Hameln, 12.10.2025: oder: Die Ambivalenz des Vatikan! von Günter Bialkowski
Er steht zwar erst am Anfang seines Pontifikats, aber immerhin hat der US-Amerikaner, Papst Leo XIV. schon mal der Welt mit seinem ersten Lehrschreiben die Richtung angezeigt, wo er einen Schwerpunkt setzen wird. Dass er dabei auf die Vorarbeit seines Vorgängers Papst Franziskus zurück greift, zeigt uns, dass er wie Franziskus die wirtschaftlichen Strukturen wie auch das Wirtschaften heute als Triebkraft für manche Gesinnungsveränderung im Menschen z.B. nach Wohlstand und persönlichem Reichtum verantwortlich macht.
Als Amerikaner ist ihm der Umgang Donald Trumps mit den Armen, Sozial-Schwachen und Migranten bekannt, wie auch seine Abschottungspolitik. Und so ermahnt er alle, insbesondere auch die Christen, diese dürften diese Gruppen nicht nur als soziales Problem sehen und eine individuelle Zuwendung reiche hier nicht mehr aus. Die Gottesliebe, die er in der Bibel und den Evangelien verankert sieht, gilt allen Menschen und so hält er den Industrie-Nationen den Spiegel vor: Es braucht den Willen zur Armutsbekämpfung und politische Rahmenbedingungen. Sonst könnte sich die weltweite Armut noch weiter ausbreiten.
Wenn ich hier meinen Beitrag beenden würde, könnte ich festhalten, dass die röm.-kath.- Kirche mit dem neuen Papst auf gutem Wege ist, doch die Weltkirche hat ja noch andere Probleme die endlich angegangen werden sollten. Da gibt es z.B. ein Interview von Papst Leo XIV. wo es um die Frage „Frauen als Diakoninnen oder Priesterinnen“ ging. Hier seine Antwort: „Ich habe derzeit nicht die Absicht, die Lehre der Kirche zu diesem Thema zu ändern.“ Ehrlich gesagt, ich kann diese ambivalente Haltung nicht verstehen. Oder sollte hier schon wieder der mehr als konservative Vatikan-Geist auch auf Leo XIV. ausstrahlen? Ich weiß jedoch aus meiner Ausbildungszeit, dass die Frauen in der Urkirche und auch noch danach eine wesentlich tragendere Rolle spielten als es heute der Fall ist. Es ist Zeit, in der kath. Kirche des 21. Jhd. endlich die Gleichberechtigung der Frauen durchzusetzen.
Weil es passt, möchte ich hier auf ein weitere Problem hinweisen, was so recht niemand anpackt, weder die Kirchen selber, noch die Zeitungen. Es geht um die Entfremdung der Kirchen zwischen Europa und US-Amerika. Anders ausgedrückt, es mangelt deutlich an Transparenz. Viele Menschen können nicht verstehen, warum die evangelikalen Christen in Amerika so deutlich hinter Donald Trump stehen und seine z.T. menschen-feindliche und rassistische Politik mittragen? Hier könnte m. E. der neue Papst uns Europäern die geschichtliche Entfremdung am besten erklären. Denn hier haben sich nicht nur die Theologie sondern auch die Werte in der Gesellschaft verschoben. Und damit sind die Kirchen drüben ein viel politischerer Faktor geworden als bei uns! Ich verweise hier gerne auf Reinhard Bingener und seinen Beitrag in der Frankfurter Allgemeine vom 11.10.25, Titel „Christentum im Kampfmodus“. Natürlich wüsste auch ich gerne, wie wohl viele Menschen, ob es hier eine grundsätzliche Ambivalenz innerhalb des Christentums gibt und wir mehr der sozialethischen Variante und evangelikale Christen der kämpfenden Religion zuneigen? Und welche Rolle bei dieser Entwicklung der Vatikan spielt?
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Günter Bialkowski
herral, 12.10.2025