Hameln, 22.07.2025: Günter Bialkowski schreibt zum DEWEZET Kommentar von Maximilian König „Richtiger Schritt“ vom 19.07.25:
Der Kommentar von Maximilian König „Richtiger Schritt“ in der DWZ vom 19.07.25 brachte mich zum Grübeln. Es gab Zeiten, da beschäftigte sich unsere Politik und die Presse intensiv mit Renten- und sozialen Fragen der heimischen Bevölkerung. Fazit damals, zumindest aus dem CDU-Lager: Die Rente ist sicher! Doch das ist lange her, seither hat der Kapitalismus und die Migration bei uns einiges verändert und die Rente ist unsicherer denn je. Nie hätte ich z.B. damals gedacht, dass unsere seriöse Presse sich dereinst, wie es heute geschieht mit Themen der Reichen und Milliardäre beschäftigen, statt sich um die leeren Sozialkassen unserer Arbeitnehmer zu kümmern. Es scheint, als ob die Politik der letzten Jahrzehnte mit ihrem Mantra „mehr Selbstbeteiligung und Eigenverantwortung“, egal welcher Couleur gescheitert ist. Alles zusammen, inklusive der Privatisierung, verhindern bis heute jede grundlegende Reform unserer Renten-, Krankenhaus- und Altenpflege-Systems. Während ganz oben unserer Gesellschafts-Pyramide die Zahl der Milliardäre wächst.
Dabei geht es beim Thema Millionäre und Milliardäre nicht nur um ihr politisches Agieren, sondern auch um privateste Lebensbezüge. Hier gibt es auch Ernsthaftes, Schicksalhaftes zu berichten, wie König in seinem aktuellen Fall beschreibt, wenn nämlich Erfolg verwöhnte Menschen in Lebenskrisen geraten und dann freiwillig aus dem Leben scheiden wollen, weil sie viel zu lange in ihrer eigenen Parallelwelt gelebt haben und nun am Ende des Lebens ins Leere greifen und keinen Sinn für ihr Fortleben mehr sehen. Sind diese Menschen nun zu bedauern, weil Journalisten, Bildreporter und E Medien diese Nachrichten für wichtig halten und pointiert darüber berichten? Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Jeder mag hier seine eigene Meinung haben! Doch es fällt schwer zu verstehen, dass bei der heutigen Berater- und medizinischen Helfer-Branche für psychische Probleme diese Leere, diese persönliche Endzeitstimmung so mächtig werden kann, dass sie glauben ihnen kann keiner helfen. Und manchmal ist das eigene Ego, die Selbstüberschätzung und die zu erwartenden medialen Schlagzeilen so groß, dass diese Menschen meinen, ihnen gebührt ein anderer Abgang und der muss spektakulär sein.
In meiner beruflichen Altenarbeit bin ich auf viele Merkwürdigkeiten gestoßen. Fakt ist, dass um normale Menschen nicht so viel Aufhebens gemacht wird. Sie sterben und hinterlassen manchmal kaum Spuren. Interessanter sind da immer schon promisierte Persönlichkeiten, die durch mediale Verklärung noch großartiger werden. Hier haben wir uns zwei verschiedene Gefühlsebenen geschaffen, wie wir Menschen es seit Jahrtausenden mit verschiedenen Ausprägungen immer wieder tun. Ich kann nur hoffen, dass der Weg den die US-Staaten derzeit unter Donald Trump nehmen uns erspart bleibt!
So sollte auch für die neuen Adligen, die unterirdisch reichen Milliardäre eine normale, nicht verklärende Berichterstattung gelten. Denn es sind ja die von Menschen gemachten Strukturen, nicht die von eigener Arbeit und Leistung meilenweit entfernten Visionen dieser fast schon wieder gottähnlichen Abgehobenen. Angesichts der unermesslichen Armut auf dieser Welt, liegt es an diesen selbst, dies zu ändern. Wer diese dramatische Entwicklung ausblendet, wer z. B. die defizitäre Lage der Rentenkassen und die kaum mehr bezahlbaren Pflegekosten für unsere alten Menschen nicht sieht, der darf sich nicht wundern, wenn er im eigenen Alter und am Ende seines Lebens ins Leere greift und das Gefühl hat, er werde nicht mehr gebraucht. Welch eine kümmerliche Weltsicht, welch ein armes Leben.
Bleibt die Frage, bringt uns unser wirtschaftliches Streben nach persönlichem Reichtum, Effizienz, einzigartigen Ruhm und Ansehen angesichts solcher Einzelschicksale wirklich weiter? Die so vereinzelt auch nicht sind. Auch wenn unsere Presse und Medien in diesem Kontext die Sinnfrage erst gar nicht mehr behandeln, weil sie das ganzheitliche, komplexe Denken aufgegeben haben und auch Arbeitsplätze auf diese Weise entstanden sind. Dennoch, der eine oder andere könnte mal ins Nachdenken kommen, ob wir hier nicht in die Irre laufen? Denn die Spaltungsspirale, die wenige reich und viele arm macht dreht sich unaufhaltsam weiter, das sehen wir gerade auf dramatische Weise in den USA. Ich kam darüber jedenfalls sehr ins Grübeln.
Günter Bialkowski
herral, 22.07.2025