Hameln, 09.10.2025: Der Verein Denkanstoß Hameln hatte eingeladen und Stadtverwaltung und Ratspolitik hatten gleich zugesagt, Infos zu geben und für Fragen zur Verfügung zu stehen. Wie der Infoabend gelaufen ist, erfahren Sie hier:
20 Bürgerinnen und Bürger, darunter Frau Albrecht als Fraktionsvorsitzende der CDU, eine Reporterin von radio aktiv, Dennis Andres von der HMT, Claudio Griese als Oberbürgermeister und die fünf SprecherInnen der Ratsfraktionen waren erschienen. Die Begrüßung und Moderation übernahm Karsten Holexa vom Verein Denkanstoß Hameln. Er leitete ein mit der Info, dass die Durchschnittstemperaturen in Hameln zwischen 1881 und 2022 um 1,8° angestiegen seien. Entscheidender Anstieg sei dabei in den letzten 30 Beobachtungsjahren erfolgt. Prognostiziert wird ein weiterer erheblicher Anstieg, langfristig sogar um 3,5 Grad. Folge: Die Hitzetage werden noch mehr zunehmen, gleichzeitig die Starkregenereignisse. Sein Rat: „Vorsorge ist besser als heilen.“
Als nächstes wurden Fotos mit „Licht und Schatten“ zur Situation in Hameln als Bilderserie und Anregung für Fragen vorgestellt. Dargestellt wurden mächtige Bäume, versiegelte Flächen, erfolgte Baumfällungen, Nachplanzungen und der neue Trinkwasserspender der Stadtwerke Hameln beim Hochzeitshaus als lokale Beispiele.
Die Frage an den Oberbürgermeister Claudio Griese lautete: „Wie geht es weiter mit Klimakiste und Klimaanpassungskonzept in Hameln?“
Claudio Griese hatte vier Präsentationsfolien mitgebracht und erläuterte zunächst die neuen Planungen für mehr Grün in Form von modernen (transportablen) Kübelbäumen. Ferner gibt es Überlegungen für die Einbringung von Wasserflächen. Zwei zusätzliche Bäume sollen noch fest in der Fußgängerzone gepflanzt werden. Die Klimakiste sei eine gute Investition gewesen. Der Kostenrahmen hätte bei 70.000 Euro gelegen. Auch die Vernebelungsanlage am Pulverturm sei eine Maßnahme um der Überhitzung in der Stadt entgegen zu wirken. Mit der Kritik dazu habe er sich aber auch aufeinandergesetzt. Insgesamt bedauerte der Oberbürgermeister das Fehlen einer Baumschutzsatzung für Hameln.
Bettina Schultze stellte für die SPD Ratsfraktion die Positionen dar. Ihr Vorschlag für mehr Grün in der Stadt war die stärkere Nutzung von Rank- und Kletterpflanzen wie z.B. Wein, Hopfen oder Blauregen, die schlank und mit wenig Wurzelraum z.B. an Pergolen hochrankend die Stadt begrünen könnten. Andere Maßnahmen wie z.B. ein Tiny-Wood (Mikrowald) könnten z.B. im neuen Hafenquartier oder bei der Umgestaltung des Langen Walls ausprobiert werden. Insbesondere für die Südstadt müsse man neu denken. Begrünte Parkplätze als Schattenhallen wären eine weitere Möglichkeit. Wichtig sei ihr als Ortsbürgermeisterin des Sünteltals aber auch die Herausforderung, zukünftige Starkregenereignisse abzufedern. Wichtig wäre hier, dass die Bürgerinnen und Bürger ihren Gully sauber hielten. Die jungen Landwirte würden ihrer Ansicht nach schon viel für eine Vorsorge im ländlichen Raum tun.

Für die FDP erläuterte Hans-Günter Limberg seine Einschätzung. Er begrüße die Klimakiste, das mobile Grün und den Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke, der u.a. auch helfe, Plastikflaschen einzusparen. Seine Fraktion befürworte die Erweiterung des Bürgergartens. Skeptisch sehe er die Nebelsprühanlage am Pulverturm für 77.000 Euro. Die Gesamtkosten dieses Prototyps würden sich mit Unterhaltung schnell auf 100.000 Euro summieren. Für das Geld hätte man alternativ auch jeden Hamelner Bürger mit einer kleinen Sprühflasche zum mitnehmen ausstatten können. Kritisch sehe er auch die Überlegungen für Fassadenbegrünungen an Feuerwehrhäusern, die zu kostspielig seien.
Die Zahlen über Hitzetote stellte er in Zweifel. Die RKI benenne, anders als der Deutschlandfunk, die Anzahl mit 3.000 anstelle 6.000 möglichen Hitzeopfern in 2024. Die Zahl der Kältetoten sei ggf. ähnlich, würden aber nicht vergleichbar thematisiert. Persönlich bezweifele er, dass es sich hier um ein signifikantes Problem handele. Es sei wichtig die Finanzlage im Auge zu behalten. Geld sei begrenzt und könne nur einmal ausgegeben werden. Mit der Fertigstellung der Südumfahrung würden sich ggf. andere Möglichkeiten für mehr Stadtgrün ergeben.
Die Baumschenkaktionen würde er ablehnen. Die Menschen, die das wollten, würden sich auch so Bäume kaufen. Diese Maßnahme sei zudem rechtlich bedenklich.

