Hameln, 09.10.2025: Günter Bialkowski schreibt „Eine entschlossene Minderheit in Sprache und Provokation geübt, genügt heute schon, um eine Mehrheit zu lähmen und für einen Machtwechsel vorzubereiten.“ Lesen sie alles hier:
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn ich Sie fragen würde, welches Bild vermittelt Ihnen die deutsche Presse inklusive die DWZ von Donald Trump und seiner Politik? Könnten Sie mir eindeutig erklären, was diesen Politiker umtreibt? Was er für die Welt, für Europa und für Deutschland bedeutet? Ich glaube, Sie müssten schon etwas länger überlegen und vielleicht auch mehr. Ähnlich geht es auch mir, jede Zeitung berichtet über etwas anderes. Ich würde Ihnen noch erzählen, dass mir die Berichterstattung der Heimatzeitung, ihre Kommentare und Leitartikel nicht ausreichen um mich vollständig zu informieren. Gott sei Dank gibt es ja noch andere Quellen und es gibt die Öffentlich Rechtlichen, so dass wir uns einigermaßen von diesem US-Präsidenten ein Bild machen können. Und ein Restrisiko seiner Unberechenbarkeit bleibt immer noch! Die Linkslastigkeit der ÖR halte ich für übertrieben. Warum sollten wir uns einen rechtslastigen Rundfunk einreden lassen? In Amerika gibt es die freie Presse und die wird gerade von Trump und seinen Republikanern in ihren Freiheits-, Erscheinungs- und Senderechten stark beschnitten.
Das führt mich zu der Frage: ist die US-Demokratie überhaupt noch eine Demokratie? Nach den wohlwollenden Jahrzehnten der USA gegenüber Europa und uns Deutschen, keine leicht zu beantwortende Frage. Aber sie stellt sich immer drängender! Denn die westlichen Demokratien und auch unsere stecken in einer Krise. Und deshalb erwarten viele Menschen, dass die EU und Deutschland mit einer Stimme sprechen! Warum gelingt es uns nicht unseren gewaltigen Verbraucher- und Absatzmarkt als Machtfaktor ins Spiel zu bringen?
Trump und die Republikaner setzten immer mehr auf Druck und Angst. Uns dürfte diese Regierungsart nicht unbekannt sein. Und da ist die Gleichgültigkeit, die auch bei uns sehr verbreitet ist. M.E. ist es diese Angst die viele Amerikaner vor einem mutigen Widerstand gegen Trump und seine gewaltbereite Anhängerschaft zurück schrecken lässt. Selbst Universitäten, Anwälte, Abgeordnete und Gouverneure wollen nicht in den Fokus einer aufgebrachten Trump-Truppe geraten. Der Marsch auf das Capitol wirkt noch immer nach! Und die Medien, einst, neben der Justiz die stärkste Säule in Amerika ist eingeschüchtert. Die vierte Gewalt in ihrer Aufsichts- und Kontroll-Funktion ein fast schon perfekter Totalausfall.
Und was lernen wir daraus für unsere Demokratie? Eine entschlossene Minderheit in Sprache und Provokation geübt, genügt heute schon, um eine Mehrheit zu lähmen und für einen Machtwechsel vorzubereiten. Hier sehe ich ähnliche Entwicklungen auch bei uns voraus. Ob unsere Medien sich dessen bewusst sind? An unsere Presse, in Sonderheit an unsere weit verbreiteten Heimat-Zeitungen im Regionalbereich habe ich deshalb eine Bitte: Nehmen Sie unsere Lage ernst, blicken Sie über den Tellerrand ihres Berufsstandes hinaus und zeigen sie uns auf, wie Sie sich vor einem Druck- und Erscheinungsverbot durch eine rechte Partei in Deutschland schützen werden. Und was noch wichtiger sein wird: Wie sehen Sie als Zeitung unsere Justiz unsere Rechtsstaatlichkeit bei einer Machtübernahme durch rechte Parteien geschützt und gesichert? M.E. sind wir in Umbruch-Zeiten so lange eine Demokratie, wie wir unsere unabhängige Justiz durch Eingriffe von oben bzw. durch rechte Parteien erhalten und schützen können. Hier gilt es vor zu sorgen, die Bürger müssen auf mögliche Veränderungen durch sachliche Information (siehe Amerika) eingestimmt werden. Und das ist gerade in Regionen mit nur einer Tageszeitung Aufgabe der Presse. Ich gebe zu bedenken, dass schon bei den nächsten Landtagswahlen die AfD durch demokratische Wahlen stärkste Kraft werden könnte. Mal unabhängig davon, dass ich als Spätzeuge des NS-Regimes nicht verstehen kann, dass man in Freiheit lebend, diese Freiheit heute wieder so gering schätzt. Ich fürchte, Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit und bewusste Ablehnung unserer Demokratie sind in diesen unruhigen Zeiten schlechte Verhaltensweisen und rational angesichts der Bedrohungen von außen kaum mehr zu ertragen. Wir alle - die weiter in der Demokratie leben wollen, müssen dagegen halten - so lange wir noch die Zeit dazu haben.
Günter Bialkowski