Es ist schwer. Noch schwerer ist es, wenn man miteinander redet und versucht, die Rolle des anderen zu verstehen. Im Streit um die Baumfällungen an der Holtenser Landstraße schlugen die Emotionen hoch. Geht es doch auch um eine traurige Entwicklung, die (und da besteht Einigkeit) niemand gut findet.
Was ist erforderlich, was ist nötig, was ist verzichtbar? In mehreren Gespräche mit Hamelns Stadtförster Herrn Bölts habe ich einen Mann kennengelernt, der den Wald liebt und sehr differenziert handeln möchte. Wichtig ist ihm die Kommunikation und das Verständnis für die Hintergründe. Ich kann nicht beurteilen, ob er in allen Punkten im Recht ist. Dafür bin ich weder Förster noch Fachmann. Ich kann aber bewerten, wenn sich jemand Mühe gibt, die Maßnahmen zu erläutern. Wenn jemand auch im Einzelfall mit sich reden lässt und Alternativen zumindest ausprobieren will. So etwas schafft Vertrauen und auch Respekt. Hier macht Herr Bölts meines Erachtens vieles richtig.
Es wird an der Holtenser Landstraße zumindest für „Baumfreunde“ noch viele schlimme Bilder geben. Ich wünsche mir, dass sich die Trauer, vielleicht auch der Zorn darüber nicht gegen den Förster oder die Stadtverwaltung wendet sondern sich wandelt in Aktivitäten für den Natur- und Klimaschutz. Tun kann jeder etwas.
Der Protest gegen die Baumfällmaßnahmen war bei weiten nicht vergebens. Wenn eine ganze Reihe Bäume doch nicht gefällt werden, dann ist das denjenigen Menschen zu verdanken, die aktiv wurden, Leserbriefe geschrieben haben, nachfragten und trotz Corona zu der „open air“ Begehung im Stadtfort gekommen sind. Danke hier auch an den Bürgermeister Herrn Griese zumindest für den Kompromiss.
Persönlich freue ich mich sehr über die Entscheidung des Försters, der alten Eiche am Stadtwaldrand noch eine Aufschubfrist einzuräumen. Die Buche daneben wird fallen. Die Eiche wird weiter beobachtet, vielleicht muss sie sogar eingekürzt werden. Sie hat aber so noch einen Chance. Auch hier haben verschiedene Menschen an einen Strang gezogen, jeder in der ihm eigenen Art. Danke.
Ralf Hermes, 15.11.2020
H. C. v. Carlowitz (1713):
„Mit gutem Fug und Recht können die Wälder vor eine Krone der Berge, vor eine Zierde der Felder, vor einen Schatz des Landes, und vor eine mit Nutz vermengte Sinnenlust, angegeben und gerechnet werden.“
(Liest man statt vor= für, erschließt sich das Statement vor den heutigen Sprachgebrauch einfach und deutlich)