Emmerthal – „Fischen“ am rechten Rand. Wie sich der Bürgermeisterkandidat Nils Benze positioniert.

Facebook, 7. September / Hameln, 18.09.2021: Als ich die letzten Wochen vor der Wahl durch Emmerthal und entlang des Bückeberges geradelt bin, ist mir aufgefallen, dass es keine lokalen Wahlplakate mit Aussagen zum Lern- und Gedenkort Bückeberg gibt. Aus sonst war kein Aufflammen dieses vor Ort sehr umstrittenen Themas feststellbar. Ich fand das gut und hoffte darauf, dass sich die Debatte versachlicht hatte. Heute ist mir aufgefallen, dass der parteilose, von der CDU unterstützte Kandidat Nils Benze zwei Tage vor der Kommunalwahl auf m.E. unsachliche/übertriebene Weise gegen das Projekt schreibt und für diesen Versuch des Wählerstimmenfangs am rechten Rand die Zustimmung aus Kreisen der CDU bekommt.

Um diesen Facebookpost geht es:

Das Framing „Bauwahnsinn“ gleich zu Anfang des Beitrags von Herrn Benze prägt den Beitrag sofort. Die ersten Kommentare sprechen dann auch eine eigenen Sprache. Die geposteten Bilder zeigen die Situation vor Ort. In der Tat findet dort eine rege Bautätigkeit statt. Allerdings sind die Auswirkungen auf die Natur dort bei weiten nicht so, wie der Eindruck des Facebookpostes vermitteln soll.


Was dort konkret passiert, kann man im Internet frei zugänglich nachlesen.

So zeigt der auf dem „Betonfoto“ dargestellte Platz den oberen Bereich des Geländes, welches barrierearm ausgestaltet wird. „Dazu gehören ein befestigter Bereich, der mobilitätseingeschränkten Personen den Zugang zum Gelände
ermöglicht, ein Tastmodell und Tafeln in Leichter Sprache. Ein Steg über den Fundamentresten der ehemaligen „Ehrentribüne“ bietet eine Zusammenfassung der im Gelände verteilten Tafeln und einen Überblick über den Hang. Am Zugang Süd wird es eine barrierearme Toilettenanlage und Behindertenparkplätze geben.

Alle weiteren Infos auch hier:

Ich war zuletzt am 18.08.2021 vor Ort und habe mit Verantwortlichen auch über die Baumaßnahmen gesprochen. So war z.B. eine geschotterte Baustraße durch das Gelände gelegt worden, die allerdings wieder entfernt wird.

Ich finde es schade, dass Herr Nils Benze mit so einem Stimmungsposting den Streit um den Dokumentations- und Lernort nutzen will, um sich der 5-6 % AfD-Wählerschaft anzudienen. Seine Aussagen gegen SPD und den Grünen sprechen in dem Zusammenhang eine unfreundliche Sprache. Eine Sprache, die Gräben aufreißt und Zielgruppen ansprechen soll:

Zudem wäre es gut, sich vor einer Bewertung kundig zu machen. Dazu kann man als Kandidat immer das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. Manches ist anders, als es im ersten Moment scheint.

Zu guter letzt. Jedes Projekt hat Nachteile. Baumaßnahmen greifen immer in den Naturraum ein. Diese Nachteile sind abzuwägen mit dem Nutzen. Hier geht es um einen Dokumentations- und Lernort, der die Mechanismen von Propaganda, Massenbeeinflussung, Kriegsvorbereitung und Führerkult erläutern soll.

Zu diesen Zielen findet man von Herrn Benze die Aussage, dass er vorher dazu eine leicht kritische Einstellung hatte und er jetzt aufgrund der „immensen Bautätigkeit und der Zerstörung der Natur“ eine zunehmend ablehnende Haltung habe.

Schade.

Ralf Hermes, Hameln, 18.09.2021


Siehe auch:

Auszeichnung mit 20.000 Euro Preisgeld durch die Wüstenrot Stiftung:

Lern- und Dokumentationsort Bückeberg bei Hameln (Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbH)

Auf dem nach Plänen von Albert Speer mit großem Aufwand nur für diesen Zweck gestalteten Gelände fanden 1933 bis 1937 die Reichserntedankfeste statt. Sie dienten vor allem dazu, medial verwertbare Bilder einer Volksgemeinschaft zu erzeugen und die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft zu zelebrieren. Am historischen Ort werden nun Fiktion, Inszenierung und mediale Verbreitung als populistische, manipulierende Stilmittel entlarvt und ihre suggestive Verführungskraft nachvollziehbar. Die punktuellen Interventionen der Dokumentationsstätte erhalten die Sichtbarkeit der damaligen Eingriffe in das Gelände und sensibilisieren dafür, wie mit solchen Inszenierungen die Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft für eine Spaltung der Gesellschaft missbraucht werden konnte.

Quelle: https://www.orte-demokratie.de/preistraeger


Hintergrundbericht hier beim Boten:

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