Hameln, 24.05.2023: Als Vorabinformation am 22.05.2023 übersandt und freundlicherweise zur Veröffentlichung beim Boten freigegeben.
Mobilität neu denken – Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik
Bravo, da gibt es eine Gruppe engagierter Mitbürger, die nicht nur über die drohende Klimaentwicklung lamentieren, sondern konkrete, wohl durchdachte Vorschläge zur weiteren Ausgestaltung von Mobilität in dieser Stadt unterbreiten. Der internationale Forschungsstand ist eindeutig. Wir kommen um eine drastische Verminderung der CO2-Emissionen nicht herum. Wir werden anders heizen müssen und wir werden unsere Vorstellungen von Mobilität verändern müssen.
In diesen Überlegungen spielt das gute, alte Fahrrad eine entscheidende Rolle. Es ist absolut emissionsfrei, hat den geringsten Platzbedarf aller Verkehrssysteme und ist zudem – zumindest auf kurze Strecken – das schnellste Verkehrsmittel. Eine Nebenwirkung darf indes nicht verschwiegen werden. Die Nutzung des Fahrrads führt zu einer Steigerung der Gesundheit und belastet damit nicht unerheblich die Rentenkasse. Ich denke, das ist hinnehmbar.
Es ist also nur logisch, dass es zunächst einmal darum gehen muss, Hindernisse und Gefahrenschwerpunkte für den Fahrradverkehr zu beseitigen. Niemand wird im Ernst behaupten können, es sei sicher, auf der Klütstraße stadteinwärts Fahrrad zu fahren. Das Befahren der Kaiserstraße ist abenteuerlich. Gesetzestreues Miteinander von Fahrrad und Auto ist hier – der Straßenbreite wegen – schlicht nicht möglich. Und ist es denn wirklich gerecht, wenn Fahrradfahrer an einer Ampel zwei oder gar drei Phasen zur Querung benötigen anstatt einer, wie es für Autos nun einmal selbstverständlich ist? All dies greifen die Vorschläge der „Intiative Rad-Verkehrswende Hameln jetzt“ auf. Und wir sind gut beraten, uns schnellstens mit der konkreten Umsetzung zu befassen. Dies gilt natürlich auch für das geradezu anachronistische Verbot des Radfahrens in der Fußgängerzone. Wir müssen doch nur einmal nach Rinteln schauen, um zu erkennen, dass es auch sehr gut anders geht.
Völlig unverständlich ist es für mich indes, wie man auf die Idee kommen kann, den sachlichen Beitrag dieser Gruppe als Kampfansage zu bezeichnen. Diese Wortwahl heizt Konflikte an. Diese Ausdrucksweise hat in einer seriösen Zeitung nichts zu suchen.
Werner Schmidt
Oberschuldirektor i.R.
unverändert veröffentlicht am 24.05.2023, herral
„Wir werden unsere Vorstellungen verändern müssen.“ Mit diesem Satz ist das eigentliche Problem perfekt umrissen. Es ist nicht der Verkehrskollaps, nicht die Klimakatastrophe, nicht der Krieg in der Ukraine, nicht der Energiepreis und auch nicht die Inflation. Es ist in meiner Generation (Jahrgang 1966) die Angst vor dem Wandel. Und der Wandel passiert, auch wenn die Konservativen in diesem Land alles dafür tun, den Wandel zu verhindern. Der Wandel passiert. Alleine die Vorstellung, die Vorstellungen ändern zu müssen, löst Panik aus. Ein Indiz dafür, dass meine Theorie nicht falsch ist, ist der Umstand, dass Untergangspropheten viel Geld mit Büchern, Vorträgen und Videos verdienen. Ein weiteres Indiz sind die immer mehr werdenden Prepper, die Lebensmittel und Ausrüstung horten und sich auf einen Weltuntergang oder mindestens auf den Tag X vorbereiten. Die Deutschen kommen mir an manchen Tagen vor wie die Deutschen kurz vor dem Zusammenbruch 1945: Genießt den Krieg, denn der Friede wird fürchterlich. Und an anderen Tagen wirken sie so jämmerlich wie Adam und Eva, kurz bevor man sie aus dem Paradies wirft. Und da behaupten die Leute, Äpfel seien gesund.
Ich glaube, es war ein FDP-Mann, der sagte, man muss die Menschen da abholen, wo sie sind. Aber es gibt Menschen, die nicht abgeholt werden wollen und diese Menschen müssen dann eben zurückgelassen werden. Nach dem Krieg kam der Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder. Gar so fürchterlich ist der Friede also nicht geworden. Das Glück ist mit den Mutigen und nicht mit den Bedenkenträgern.
Das war es erst mal von mir. Ich muss jetzt los. Und zwar mit dem Fahrrad.