Für die CDU sprach der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz Dr. Martin Lücke. Er betonte, wie konstruktiv, sachlich und in vielen Fällen einvernehmlich die Diskussionen im Ausschuss laufen würden und forderte auf, die öffentlichen Sitzungen, wie z.B. die letzte sehr informative Forstbereisung, einmal zu besuchen. Es sei wichtig, auch mit positiven Erzählungen die Zukunft vorzubereiten. Für den Klimaschutz sei das Thema Gebäudewärme sehr relevant. Die Wärmepumpentechnik böte für 70% der Haushalte eine Lösungsmöglichkeit. Spannend sei auch das Thema Großwärmepumpen mit Nahwärmenutzung. Ziel müsse es sein, Themen miteinander zu verknüpfen. So sei die Umrüstung auf LED-Leuchten bei Straßenlaternen ein weiteres gutes, praktisches Beispiel. Einzelne Bäume in der Fußgängerzone hätten für die Klimarelevanz keine Bedeutung. Die Aktion Klimabäume hingegen wäre ein sehr cleveres Beispiel für eine Verbesserung des Stadtgrüns. Wenn die Kosten für einen großen hochwertigen Verschenkbaum bei 300 Euro lägen, so würde es der Verwaltung ein vielfaches, bis zu mehreren tausend Euro an schwierigen Pflanzstandorten kosten, selber dieser Bäume einzupflanzen.
Für die Grünen sprach die Fraktionsvorsitzende Anett Dreisvogt. Sie betonte die dringende Notwendigkeit von Hitzeschutzmaßnahmen vor allem für ältere Menschen und Kinder/Jugendliche, die besonders gefährdet seien. Persönlich freue sie sich über die Innenstadtbegrünungen und hier insbesondere über die zwei neuen Bäume bei H&M und am Pferdemarkt. Auch sie betonte, dass es im Rat mehr Verbindendes als Trennendes gebe. Wichtig sei ihr der soziale Aspekt beim Hitze- und Klimaschutz. Sehr viele Menschen lebten in Mehrfamilienhäusern und hätten keinen eigenen Garten. Um so wichtiger seien Schatten- und Grünflächen in der Stadt für ein gerechtes soziales Gefüge. Angst mache ihr der Klimawandel als Fluchtursache. Die Baumschenkaktion sei eine gute Sache und sie sei dankbar, dass so viele Bürger da mitmachten.
Für die Fraktion Die Unabhängigen/Frischer Wind sprach Klaus Pfisterer. Er lebe in der Innenstadt und sei daher sehr viel in der Fußgängerzone vor Ort. Sein Eindruck sei, dass die Klimakiste und die Informationen dazu zu 95 % sehr gut angenommen würden. Nur mit Details einzelner Bilder, z.B. die „Affenschaukeln“ als Grünvorschlag könne er nicht mitgehen. Unstrittig, dass mehr fürs Grün in der Stadt zu tun sei, hier prangerte er eine überwuchernde Bürokratie an. Als Beispiel benannte er die Untersagung des Anbringens von Pflanzkästen vorm Restaurant Paulaner. Der Denkmalschutz habe das untersagt, weil die freie Sicht auf die historische Fassade wichtiger sei. Aber auch einzelne Eigentümer würden z.B. in den Hofstätten verbliebene Bäume fällen, um weiteren Parkraum zu schaffen.

Zwischen den Statements und im Anschluss gab es einen regen Austausch mit dem Publikum. Die Aufforderung eines Teilnehmers bei Baumaßnahmen bestehende Bäume zu belassen und die Planungen daran anzupassen, anstelle alles Grün zu entfernen und dann evtl. neue Pflanzungen vorzunehmen, führte zu deutlicher Gegenrede von Seiten der Politik. Die Bitte, die Situation der Bäume in der Bahnhofstraße zu verbessern, beantwortet der Oberbürgermeister dahingehend, dass eine Überplanung der Situation in Arbeit sei. Auch würde der Brunnenplatz an der Einmündung in die Deisterstraße im Zuge des Brückenneubaus neu überplant. Dennis Andres von der HMT betonte die Bedeutung einer hohen Aufenthaltsqualität in der Innenstadt mit Begrünung und Hitzeschutzmaßnahmen für den Wirtschaftsstandort / Einzelhandel. Maßnahmen würden sich hier rechnen, da die Steuereinnahmen der Stadt zu Gute kommen.
Die Veranstaltung endete mit einem Dank an alle für den sehr sachlichen, konstruktiven Austausch und an radio aktiv für die Nutzungsmöglichkeit der Räumlichkeiten.
Bilderfilm:
radio aktiv berichtet über die Veranstaltung. Die DEWEZT hatte eine Veranstaltungsankündigung veröffentlicht.
herral, 09.10.2025
Lieber Ralf,
ein sehr schöner, sachlicher Bericht.
VG und weiter so, Kaschi