Todesfall im Hamelner Polizeigewahrsam

Update: Hameln, 02.06.2021: Gegenüber Radio Aktiv äußerte sich von der STA Hannover die erste Staatsanwältin Kathrin Söfker. Laut Rechtsmedizin kommen mehrere Ursachen in Betracht, die zu dem Tod des Mannes geführt haben könnten. Nach Überzeugung der Rechtsmediziner hätte der Mann auch nicht erfolgreich reanimiert werden können, wenn mit entsprechenden Maßnahmen sofort begonnen worden wäre. Es sei ein nicht absehbarer, tragischer Unglücksfall gewesen, so Frau Söfker. (Quelle: Radio Aktiv)

Update: Hameln, 01.06.2021: Die Staatsanwaltschaft Hannover teilt mit, dass bei der Obduktion des Verstorbenen als Ergebnis die genaue Todesursache nicht feststellen konnte. Hinweise auf ein Verschulden von außen liegen nicht vor. Eine Überprüfung habe festgestellt, dass die regelmäßige Zellenkontrolle erfolgt ist. (Quelle: NDR)

Zum Hintergrund:

Hameln, 29.05.2021: Die Staatsanwaltschaft Hannover und die Polizei Hildesheim veröffentlichten am 28.05.2021 folgende gemeinsame Presseerklärung:

„In der Nacht zum 28.05.2021 verstarb ein 53-jähriger Mann aus bisher ungeklärter Ursache in einer Gewahrsamszelle der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden. Die Polizei Hameln wurde am Abend des 27.05.2021, gegen 22:00 Uhr, durch den Rettungsdienst angefordert, da sich eine männliche Person am Bahnhofsvorplatz in hilfloser Lage befand. Kurz darauf wurde durch die eingesetzten Beamten der stark alkoholisierte und in der eigenen Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkte 53-jährige Hamelner am Einsatzort angetroffen.

Nach Inaugenscheinnahme durch den vor Ort befindlichen Rettungsdienst und einen Notarzt und der Feststellung, dass kein medizinischer Notfall vorliegt, wurde der Mann anschließend dem Polizeigewahrsam zugeführt. In der Folge fanden regelmäßige Kontrollen der in Gewahrsam befindlichen Person durch die Polizei statt. Kurz nach Mitternacht wurde der 53-jährige im Rahmen einer Kontrolle leblos in der Gewahrsamszelle aufgefunden. Sofortige Reanimationsmaßnahmen durch die Polizei und einen hinzugerufenen Notarzt verliefen erfolglos. Noch in der Nacht wurden Ermittlungen zur Todesursache durch Beamte der Polizeiinspektion Hildesheim aufgenommen, die nun durch Ermittler des 1. Fachkommissariats in Hildesheim fortgeführt werden. Presseanfragen werden ausschließlich durch die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Hannover beantwortet.“

Quelle: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/57895/4927088


Der NDR berichtet hier:

Die Obduktion des Verstorbenen wurde von der Staatsanwaltschaft angeordnet. Gegen Dritte ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit nicht:

https://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/2805-15HAN,audio898098.html

Zur Ergänzung:

Unter dem Facebookpost der DEWEZT zum Vorfall kam es zu abfälligen Äußerungen und Unterstellungen gegen die Polizei. Diesmal reagierten die Amins der Zeitung sofort und löschten u.a. den folgenden Beitrag schnell und kommentarlos. Er sei hier als Beispiel dokumentiert:

Der junge Mann postet mit Klarnamen und Fotos und ist laut persönlichen Steckbrief ein „Kämpfer für Freiheit und Demokratie“ mit Schwerpunkt Impfkritik / Querdenken.


Eine andere Kommentatorin behauptet gleich mehrfach: „Nicht das erste mal in Hameln müsste jetzt der dritte sein“. Der Bitte dieses zu belegen kam sie nicht nach.


Stichwort „Bezahlschranke“: Der DEWEZET-Beitrag war bis auf das was es in der Facebookansicht zu lesen gab, nur zugänglich, wenn man Digitalabonnent ist, oder einen Tagespass für 0,99 € erwirbt. Wer nicht zu diesem Personenkreis zählt, ist ohne Hintergrundinfo über den Sachverhalt. So kommt es bei manchen Facebooknutzern immer wieder zu Spekulationen oder auch Unterstellungen.


Als Hintergrundinfo zu Todesfällen im Polizeigewahrsam gibt es die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen vom 04.02.2020. Darauf hat ein weiterer Kommentator verwiesen. Es gibt also auch, Beispiel wie Kommentare weiterhelfen können. Demnach gab es in den letzten zehn Jahren in Niedersachsen mittlerweile fünf Todesfälle:

Quelle: Landtagsdrucksache

Hinzu kommt ein weiterer Fall in Delmenhost und jetzt Hameln.


Wenn Menschen zu Tode kommen ist das immer tragisch. In Deutschland wird jeder Todesfall überprüft um festzustellen, ob ein Fremdverschulden auszuschließen ist. Die Feststellung der Tatsachen erfolgt bei Vorfällen im Polizeizusammenhang regelmäßig durch PolizeibeamtInnen anderer Dienststellen. Die Ermittlungsführung/-bewertung liegt bei der Staatsanwaltschaft oder ggf. den Gerichten.

Zusammenstellung vom 29.05.2021, herral, Update 01.06. und 02.06.2021

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