Hameln, 15.06.2025: Das Queere Netzwerk Weserbergland e. V. präsentiert am 19.06.25 um 15 Uhr in der Stadtbücherei Hameln im Vortragsraum den Vortrag von Bernhard Gelderblom „Vom Vorurteil zur Vernichtung. Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit. Zahlen und Schicksale aus dem Zuchthaus Hameln“. Er schildert das Schicksal des schwulen Hans Bielefeld, der in Hameln zur Schule ging und später als Lehrer arbeitete. Details hier:
„Vom Vorurteil zur Vernichtung. Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit. Zahlen und Schicksale aus dem Zuchthaus Hameln.“
Im Zuchthaus Hameln saßen in der NS-Zeit insgesamt 208 Männer wegen Verurteilung nach § 175 ein. Das sind 2,3 Prozent aller Häftlinge, also eine kleine Minderheit.
Die homosexuellen Männer traf im Zuchthaus allerdings ein sehr hartes Schicksal. Aus diesem Personenkreis sind mindestens acht Männer im Zuchthaus Hameln an Krankheiten gestorben.
36 wurden nach Verbüßung ihrer Strafe nicht in die Freiheit entlassen, sondern der Polizei übergeben und in ein Konzentrationslager „verschubt“. Die Spuren dieser Männer sind kaum weiter zu verfolgen. Viele von ihnen haben das KZ nicht überlebt.
Im Zentrum des Vortrags steht Hans Bielefeld (1909-1986). Er hatte seine Schulzeit in Hameln am heutigen Schiller-Gymnasium absolviert und war als Lehrer in einem Landschulheim tätig. Als Anhänger der Reformpädagogik verbrachte er ganze Tage mit seinen Schülern und ging mit ihnen „auf Fahrt“.
Als 1940 eine Beziehung zu einem Schüler bekannt wurde, verhaftete ihn die Polizei wegen „widernatürlicher Unzucht“ unter Männern nach § 175. Im Prozess in Hannover 1941 bekannte sich Hans Bielefeld offen zu seiner Homosexualität.
Zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, kam er über das Zuchthaus Celle und die berüchtigten Emslandlager schließlich 1944 in das Zuchthaus Hameln. Hier erlebte er das Chaos der letzten Monate.
Nach der Befreiung blieb Hans Bielefeld in Hameln. Die Haft hatte seine Augen ruiniert. In seinem Beruf als Lehrer zu arbeiten, war ihm wegen seiner Verurteilung verwehrt. So lebte er vom Erteilen von Nachhilfeunterricht.
Er war nach wie vor vom § 175 bedroht, der in der Bundesrepublik weiter galt. Bis weit in die 1960er Jahre hinein gab es kein Bewusstsein vom Unrechtscharakter der Homosexuellenverfolgung.
herral, 15.06.2025