Hameln, 09.11.2025: Gleich zwei Veranstaltungen gab es in Hameln am 9.11.2025 zum Gedenken an die Zerstörung der Synagogen in Deutschland. Wie sie verlaufen sind, erfahren Sie hier:
Rund 80 Interessierte waren zur Einweihung des Modells der Hamelner Synagoge von 1879 am Bürgergarten vor der Tourismus-Info gekommen.
Roland Cornelsen, Geschäftsführer der Impuls gGmbH Hameln begrüßte und erläuterte die grundsätzlichen Hintergründe. Es ist das jetzt achte Modell der Hamelner Stadtgeschichte, welches unter der Regie von Impuls entstanden ist. Ziel der Erstellung der Modelle ist es, Menschen zu unterstützen, an den Arbeitsmarkt heranzuführen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Claudio Griese, Oberbürgermeister der Stadt Hameln, erläuterte in seiner Einführung, dass die Ereignisse des 9. Novembers 1938 und der Holocaust immer noch ratlos zurücklassen. Um so bedeutsamer sei die Sichtbarkeit der zerstörten Synagoge, um an die Schrecken zu erinnern. Der Standort des Modells, neben der HMT am Startpunkt der Stadtführungen, ermögliche den Besuchenden nicht nur die Geschichte unserer Stadt, sondern auch die gesamtdeutschen Geschichte zu verstehen. Ausdrücklich bedankte sich Herr Griese bei der HMT, die die Örtlichkeit zur Verfügung gestellt habe und beim Team von Impuls und allen Helfenden und Unterstützenden.

Frau Irina Pirogova von der Jüdische Kultusgemeinde wünscht, dass das Modell eine wunderschöne Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und die Zukunft baut. Eine hoffnungsvolle Zukunft, vor der niemand Angst zu haben braucht. Das Modell setze ein Zeichen und stehe dafür, dass Hameln eine demokratische Stadt bleibe.

Peter Wendt erläuterte für die Liberale Jüdische Gemeinde den Bruch, den der 9.11.1938 in der jüdischen Geschichte bedeutete. Einen Bruch, der auch durch das Mahnmal vor der neuen Synagoge in der Bürenstraße symbolisiert werde.
Besonders wichtig sei, dass die unterschiedlichen Religionen wertvoll für die einzelnen Menschen sind. Die Grundlage des gemeinsamen Lebens sei religionsübergreifend das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Es stehe über der Religion und sollte geehrt, geachtet und gelebt werden. Über Religion können man streiten. Die Regeln des Grundgesetztes gelten für alle und müsse beständig auch an Menschen, die auf der Flucht zu uns kommen, vermittelt werden.

Das Team vom Impuls, welches das Modell in zweijähriger Detailarbeit erstellt hat, erklärte: Wir wollen erinnern an das, was verloren ist. Durch das Modell lebe die Geschichte weiter und werde nicht vergessen. Wir alle sind auch heute Teil einer Gemeinschaft.
Bernhard Gelderbloms Rede hoffe ich im Wortlaut zu bekommen und den Text hier einfügen zu können.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Kantor der jüdischen Gemeinde.

Um 16.00 Uhr begann dann die Gedenkstunde vor der jüdischen Synagoge in der Bürenstraße. Der Straßenabschnitt davor war vollständig gesperrt. Zwischen 150 und 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten den beeindruckenden Statements von Hamelner Schülerinnen und Schülern. 87 Jahre nach der Tat wäre Vergessen der Anfang der Wiederholung. Erinnern sei Widerstand, nicht nur für die Vergangenheit, sondern Auftrag an die Gegenwart.
Der Verzweiflung, Bedrohung, Leid, Hilflosigkeit, Angst, Ausweglosigkeit damals stehe die Hoffnung heute gegenüber.
Hamelns Superintendent Dr. Stefan Vasel zitierte den Psalm 10 aus dem Lutherischen Bekenntnis. Eine Klage über den Verzug der göttlichen Hilfe bei dem Übermut der Feinde und Gebet um Errettung der Unterdrückten. „Herr, warum trittst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not? Weil der Gottlose Übermut treibt, muss der Elende leiden; sie hängen sich aneinander und erdenken böse Tücke.“
Verlesen wurden die Namen der Opfer der jüdischen Gemeinde Hameln. Die Schülerinnen und Schüler legten Steine mit den Namen nieder. Nach den jüdischen Gebeten folgte die Einladung zum Besuch und zum Aufwärmen mit einem Getränk in den Räumen der Synagoge.
Impressionen der Veranstaltung:
Einladung:
Siehe auch:
Botenberichte zur Progromnacht:
https://hamelnerbote.de/archive/tag/progromnacht
herral, 09.11.2025








