Hameln, 28.11.2024: Der Fahrgastbeirat der Öffis Hameln-Pyrmont versandte am 27.11.2024 die folgende Stellungnahme an den Landrat Dirk Adomat, die örtlichen Bundestagsabgeordneten und die Medien:
27. November 2024
Positionierung des Fahrgastbeirates Hameln-Pyrmont zur geplanten Fahrplanüberarbeitung
Die Politik des Landkreises Hameln-Pyrmont hat die Öffis beauftragt, den Fahrplan „erlös- und kostenoptimiert“ zu überarbeiten. Die Menge der gefahrenen Fahrplankilometer soll dabei nicht verändert werden. Dieser politische Beschluss korrespondiert nicht mit dem allgemeinausgerufenen Ziel einer Verkehrswende, das heißt der deutlichen Steigerung der im Umweltverbund zurückgelegten Personenkilometer.
Der Fahrgastbeitrat der Öffis Hameln-Pyrmont empfiehlt in diesem Zusammenhang dringend:
1. Im Zuge der Fahrplanüberarbeitung müssen Verschlechterungen für Fahrgäste ausbleiben. Insbesondere im Hinblick auf gleiche Lebensverhältnisse und das bereits deutlich eingeschränkte Angebot in den ländlichen Gemeinden des Landkreises Hameln-Pyrmont darf es zu keiner Reduzierung der Fahrplankilometer je Gemeinde zugunsten der Städte kommen. Der Fahrplan ist lediglich zu verbessern, es sind insgesamt keine weiteren Fahrten zu streichen. Für jede gestrichene Fahrt ist eine neue vorzusehen.
2. Die Politik im Landkreis, im Land Niedersachsen und im Bund wird aufgefordert, für eine angemessene Versorgung des ländlichen Raums mit Öffentlichem Personennahverkehr die entsprechenden Finanzmittel bereitzustellen und die Öffis mit der Planung und Umsetzung zu beauftragen. Neben dem klassischen Linienverkehr ist dabei insbesondere auf alternative Bedienformen (on-demand-Verkehr, Rufbusse etc.) zu setzen.
Zur Begründung:
Der Landkreis besteht sowohl aus städtisch als auch dörflich geprägten Gemeinden. Die Fahrplanverbesserungen der jüngeren Vergangenheit haben im Wesentlichen das Angebot in den Städten verbessert. Aufgrund des höheren Fahrgastpotentials unter Berücksichtigung der beschränken Finanzmittel war dies aufgrund des höheren zu erwartenden Effekts nachvollziehbar. Für die Menschen in den Dörfern gab es keine oder nur punktuelle Verbesserungen, in viele Fällen aber auch Streichungen von Verbindungen. Ehrenamtliches Engagement durch Bürgerbusvereine konnte hier nur teilweise die Lücken schließen. Allein aus räumlichen Gründen haben Dorfbewohner weitere Strecken zur Arbeit, Schule, Ausbildung, Einkaufen oder Freizeit zurückzulegen. Die Landesregierung hat sich daher explizit auch die Förderung der ländlichen Räume auf die Fahnen geschrieben. Auch für Hameln-Pyrmont ist es an der Zeit, den Dörfern angemessene Angebote zur Verfügung zu stellen.
Zu 1)
Aufgrund der angestrebten Erlös- und Kostenoptimierung steht zu befürchten, dass Fahrplankilometer von den Dörfern in die Städte transferiert werden, da dort höhere Erlöse zu erzielen sind. Der Fahrgastbeirat möchte, dass der politische Auftrag entsprechend erweitert wird und eine Schlechterstellung des ländlichen Raumes zwingend unterbleibt. Das bereits jetzt schlechte Angebot darf nicht weiter ausgedünnt werden.
Zu 2)
Die niedersächsische Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, „Vorreiter für nachhaltige und sozial gerechte Mobilität“ zu sein. Die „Mobilitätswende“ soll durch „neue Angebote“ Menschen einladen, „dauerhaft auf den Umweltverbund umzusteigen.“ Die Fahrgastzahlen sollen bis 2030 verdoppelt werden. Weiter: „Insbesondere im ländlichen Raum werden wir deshalb Angebote wie Rufbusse, Bürgerbusse und On-Demand-Angebote fördern.“ Von dieser „Wende“ ist bislang in der Fläche des Landkreises Hameln-Pyrmont nichts angekommen. Da der Landkreis die finanzielle Last nicht allein stemmen kann, werden das Land Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland aufgefordert, Worten Taten folgen zu lassen. Der Fahrgastbeirat Hameln-Pyrmont möchte den Prozess der „Mobilitätswende“ konstruktiv begleiten und mit diesem Positionspapier aufzeigen, dass Hameln-Pyrmont noch lange nicht am Ende eines Weges ist, sondern ihn allenfalls gerade erst betreten hat.
Die Vorsitzende des Fahrgastbeirates ist Anke Blume. Absender der Info Andreas Hartnack.
unvernändert übernommen, herral, 28.11.2024