Nachtrag zum #dewezetkorrektiv über die Berichterstattung zum Landrat Herrn Adomat vom 6./7.04.2020.

Die DEWEZET und der Neu-Landrat Adomat. Ein misslungener Start. Begründung:

Stichwort Vertrauen: Führe man eine Gespräch mit einem Lokaljournalisten, dann sollte Mann/Frau darauf vertrauen können, dass die Antworten authentisch und in einem fairen Kontext wiedergegeben werden. Die persönliche Meinung und Bewertung des Journalisten ist wichtig, darf sich im Beitrag aber nicht wiederfinden. Dafür gibt es das Instrument des Kommentars.

Der Bericht von Herrn Killmann vermischt Berichterstattung und Bewertung. Der Beitrag ist durchwirkt mit unterschwelligen Emotionen.

Wir kennen die Schilderung des Gesprächsverlaufes nur aus der Sichtweise des Redakteurs. Für eine endgültige Bewertung, wäre die Stellungnahme von Herrn Adomat zum Vorfall notwendig. Diese haben wir nicht.

Ich stelle mir gerade vor, wie dieser nach einem körperlich wie emotional anstrengenden Wahlabend ein Telefongespräch eines DEWEZET-Redakteurs erhält. Der Zeitung, dessen stellvertretender Chefredakteur ziemlich offen Partei für den Mitbewerber ergriffen hat und dann noch am Wahlabend die 100 Tage-Frist aufgekündigt hat.

Sich dann am Handy in einem längeren Gespräch zu verschiedenen, komplexen und politisch brisanten Themen (z.B. Nachfrage zur Lügde) äußern zu sollen, ist nicht ohne Risiko. Wohlgemerkt: Es ging nicht um eine Nachfrage zu einem konkreten, einzelnen Sachverhalt.

Der Artikel, der anschließend verfasst wurde, ist mit sprachlichen Seitenhieben und unterschwelligen Wertungen versehen. Aber dieser Aspekt ist nur die eine Seite der Bewertung. Es gab auch die Entscheidung der Lokalredaktion, diesen Beitrag auf Seite 1 des Hameln-Teils zu veröffentlichen. Hier haben interne Korrekturmechanismen versagt.

Zurück zu einem wesentlichem Punkt: Vertrauen.

Im Lokaljournalismus ist es eine Grundlage, dass ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen den Akteuren besteht. Man sieht sich immer mehrfach und eigentlich ist jeder vor Ort auf ein ausgewogenes Verhältnis zum anderen angewiesen. Wichtig! Das hat nichts mit Kumpanei zu tun, sondern mit Respekt vor dem Gegenüber als Grundbasis der Kommunikation.

Als Leser der DEWEZET wünsche ich mit einen vertrauensvollen Umgang mit allen Akteuren in unserer Stadt.

Respekt vor dem anderen – dieses vermittelt die Zeitung schon seit längeren nicht mehr. In meiner Wahrnehmung umgibt sich die Chefredaktion mit einem Nimbus der Unantastbarkeit – eine selbstkritische Reflexion ist nicht warnehmbar. Im Gegenteil. Die Zeitung reagiert extrem sensibel auf kritische Äußerungen und ahndet diese umgehend mit Negativberichterstattung.

Mein Grundverständnis von Kritik:

Persönliche Kritik untereinander sollte wie Medizin sein, das Ziel dem Gegenüber zu helfen. Dabei kommt es auf die Dosis an. Zu viel bewirkt das Gegenteil – kann tödlich sein.  Der Kritiker muss sich bewerten lassen an der Dimension, Form und Schärfe seiner Kritik. Will er zerstören oder helfen? Was ist seine Zielrichtung/Motivation? Die Dosis unterscheidet zwischen Gift und Heilmittel.

Politik zeichnet sich oftmals durch Kampfkritik aus. Sie ist dann das Gegenteil von Medizin. Hier ist Kritik die Waffe, dessen Einsatz den andern zu beschädigen, im Extremfall sogar zu zerstören sucht.

Journalismus ohne Kritik ist kein Journalismus. Hier muß Kritik in der Waage bleiben. Wichtig ist die Einhaltung von „Spielregeln“. Werden Journalisten zu kritischen Streitern für eine Sache/Richtung, wird es Kampfjournalismus. Kippt eine ganze Redaktion auf eine Seite, wird das Medium zum Tendenzmedium.

Die DEWEZET entwickelt sich weg von einer „Zeitung für alle“ (Wir sprechen ihre Sprache.) in der sich die verschiedenen politischen Richtungen irgendwo im Gleichgewicht wiederfinden können.

Ralf Hermes, 14.04.2020 (übrigens kein SPD-Mitglied!)


Hier zur Onlineausgabe des kommentierten Berichtes (Bezahlartikel):

https://www.dewezet.de/startseite_artikel,-dirk-adomat-landrat-fuer-alle-aber-auf-distanz-zur-presse-_arid,2616578.html


Der Beitrag hatte übrigens die gewünschte Wirkung. Am 14.04.2020 veröffentlichte die DEWEZET zwei Leserbriefe, die den hingeworfenen Kritikball gegen Herrn Adomat aufnehmen und weiterspielen. Das zumindest ist das, was die Zeitung an ihre Leser weitergibt.


Bezugsbeitrag:


Übrigens: Geschichte wiederholt sich gerade. Siehe:

Ein Gedanke zu „Nachtrag zum #dewezetkorrektiv über die Berichterstattung zum Landrat Herrn Adomat vom 6./7.04.2020.“

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