Gastkommentar zum Interview: „Das würde die CDU umbringen“, von Kristina Dunz und Alisha Mendgen, DWZ 24.08.2024

Hameln, 24.08.2024: Günter Bialkowsik schreibt zum RND-Interview mit dem CDU-Bundesvorsitzenden:

Schicke voraus, dass ich die Leitartikel und Kommentare beider Journalistinnen bisher gern gelesen habe. Schreibstil, Erdung und Themenwahl passten häufig, gaben auch manchmal den Blick für neue Einsichten frei. 

Um so mehr war ich von diesem Interview mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz enttäuscht. Die Wahrnehmungsebene aus der heraus die Fragen formuliert wurden schien mir hier sehr identisch, die Fragen zu mundgerecht serviert bzw. sie lassen erkennen, dass die hier beteiligten Personen einer Bildungsschicht angehören: nämlich der oberen westlich eingefärbten Mittelschicht. Bei einer Thematik, die sich mit der AfD im Osten und den Gründen des großen Zulaufs für diese Partei dort beschäftigt, also auch die Mentalität nicht nur die Sozialisation und den ehemaligen Druck der „Ossis“ berührt, Friedrich Merz hier selber psychologische Gründe anführt, finde ich die Herangehensweise harmlos bis ziemlich fatal!

Um diesen Punkt abzuschließen: Diese Art Interviews „Journalisten befragen Politiker“ hatte ihre Zeit in der Vergangenheit, sie sind heute zu harmlos, wärmen längst Bekanntes nur auf und reduzieren sich so kurz vor Wahlen als Wahlkampf-Hilfe der Medien bzw. der hiesigen Tageszeitung. In diesem Fall für die CDU. Diese Wahlkampfhilfe für eine konservative Partei in einer ländlichen Region wie Hameln mit nur einer Tageszeitung brüskiert all jene Bürger, die mit dieser Partei nichts am Hut haben. Denn das GG, Art. 21 beauftragt die Parteien sich an der Meinungsbildung für alle Bürger zu beteiligen! Von der CDU allein steht da nichts drin. Friedrich Merz sagt definitiv „ Ich rechne … mit der Mobilisierung unserer Wählerinnen und Wähler.“ An dieser Stelle vermisse ich von beiden Journalistinnen die Wahrnehmung der Interessen - des Parts der übrigen Bürger, sowohl im Osten aber auch hier bei uns im Westen, bekanntlich zeigen die Umfragen einen Anteil von rund 30% für die CDU an.

Und wenn JournalistenInnen bei ihren LesernInnen ganz cool rüber kommen wollen, dann könnten sie in Zukunft als Letztes bekannt geben, ob der Interviewte schon vorher das Gespräch autorisierte oder ob er es erst gegenzeichnen wollte. Im Falle des Hr. Merz, der in der veröffentlichten Meinung optimal rüberkommen möchte, wäre dies doch für das Meinungsbild der LeserInnen eine interessante Fragestellung.

Günter Bialkowski

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