Pressekonferenz der SPD HM-PY zum Thema Kindesschutz vor sexueller Gewalt am 26.06.2020 (Mediensammlung und Bewertung)

Am Freitagmorgen um 08.30 Uhr hatte ich die Möglichkeit auf Einladung der SPD an einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten von Radio Aktiv teilzunehmen. Ein Verlaufsbericht und Gedanken zum Thema:

Der Einladung gefolgt waren: Herr Purk (NDR), Herr Henke (DEWEZET), Herr Posnak (Radio Aktiv) und Herr Lorenz (Weserberglandnachrichten), der auch Filmaufnahmen von der Konferenz aufnahm.

Als erstes erläuterte die SPD-Unterbezirksvorsitzende Barbara Fahncke den Inhalt einer Resulution „Den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt verbessern“. Das Papier wurde als Tischvorlage verteilt.

Anschließend wurde eingeladen, Fragen zu stellen. Alle Journalisten beteiligten sich und die Antworten wurden überwiegend von Ulrich Watermann (MdL) und Constantin Grosch (SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag) gegeben.

Die Veranstaltung war nach gut einer Stunde beendet.

Bisher (Stand 28.06.2020) erschienen in den Medien:

a) Radio Aktiv berichtete:

listen.radio-aktiv.de/beitraghoeren.php?id=33862


b) Die DEWEZET berichtete am 27.06.2020 (Titelseite 1 und Seite 1 Hameln) -Bezahlartikel mit Kommentar :

https://www.dewezet.de/region/hameln_artikel,-spd-fordert-mehr-schutz-fuer-kinder-_arid,2628995.html


Eigenen Anmerkungen / Kommentar:

1. Es ist gut, dass die SPD Hameln-Pyrmont von sich auch in die Öffentlichkeitsarbeit geht und Vorschläge macht. Leider aber hatte die Umsetzung Schwächen.

2. Das Treffen war emotional schwierig. Obwohl sich alle Akteure seit vielen Jahren kennen, war eine deutliche Anspannung und auch emotional kritische Distanz zwischen den Vertretern der Politik und der Medien (Herrn Lorenz vielleicht ausgenommen) spürbar. Insbesondere Ulrich Watermann zeigte seine Verärgerung über die Art der Berichterstattung deutlich. Bei den Nachfragen der Medienvertreter schwangen gleichfalls Emotionen (Verärgerung/Unverständnis) mit. Die Medienvertreter waren durchweg kritisch aber in keinen Fall unsachlich oder unberechtigt kritisch.

3. Für mich waren die Fragestellung und die Antworten spannend und aufschlußreich für die Gesamtproblematik. Ich verließ mit Sorge diese Pressekonferenz. Was werden die Medienvertreter aus dem positiv gedachten Sachpapier machen?

4. Bewertung der Berichte von Radio Aktiv: Der Sender berichtet ohne eigene Bewertung über den Verlauf und lässt die Akteure mit den Kernbotschaften zu Wort kommen, die sie rüberbringen wollen. Eine Kommentierung erfolgt nicht.

5. Bewertung des DEWEZET-Berichtes: Herr Henke veröffentlicht in Bericht die fünf Punkte der SPD und geht zusätzlich auf Diskussionspunkte aus dem Gespräch ein. Die vom Redakteur ausgewählten Aussagen im Lokalteil Hameln werden zutreffend und unverfälscht wiedergegeben. Im persönlichen Kommentar äußert er dann seine Vorbehalte und die Kritik, dass eine solche Resolution schon vor etlichen Monaten hätte veröffentlicht werden können. Das ist berechtigt.

Bis hierher alles in Ordnung. Fast hätte ich die Berichterstattung der Zeitung gelobt. Aber, da ist noch (die im Internet nur über die PDF-Version nachlesbare) Titelseitenmeldung mit dem Aufmacher „Kritik am Lipper Landrat“. Hier wird in einer Zusammenfassung nicht nur die allgemeine gehaltene Kritik am Umgang mit den Fall Lügde in Medien und Politik genannt, sonder diese wird explizit zweimal auf den Lipper Landrat Axel Lehmann (SPD) zugewiesen. Demnach versuche dieser (so Watermann) „andere vors Rohr zu schieben“.

Hat Herr Watermann das wirklich so gesagt? Ich habe das auf Herr Lehmann bezogen so nicht verstanden/gehört. Allerdings stecke ich auch nicht so tief in der Materie, dass ich die Sätze Personen in NRW gleich zuordnen kann. Bezeichnend ist aber, dass die Zeitung den (vermeidlichen) Zwist (hier sogar im SPD-Lager untereinander) als Hauptmeldung voranstellt. In der Resolution ging es um etwas ganz anderes. Diese Aufmachung auf der Titelseite ist geeignet, den Konflikt zwischen Lügde und Hameln erneut zu befeuern. Ein Brandsatz sozusagen, der gesetzt wird, einen Konflikt innerhalb der SPD „hochzuschreiben“. Die nächste Frage wäre an den Landrat Lehmann was er denn wohl von dieser Äußerung seines Parteikollegen Watermann hält. So bewirkt man ein „Schwarzes Peter Spiel“ mit abschreckender Unterhaltungswirkung, aber nix was in der Sache hilft. In der Pressekonferenz ging es im Kern auch um etwas ganz anders. Hier werden Nebensätze zu Hauptmeldungen hochstilisiert.

6. Meine Bewertung des SPD-Papieres: Ich hätte mir gewünscht, dass in dem Papier die Zuständigkeiten für Veränderungen klarer auf die Ebenen Bundesregierung, Landesregierung und Kreisverwaltung definiert wird. Auf die Frage, was hat die Kreisverwaltung in Hameln-Pyrmont konkret aus den Ereignissen um Lügde gelernt, was wurde bzw. wird verändert, müssen noch klarere Antworten kommen. Die genannten Punkte 4 und 5 sind konkrete Ansätze, mir aber zu wenig. Hier wünsche ich mir vom neuen Landrat Dirk Adomat eine klare Fehleranalyse mit Veränderungskonzept.

7. Kernproblem Schuldzuweisungen: Solange der Fokus der Berichterstattung auf fortwährende Anklage, Vorverurteilung und gegenseitige Schuldzuweisung gerichtet ist, ist es schwer bis unmöglich, lösungsorientiert für die Zukunft zu arbeiten. Die von Constantin Grosch beworbene neue Fehlerkultur wird solange nicht zum Zuge kommen, bis die öffentliche Jagd nach Schuldigen (die dann in den Facebookspalten aufzuhängen und zu kastrieren sind) nicht eingestellt wird. Vermeidliche „Kritiker“ mit schonungslosen Aufklärungsanspruch sind m.E. diejenigen, die mittlerweile der Sache und damit den Kindern um die es eigentlich gehen sollte, nur noch Schaden.

Für die Kreisebene Hameln-Pyrmont liegt die Verantwortung und das Heft des Handelns dazu in den Händen des neu gewählten Landrates Dirk Adomat. Dieser braucht für seine Aufgabe Zeit und Ruhe, sich einzuarbeiten und zu bewerten. Das mediale Dauerfeuer der DEWEZET gegen Landkreis und Landrat bewirkt für mich keinerlei positiven Druck in Richtung einer Problemlösung. Im Gegenteil, sie entwickelt ehr einer Sabotagefunktion.

Ralf Hermes, 29.06.2020

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