Stolperstein putzen und Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 09.11.2022 in Hameln

Hameln, eigene Meldung: Der 09. November ist ein deutscher Schicksalstag in vielfältiger Hinsicht. An den 09.11.1938 wurde mit einer Gedenkveranstaltung vor der Synagoge in Hameln an die Opfer des Holocaust auch in Hameln gedacht.

Eingeladen hatte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V., die Jüdische Gemeinde Hameln, die Jüdische Kultusgemeinde Hameln-Pyrmont und die Stadt Hameln.
Rund 120 Menschen beteiligten sich am Erinnern und hörten die von Schülerinnen und Schülern der Handelslehranstalt verlesenen Namen der Opfer aus Hameln. Die musikalische Begleitung wurde von der amerikanische Sopranistin Lauren Welliehausen übernommen.

Impressionen zur Veranstaltung in der Bürenstraße:


Der Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte hatte zudem zum Putzen der Stolpersteine in Hameln aufgerufen. Ich habe in diesem Jahr die beiden Stolpersteine von Karl Bernstein und Paula Bernstein am Münsterkirchhof gereinigt.

Impressionen Stolpersteine Hameln am 09.11.2022:


Der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont veröffentlichte am 09.11.2022 folgenden Text der Radioandacht vom 09. November 2022:

Superintendent Philipp Meyer heute morgen bei radio aktiv:

Die DWZ 1938: „Als gestern Abend die Nachricht vom Tode des deutschen Legationssekretärs vom Rath in der Stadt bekannt wurde, machte sich auch in Hameln die Empörung der Bevölkerung über den feigen jüdischen Mordanschlag in der deutschen Botschaft in Paris in einer Reihe von Vergeltungsmaßnahmen Luft. Wie wir erfuhren, mussten einige Juden in Schutzhaft genommen werden.“

So stand es in der Zeitung am Tag danach, am 10 November 1938. Was war wirklich geschehen am 9. November 1938 in Hameln? Die Wahrheit war weit schrecklicher als es die Zeitungsmeldung vermuten lässt. Denn was da als „Schutzhaft“ bezeichnet wurde, war tatsächlich die Verschleppung von jüdischen Mitbürgern in die Konzentrationslager der Nazis. Sie sollten nicht lebend in ihre Heimatstadt zurückkehren.

Mit dem 9. November 1938 begann die systematische Vertreibung und Verfolgung der Juden auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Am Ende stand ein furchtbares millionenfaches Morden. Die Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland waren ein einmaliger, entsetzlicher Höhepunkt menschlicher Grausamkeit. Und der Tod eines deutschen Botschaftsmitarbeiters in Paris war nichts weiter als ein Vorwand.

Die Ausschreitungen des 9. November 1938 waren lange vorher geplant und mussten nur noch in die Tat umgesetzt werden. Jüdische Geschäfte wurden geplündert. Überall in Deutschland wurden jüdische Gotteshäuser angegriffen und beschädigt. Die Synagoge in Hameln brannte bis auf die Grundmauern nieder. Hunderte von Juden wurden schon in dieser Nacht ermordet.

Es ist schmerzlich, an diese Zeiten zu erinnern. Aber es ist notwendig wie eine bittere Medizin. Denn auch heute vergiften Lügen das Miteinander der Menschen auf unserem Planeten. Der schreckliche Krieg in der Ukraine zeigt aufs Neue, wie wenig den Aggressoren die Wahrheit wert ist. Die russische Berichterstattung über den Konflikt strotzt vor Lügen. Und auch die Gegenseite sagt sicher nicht immer die Wahrheit.

Der Weg zur Gewalt ist mit Lügen gepflastert. Und das, was damals geschah, kann wieder geschehen. Kriege richten unendlichen Schaden an. Und es sind immer nur ganz wenige, die davon profitieren. Die große Mehrheit der Menschen wünscht sich nichts anderes als ein Leben in Frieden.

Damit dieser Frieden möglich wird, müssen wir den Lügen entschlossen entgegentreten. Jesus hat es klar gesagt: die Wahrheit wird euch frei machen. Und genauso gilt: die Lüge wird uns versklaven. Sie hat es 1938 getan und sie wird es auch heute tun.

Deshalb meine Bitte: Prüfen Sie, was Sie lesen und hören. Verbreiten sie keine Gerüchte. Und achten Sie darauf, dass das, was Sie weitergeben, von Respekt für die Mitmenschen geprägt ist.

Quelle/höre: https://www.radio-aktiv.de/2022/11/09/radioandacht-vom-9-november/


herral, 09.11.2022

Nachtrag 14.11.2022: Gedenken an Ernst Jahn. (Warum jemand das Schild beschädigen muss, erschließt sich mir nicht.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.