Gastbeitrag: „Nie wieder“ und „Gedenken bei veränderten Bedingungen!“

Hameln, 28.01.2024: Unter anderem zur Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz am 27.01,2024 schreibt Günter Bialkoswsik.

Vorab aber die Rede des Bundeskanzlers hier: „Nie wieder“ ist jeden Tag
Nie wieder Ausgrenzung und Entrechtung, nie wieder Rassenideologie und Entmenschlichung, nie wieder Diktatur. Unser „Nie wieder“ hat Millionen Stimmen und unsere Demokratie Millionen Gesichter. Das ist das Anliegen von Bundeskanzler Olaf Scholz in der neuen Folge Kanzler kompakt.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediathek/kanzler-kompakt-27-januar-2256276

Jetzt der Gastbeitrag von Günter Bialkowski zum Thema:

Gedenken bei veränderten Bedingungen!

102 wechselvolle Lebensjahre mahnen: „So hat es damals auch angefangen“

Am 27.01.2024 hat Bundeskanzler Scholz anlässlich des Holocaust-Gedenktages in Berlin an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Er forderte mehr Entschlossenheit im Kampf gegen rechten Hass, Hetze und Antisemitismus.

Zum Holocaust kann uns eine späte Zeitzeugin Frau Margot Friedländer, inzwischen über 102 Jahre alt viel berichten. Es sind Erlebnisse aus ihrer Kindheit und es sind ihre traurigen Gefühle, wie sie das Erlebte in ihrem Leben verarbeitet hat. Jeder Zeit abrufbereit spürt man ihr heute noch an, wie wichtig ihr die Botschaft ist, ihre Erzählung gerade an unsere Jugendlichen weiter zu geben, die ja nur sie erzählen kann. Sie, die Zeitzeugin des Holocaust, den Sie getrennt von ihrem Vater 1938 mit Mutter und Bruder in Berlin erleben und durchstehen musste.

Wenn Fr. Friedländer heute auf unser Land blickt, sagen uns 102 wechselvolle Lebensjahre: passt auf, so hat es damals auch angefangen. Doch sie wird auch die letzten Tage mitbekommen haben. Und ich bin froh, dass sie das demonstrative Aufbegehren hunderttausender Deutscher und vieler hier Lebender quer durch unser Land gegen die AfD, gegen Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung, gegen Hass und Gewalt miterleben konnte!

Es hat etwas gedauert, die investigative Recherchearbeit von Correktiv hat wie eine Initialzündung gewirkt. Endlich haben wir durch alle sozialen Schichten, inklusive Wirtschaft und Mittelstand begriffen: wenn schon wieder Deutsche mit Deportations- Gedanken hantieren, scheint wirklich etwas aus dem Ruder zu laufen. Verfestigte Weltbilder scheinen sich hier und da positiv aufzulösen. Eine Demokratie frei, bunt, vielfältig und ohne Nazis das ist es! Dafür lasst uns einstehen und streiten.

Zwei große Chancen hat Deutschland auf der Habenseite verbuchen können: Schon sehr früh nach 1945 haben uns die Alliierten, das Ausland die versöhnende Hand gereicht. Unverdient, beschämt, in kollektiven Wiedersprüchen verwickelt, zum Teil Schuld einsehend, zum Teil naziverblendet und uneinsichtig haben wir ohne zu danken, diese Hand ergriffen.

Anders, quasi einem Glücksmoment der Geschichte geschuldet bekamen wir Westdeutschen 1989 durch großes Engagement vieler DDR-Bürger die Wiedervereinigung auf den Tisch gelegt. Zwei Mal hat ein einstiges Tätervolk wie kaum noch eimal weltweit vorkommend, kollektive Glücksmomente erfahren dürfen!

Heute finden die Holocaust-Überlebenden ein Deutschland mit nicht wenigen Krisen kämpfend, politisch-grundierter Unzufriedenheit und steigender Zustimmungswerte für die AfD vor. Ansonsten zeigen alle Parameter in der Wirtschaft, bei den Arbeitslosenzahlen ausgezeichnete Werte an! Kein Vergleich mit damals Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre. Offenbar reicht heute schon „Ich habe die Schnauze voll!“, wie ein willkürlich aus einem Demonstrationszug herausgegriffenes Schild eines Teilnehmers zeigt, dass man sein Herz wieder rechten Parteien, rechtem Gedankengut zuwendet! Ich bin überzeugt, dass heute selbst forschende Wissenschaftler die These, dass die Notlage, die hohe Arbeitslosigkeit damals Hitlers Nationalsozialismus begünstigt hat, nicht mehr haltbar ist! Es muss etwas anderes sein! Es wird Zeit, dass uns Psychologen u. a. das Böse und die Gewaltfantasien im Menschen besser erklären.

Dennoch, die Mehrheit in unserer Gesellschaft das zeigen die mutmachenden Demonstrationen gegen AfD und Rechtspopulismus, das zeigen alle demokratischen Parteien, dafür steht Bundeskanzler Olaf Scholz inklusive unsere gewählte Ampel-Koalition und das zeigen alle Umfragen der letzten Zeit, Deutschland ist innerlich eine stabile Demokratie! Minderheiten, unsere jüdischen Mitmenschen, Flüchtlinge alle gehören dazu, niemand sollte vor Rechtspopulismus und Ausgrenzung Angst haben. Allerdings, wir alle müssen auf dem Boden unserer Verfassung stehen und wenn nötig auch für sie einstehen. Weder können wir uns arabische Parallelgesellschaften, Hamas-Einpeitscher auf unseren Straßen, noch „gesichert rechtsextremistische“ Landesverbände der AfD leisten. Sie alle gehören mit rechtsstaatlichen Mitteln unserer Demokratie aber auch im politische Tagesgeschäft politisch bekämpft!

Ich hoffe, dass Frau Margot Friedländer und alle bei uns und im Ausland lebenden Zeitzeugen das innere Einstehen von Millionen Deutschen für Demokratie und gegen den Faschismus mit Genugtuung aufnehmen. Und wir alle können uns freuen, dass nicht wenige Staaten in der Welt dieses leidenschaftliche Engagement Deutschlands mit großem Presse-Echo begleitet haben.

Günter Bialkowski

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