Die Dämonen erwachen - , Seite 762. Er schreibt „So verschwindet die theoretische Reflexion überhaupt aus der kapitalistischen Öffentlichkeit; sie wird vordergründig durch eine selbstbezügliche mediale Effektkultur ersetzt, der es nur noch um die Erregung von Aufmerksamkeit geht: „Theorie“ als Geschäftsunternehmen wie jedes andere.“ Und auf Seite 763 formuliert er „…, dann zeigt dies den bereits erreichten Grad einer neuen „Darwinisierung“ des gesellschaftlichen Bewußtseins an.“ Harter Tobak, aber sein Werk 1999 geschrieben beschreibt in wesentlichen Punkten unsere heutige Situation.
Nehmen wir also zur Kenntnis: Wir als Gesellschaft haben unsere Wirtschaft als legales Steuerungsmittel zum Egoismus und Eigennutz über Jahrzehnte hinweg missverstanden und wohl auch missbraucht. Der Impuls zur Gemeinnützigkeit ging besonders seit den 1990er Jahren verloren! Denken wir uns unsere komplexe Werbe- plus - Beraterbranche hinzu, dann verstehen wir vielleicht, dass wir uns alle als einzigartige Wesen begreifen und so wird der Weg in die Vereinzelung letztlich in die Vereinsamung systemisch zum Programm der Politik, weil eben dieses Wirtschaftssystem direkter als Ideologien in unser Gefühlsleben eindringt. Und so verschieben und verändern sich auch unsere gemeinsamen Werte. Bestes Beispiel: Das Amerika von Donald Trump teilt immer weniger unsere Werte. Zum Nachteil für alle Folge-Generationen die unsere Unvernunft ausbaden müssen, die gar nicht mehr anders denken können als nur noch ich, weiter, höher, mehr! So ist der wertvolle Impuls der Gemeinnützigkeit und des Wohlergehens für alle, den Bu-Wirtschaftsminister Ludwig Erhard wohl noch im Blick hatte verloren gegangen.
Als Beispiel kann hier der heutige Aufmacher vom 18.08.25 in der DWZ dienen. Elisabeth Woldt schreibt: „Philippi übt scharfe Kritik am Entwurf für Krankenhaus-Reformen“. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) kritisiert den Referentenentwurf der von der Friedrich Merz geführten Bundesregierung vorgelegt wurde, der mehr „verwässert denn verbessert“. So oder so ähnlich geht das auf allen Ebenen und mit allen Problem- und Reformfeldern unseres Systems seit Jahren. Durch die Erweiterung und Zersplitterung der Entscheidungsebenen auf immer mehr Institutionen und Behörden wurde dieser Trend noch verstärkt. Und so sind wir uns scheinbar gar nicht mehr bewußt, dass dies alles zu Lasten unserer freiheitlichen Demokratie geht. Ein riesiger Vertrauensverlust nicht nur bei uns, sondern weltweit ist die Folge. Und so bekommen Populisten, selbsternannte Heilsbringer und rechtslastige Parteien immer mehr Zulauf! Weil unser Demokratiemodell für viele Menschen nicht mehr wirkmächtig, attraktiv genug ist. Zwei Bereiche nehmen an Bedeutung zu: Die unvorstellbare Verarmung vieler Menschen und die Vermehrung weniger Milliardäre. Letztere treten in ihrem Verhalten zu Ungunsten der anderen neuerdings verändert, sehr direkter auf. Sie streben an die Hebel der Macht. Und wenn wir nicht endlich ein Stop-Schild setzen, werden wir wohl alsbald unser Schicksal nicht mehr selber bestimmen können.
Unsere kommenden Bürgermeister- und Landtagswahlen werden darüber entscheiden, ob wir diesen ganzheitlichen Ansatz verstanden haben. Ich appelliere an alle, die in den Umfragen der Institute ihre Voten an Demokratie-Gegner oder uninteressierte Dampfplauderer vergeben, sich zu besinnen und bei kommenden Wahlen ganzheitlich und für gemeinnützige Programme zu stimmen. Und die demokratischen Parteien fordere ich auf, ganzheitliche und gemeinnützige Themen voran zu stellen. Es steht viel mehr auf dem Spiel als wir vielleicht zu wissen glauben!
Woher ich das alles zu wissen glaube? Diese Frage ist berechtigt! Weil ich als später Zeit-Zeuge den letzen Weltkrieg erlebt und mit Glück überlebt habe. Ich weis, wie sich der Zusammenbruch des NS-Regimes, samt seiner glorreichen Wehrmacht und seiner law and Order Behörden anfühlte. Wenn niemand mehr da ist, der das Chaos, die Not und das Elend auffängt, wenn nur noch das eigene Ego und die Gewalt das Leben bestimmen. Dieses alles möchte ich heutigen Generationen ersparen, wohl wissend, dass unsere heutigen jungen Menschen aus der Wohlstandsgesellschaft kommend, sich gar nicht vorstellen können, wie hautnahe Grausamkeit die Herzen der Menschen zerfressen kann! Ich wünschte mir, es träten noch mehr lebende Zeitzeugen in den Medien und Zeitungen auf um über ihre Erfahrungen in der Zeit um 1945 ff. zu berichten. Vielleicht könnten wir so ein letztes gemeinsames Bollwerk gegen die Rattenfänger unserer Zeit bilden! Ich kann gar nicht anders, ich engagiere mich und verstehe meinen Gast-Kommentare als Warnung : Wir müssen inzwischen das Unmögliche denken, Alternatives in uns selber zum Durchbruch verhelfen. Wenn wir es wollen, wird die AfD nicht an die Macht kommen.
Günter Bialkowski
herral, 23.08.2025