Gastbeitrag zu: „DRK-Chef: Pflegekräfte – brennen aus“

Hameln, 06.12.2023: Günter Bialkowski schreibt: „Der Artikel von Jens Spiekermann, DWZ vom 05.12.23 lässt Fragen offen. Die eine oder andere möchte ich angehen. Wenn Sie, verehrte Leserin und Leser mir folgen wollen, gerne! Bemühen Sie sich vielleicht dabei ganzheitlich und alternativ zu denken. Ich werde es auch tun!

Vieles ist zum Thema Pflegenotstand schon gesagt und geschrieben worden. In diesem DWZ-Beitrag gibt es einen Satz, der ganz nah die heutige Situation unserer alten und sehr alten Menschen wieder spiegelt. Und um die geht es!

Bürgermeister Pommerening sagt zum Schluss seiner Gesamtbeschreibung auf vorab erfolgte Kündigungen, Zitat „… ohne bei der Suche nach einer Alternative bei der Hand genommen zu werden.“ Besser hätte die Notlage nicht beschrieben werden können, befinden sich doch unter den Alten und sehr alten Menschen auch jene, die diesen Staat, diese Demokratie vor allem mit ihrer Hände Arbeit aufgebaut haben. Welch einen Fortschritt bietet ihnen nun unsere moderne Gesellschaft für ihre Lebensleistung? Fern jeder menschlichen Solidarität hat sie die Sorge um den Verbleib im Alter „privatisiert“! Einfach deprimierend! Jede mitfühlende Fachkraft auf der Station weiss wie es alten Menschen physisch und psychisch geht. Sie sind in dem Zustand, wo viele nur noch an die Hand genommen werden möchten! Es kann einem Angst und Bange werden, was heute sozial-politisch bei uns abläuft.

Was für groteske Entwicklungen unser neo-liberaler Gesundheitsmarkt genommen hat: Kapital – großes Kapital in den Händen weniger ist das Schmiermittel geworden, welches in all unseren Lebensvollzügen die menschliche Solidarität abwürgt! So als ob man in der Altenpflege Bedürftigkeit, Einsamkeit oder Trauer mit Geld verhindern oder gar wirksam bekämpfen könnte!

Heute sind mehr als 16 Mill. Menschen ehrenamtlich für das Gemeinwohl tätig. In Funktionen, die dieser neokapitalistische Markt bisher noch nicht zerstören konnte! Wenn also unser gesellschaftlicher Fortschritt einen weniger kapitalistisch-professionellen Weg genommen hätte, wir andere Strukturen und W e r t e ausgebildet hätten, könnten mglw. die Hälfte, etwa acht Mill. Menschen gemeinwohl orientiert, solidarisch, stationär, ambulant und in den eigene Vier-Wänden tätig sein.

Nachwuchs-Probleme, Pflege-Notstände wären mit Sicherheit kein Thema! Im Übrigen, unser heutiges Rentensystem basiert auf diesem Solidar-Gedanken. Im Umlage Verfahren finanzieren heutige Berufstätige die Rentner von morgen. Leider haben Politiker aus diesem gut sortierten Finanztopf in den letzten Jahrzehnten immer wieder Finanzmittel entnommen und damit andere Haushaltslöcher gestopft, so dass dieses System selber ins Schlingern geraten ist.

Es ginge auch anders! Diese Botschaft braucht Unterstützer. Wir müssten es unseren Volksvertretern nicht durchgehen lassen, wenn sie die Suche nach systemischen Alternativen auf dem Gesundheits- und Pflege-Markt bewußt vernachlässigen, um dieses unheilbar kranke System immer wieder durch kleinste Reförmchen am Leben zu erhalten.

Wie dieses System, die verlängerten Lebens-Phasen kommender Altengenerationen mit steigender Multimorbidität und Demenz würdevoll organisieren und finanzieren will, ist bisher völlig offen! Sie müßten eigentliche alle an die Hand genommen werden! Doch darüber kommunizieren unsere demokratischen Parteien nicht oder nur sehr defensiv? Der Markt liefert schönere Bilder, berauscht und bereitet gerade die nächste Umdrehung der Gewinn-Maximierung vor: Die Leiharbeit !!!

Günter Bialkowski


unverändert veröffenticht, herral, 06.12.2023

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