Hameln, 21.11.2024: Im Rahmen der Ausstellung „Gesichter – NS-Zwangsarbeit in Hameln-Pyrmont“ / Münsterkirche Hameln fand am 19.11.2024 eine Veranstaltung zur problematischen Formen der Arbeit in der Gegenwart statt. Ein Verlaufsbericht des Vereins Denkanstoß Hameln e.V.:
Der Verein Denkanstoß-Hameln hatte im Rahmen der Ausstellung „Gesichter – NS-Zwangsarbeit in Hameln-Pyrmont“ die Veranstaltung „Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse im Hier und Jetzt“ organisiert und damit einen Bogen gespannt, von einem grauenvollen historischen Geschehen in die Jetztzeit.
Vorstandsmitglied Karsten Holexa unterstrich in seiner kurzen Begrüßung der gut 30 Anwesenden, heutige prekäre Arbeitsverhältnisse sein nicht gleich zusetzen mit der Situation der Zwangsarbeit in der NS-Zeit, dennoch gebe es bei uns Branchen, in denen Arbeitskräfte bewusst ausgebeutet werden. Entsprechende Berichte gab es vor einigen Jahren z. B. zur Fleischindustrie.
Als Referent hatten die Veranstalter Szabolcs Sepsi vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) eingeladen. Sepsi arbeitet seit Jahren als Berater in der Kampagne „Faire Mobilität“, die sich um ausländische Arbeiter auf dem deutschen Arbeitsmarkt kümmert.
Er schilderte in seinem knapp sechzigminütigen Vortrag besonders die Situation bei den Paketdiensten. Hier gebe es in Deutschland knapp 14.000 Firmen, von denen sich die größten 26 ca. 80% der Aufträge teilen wurden. Von diesen arbeiten alle, außer dem Anbieter DHL, mit Subunternehmen, welche wiederum finanziell unter Druck gesetzt werden, was sich auf die Situation der Ausliefernden auswirke. Diese müssten am Tag 200 bis 250 Pakete zu den Kunden bringen. Dadurch sei die vorgegebene und damit vergütete Arbeitszeit nicht einzuhalten.
Dagegen könnten sich die Betroffenen kaum wehren. Viele hätten Angst dieses zu tun, zumal z. B. Amazon für seine Subunternehmen Listen führe, wodurch Aufbegehrende keine neuen Arbeitsverhältnisse mehr finden könnten.
Sepsi forderte, für die Branche der Paketdienste Subunternehmen, wie inzwischen bei der Fleischindustrie, zu verbieten. Dieses hätte dort zu einer deutlichen Verbesserung der Situation geführt.
Im Anschluss an den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion unter den Anwesenden an.
herral, 21.11.2024