Hameln, 31.03.2023: Museumsleiterin Claudia Höflich berichtet über Hamelner Kriegsschicksale im 1. Weltkrieg.
Karsten Holexa vom Verein Denkanstoß Hameln führte die 20 Zuhörenden in die Veranstaltung ein und gab einen Überblick über die Ausstellung „Im Westen nichts Neues“ und die Grafiken von Peter Eickmeyer. Diese bildeten für den Vortag die Hintergrundkulisse. Es folgten dann durch Frau Höflich als Erinnerungsauffrischung die Kerndaten zum 1. Weltkrieg mit den auslösenden Faktoren und dem Verlauf. Schnell konzentrierte sich der Vortrag dann auf die Schicksale hamelner Soldaten, die durch den Museumsverein schon gleich zu Beginn des Krieges festgehalten wurden. Damals bestand der Verein weitgehend aus pensionierten Militärs und mit Kriegsbeginn und den ersten Opfern folgte ein Aufruf, Bilder der gefallenen Helden der Stadt dem Museumsverein zukommen zu lassen. Zu Kriegsbeginn, so Höflich, sei die Urkatastrophe und das Scheitern des Schliefenplans noch nicht absehbar gewesen. Auch in Hameln zogen die Soldaten des 164er Regimentes, begeistert gefeiert von der Bevölkerung, euphorisch in den Krieg. In den Feldpostbriefen in die Heimat finden sich zunächst Schilderungen großer Freude. Überliefert sind die Aufzeichnungen u.a. von Alfred Intemann und seinem Freund Hans Dralle. Frau Höflich erläuterte ihr Schicksal, welches viele Parallelen zu den Schilderungen in dem Buch von Erich Maria Remarque aufzeigte. Die Einkleidung mit schlechten Stiefeln, der Tod nach Beinamputation aufgrund schwerer Granatsplitterverletzung. Zitate aus Briefen, die das Grauen des Krieges aufzeigen. „Es ist leichter zu sterben, als andere davongehen zu sehen.“ Frau Höflich beschrieb, was der Krieg aus den jungen Menschen machte und holte mit ihren Schilderungen die von Remarque beschriebene Realität nach Hameln. Seinen letzten Willen hatte der Soldat Friedrich Pieper seinen Eltern als Feldpostkarte übersandt: „Mein letzter Wille! Nach meinem Tod wird das Geld, welches ich auf der Sparkasse zur Zeit habe, zu wasserdichten Pferdedecken verwandt. Diese sind nur für die Pferde bestimmt und nicht für die Menschen. Dieses ist mein letzter Wille und ich hoffe daß dieses geschehen wird. Friedrich Piper“
Der Vortrag von Frau Höflich war hinterlegt mit Bildern aus dem Skizzenbuch des Weltkriegssoldaten Rudolf Riege. Gezeichnet im Schützengraben überlebte Riege und betätigte sich später als Künstler.
August Angerstein aus Hameln hatte sich mit 15-einhalb Jahren freiwillig gemeldet und durfte nur mit Ausnahmeregelung eingezogen werden. Er stirbt genau zwei Monate nach seinem 18. Geburtstag am 22. April 1917.
152 Fotos sind in der „Heldenliste“ des Museums zu finden. Genaue Opferzahlen der Soldaten aus Hameln sind nur annähernd bekannt. 5.600 Menschen aus dem Wehrbereichsbezirk des Landkreises sind als verstorben erfasst.
Es gelang Frau Höflich in ihrem Vortrag die Schrecken des Krieges und was die Erfahrungen im Krieg aus den Menschen machte zu verdeutlichen. Ich würde mir eine Veröffentlichung ihres Vortrages und eine weitere Aufarbeitung der lokalen Kriegsschicksale wünschen.
Es gibt zur Veranstaltung einen hörenswerten radio aktiv Beitrag von Joachim Stracke. Dieser kann, hinterlegt mit Bildern der Veranstaltung, hier gehört werden:
Im Museum Hameln ist der Ausstellungsteil zum 1. Weltkrieg mit der Überschrift „Der Spaziergang ins Verderben“ überschrieben. Hier gibt es weiterführende Infos zu den Inhalten des Vortrags von Frau Höflich.
Weiterführende Links:
Erster Weltkrieg in Hameln und der Region: http://www.geschichte-hameln.de/ersterwkhm/artikel/dwz01.php
Alle aktuellen Informationen zu den Ausstellungen in Hameln finden Sie auf der Internetseite
Herral, 31.03.2023
Veranstaltungsankündigung: