Die versteinerte Zeitung oder was läuft lokal zur Europawahl? Gedanken:

Eine versteinerte Zeitung von einer schlaff herabhängenden Europafahne. Sinnbild für Hameln kurz vor dem doch so wichtigen Wahltermin mit Bürgerrecht?

Eigentlich ging alles gut los. Es gründete sich auf Ebene des Landkreises eine überparteiliches Bündnis „Europa wählen 2019“ auf Initiative des Kreisverbandes Hameln der Europa-Union. Die Schirmherrschaft übernahm der Landrat.

Und es gab landkreisweit vielfältige Aktivitäten, zumindest gibt es Anzeichen dafür, den hin und wieder war über die Aktionen der Europa-Union mit ihrem unermüdlichen Akteur Reinhard Burdinski in der Zeitung zu lesen.

Was aber unternahmen andere?

Die Dewezet brachte an verschiedener Stelle Verlaufsberichte von Veranstaltungen. Am letzten Samstag fand mit dem „Flash-Mob“ für Europa (organisiert von einem überparteilichen Bündnis) mit 150 Sänger, 7 Musiker und diversen Zuschauern die größte Aktion zur Europawahl statt. Video siehe: https://hamelnerbote.de/?p=3422

Die DEWEZET berichtete später auf Seite 10 unten.

Die Prioritätenfestlegung der Zeitung ist im Vergleich z.B. zur Berichterstattung über die „Schweigen für die Kinder von Lügde“ Aktionen am Pferdemarkt befremdlich. In der gleichen Ausgabe der Zeitung mit dem Flash Mob wurde der m.E. bisher einzige eigeninitiativ veranlasster/recherchierter Beitrag der Zeitung zur Europawahl auf Seite 1 des Hameln-Teil abgedruckt.

Der Wahlmonat Mai aber war für die DEWEZET im Lokalteil der Monat der „Heimatserie“. Auf der „Timeline“ der DEWEZET bei Facebook findet man in der letzten Zeit nur zwei verlinkte Berichte zur Europawahl. Die Priorität der Zeitung im Mai liegt (neben der Berichterstattung zu Lügde) bei ihrer Serie „Daheim“ oder Heimat. Hier gibt es gerade bei Facebook eine enorme Präsenz gerade auch mit kleinen emotionalen Bildbotschaften.

Mittlerweile sind über 20 lange Heimatartikel im Dossier der DEWEZET frei abrufbar: https://www.dewezet.de/daheim-wir-im-weserbergland.html . 

Ich habe dazu bei Facebook einen kritischen Beitrag gepostet, der folgende Fragen enthielt:

„Was macht die Zeitung eigentlich dieses Jahr eigenständig zur Europawahl? Gibt es eigentlich eine DEWEZET Podiumsdiskussion …? Homestorys über aussichtsreiche Kandidaten aus der Region oder verdiente Europaabgeordnete der auslaufenden Legislaturperiode? Interviews in der Fußgängerzone, was die Menschen in Hameln zur Europawahl sagen?#dewezetkorrektiv ? „

Zudem habe ich mich gefragt: “ Alle 5 Jahre ist die Europawahl. Was mag sich die DEWEZET wohl dabei gedacht haben, gerade im Wahlmonat Mai 2019 eine Artikelserie “Daheim/Heimat“ zu schreiben. … Alles eigentlich kein Problem, wäre da nicht die zeitliche Überschreitung mit dem Wahltermin.
Gibt es nicht eine Partei, die mit dem Slogan „Heimat bewahren“ auf Wahlplakaten mit dem Zusatz „geht‘s noch Brüssel“ wirbt?“

Erstmals erhielt ich Reaktionen auch aus Zeitungskreisen. Die Hinterfragung der Heimatberichtsserie und das Herstellen einer Verbindung zum Wahlkampf einer Rechtspartei entrüstete machen. „Aluhut, krank,…“ Wer mag, kann die Kommentare nachlesen: https://www.facebook.com/medienbloghameln/

Die Ausgangsfragen aber, was macht die Zeitung eigentlich zur Europawahl (gemeint ist immer der Lokalteil – also die Heimatberichterstattung), wurde nur angerissen.

Heute (25.05.2019) habe ich die Samstagsausgabe der DEWEZET am letzten Berichtstag vor der Europawahl erhalten. Im überregionalen Teil ist Europa Thema. Es gibt eine sehr gute Sonntagsbeilage mit Statements zu Europa. Im Lokalteil aber nur der Abdruck eines Hinweises der Stadt Hameln über ein verändertes Wahllokal. Europa = lokale Fehlanzeige.

Kurzer Rückblick in das Jahr 2014 – damals gab es eine sehr umfangreiche Berichterstattung und eine Einladung zur Wahlparty, was sicherlich aber auch mit den zeitgleich stattfindenden lokalen Wahlen (Bürgermeisterwahlen auch in Hameln – Griese gegen Wilde und Co.) begründet ist. Auch dieses Jahr findet in Aerzen eine Bürergmeisterwahl statt. Das die Zeitung von 100 auf fast 0 zurückschaltet, ist nicht gut.

Europa interessiert Niemanden? Zumindest lokal? Diese Einschätzung kann man haben.

Als Tageszeitung die als „4. Gewalt“ nicht nur Rechte, sondern m.E. auch eine demokratische Berichtspflicht hat, sollte ich das nicht tun.

Dieses Unterlassen auf der einen Seite und zeitgleich sehr präsent und auch emotional das Thema „Heimat“ aufzugreifen, ist eine Kombination, die vielfältige Wirkungen hat. Ich unterstelle nicht, dass dahinter eine Absicht steckt. Ich mache mir aber Sorgen über die möglichen „Risiken und Nebenwirkungen“ die ich in der Kombination (Europa fehlt, Heimat ja, Lügde überpropotional) sehe. Niemand ließt die Zeitung isoliert. Es ist mit der Meinungsbildung wie in der Ökologie: alles ist miteinander vernetzt und jeder Eingriff hat Auswirkungen auf vielfältige Bereiche.

Meine Gedanken – Ralf Hermes, 25.05.2019 #dewezetkorrektiv

Ralf Hermes

P.S.: Was man als Zeitung lokal hätte machen können:

Interviews in der Fußgängerzone was die Hamelner zu Europa halten. Darstellen, welche EU-Fördermittel in die Region geflossen sind. Gespräche mit lokalen Entscheidungsträgern über ihre Meinung zu Europa. Rückblick auf die Puls-of-Europe-Demos, Organisation einer Diskussionsrunde mit Europaabgeordneten oder lokalen „Promis“. Wahltipps, … Der Kreativität wären keine Grenzen gesetzt gewesen.

Siehe Beispielbericht:

2 Gedanken zu „Die versteinerte Zeitung oder was läuft lokal zur Europawahl? Gedanken:“

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