#starkewortehm* #dewezetkorrektiv Hameln, 07.12.2023: Heute ist Donnerstag, es ist Winter, es ist ungemütlich. Draußen liegt Restschnee und nikolausig war es gestern draußen nicht. Was aber hat diese Wetterbeschreibung mit dem Wilhelmsplatz zu tun? Nun, im Hauptartikel von Philipp Killmann zum Wilhelmsplatz heute geht es zunächst um Wetter und um eine Zustandsbeschreibung. Aufgezählt wird das Dixi-Klo, die rotweißen Baken, die das Bild prägen, Bagger und die an allen Ecken liegenden Bauutensilien.
Ja, am Vortag der Einweihung des Wilhelmsplatzes waren wohl offensichtlich die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Die Zeitung hatte den Baustellenzustand zum Anlass genommen, bei der Stadtverwaltung nachzufragen. Im Bericht folgen dann die Erklärungen des Stadtsprechers, dass aufgrund des Wintereinbruchs die abschließenden Asphaltarbeiten nicht vorgenommen werden konnten, diese Restarbeiten aber vor Weihnachten hoffentlich abgeschlossen werden. Herr Killmann thematisiert dann, dass die Sitzbänke noch nicht wieder aufgestellt sind, dass eine dünne Schneedecke große Teile des Areals verdecke und die neu gepflanzten Bäume noch kahl sind. Augenfällig seien ein paar Spielgeräte und Fahrradständer, die installiert wurden. Dann aber lenkt der Autor seine Platzbeschreibung auf die Steine, Beton und Asphalt, die ins Auge fallen. Ins Auge fällt auch die darüber platzierte Unterschlagzeile „Von den ursprünglich veranschlagten 750.000 Euro stiegen die Kosten zunächst auf 1,2, am Ende auf 1,4 Millionen Euro.“ So ist es in doppelt so großen Buchstaben wie der Haupttext zu lesen. Diese Botschaft wiederholt sich Ende Textes dann nochmal in normal großen Buchstaben.
Soweit die Auszüge. Unter dem Beitrag dann ein „Pro und Kontra“ – zwei Redakteure äußern sich mit ihrer persönlichen Bewertung zum Wilhelmsplatz. Der Verfasser des Berichtsartikels Herr Killmann überschreibt mit der Schlagzeile: „Hameln saniert sich tot – Ein unnötiges Projekt“. Hier holt der Kommentator jetzt die große Wortkeule raus. Geld, das andernorts fehlt, die SUV, die unbeschadet das Carport erreichen sollen, die Kosten der Brandschutzmaßnahmen oder unbedeutende Nebenstraßen, die den Standard einer Autobahn aufweisen müssen.
Pause. Ich stimme hier Herrn Killmann zu, es läuft in einigen Punkten nicht gut. Aber die Frage sei erlaubt: Was hat das mit dem Wilhelmsplatz zu tun? Eigentlich nichts. Beschrieben wird dann die (vormals?) schöne Anlage des Wilhelmsplatzes. „Ein buntes Ensemble, … angenehm, authentisch, perfekt, weil es nicht perfekt war“. Er kritisiert dann den jetzt nach Hochglanz schreienden Zeitgeist und ganz wichtig: Parkplätze! Doch dafür, so Killmanns Behauptung, hätte sich vermutlich auch eine günstigere und optisch weniger einschneidende Lösung gefunden. Schlusssatz: „Hameln saniert sich tot, nicht nur finanziell, sondern auch optisch.“
Frage: Kritisiert der Autor die fehlenden oder zu viele Parkplätze am neuen Wilhelmsplatz? Nach der Sanierung gibt es eine geringe Parkplatzreduzierung.
Aber, es gibt da noch einen Gegenkommentar „Gut Ding will Weile haben – Sanierung wird sich als Erfolg erweisen“. Vasco Stemmer verweist darauf, dass im Frühling der Platz deutlich einladender aussehen wird. Dass die Aufteilung des Raums gelungen ist, die stillgelegte Einbahnstraße der Aufenthaltsqualität zugutekommt. Ruhige entspannte Sätze, die einen deutlichen Kontrast zur Kraftrethorik des Philipp Killmann bieten.
Alles gut also? Das Gleichgewicht hergestellt? Nun, Herr Killmann ist im Vorteil. Sein Hauptbericht „framt“ vor. Lenkt die Gedanken der Leser in eine bestimmte Richtung.
Damit aber komme ich zum Hauptpunkt meiner Kritik an dieser DEWEZET Hauptseite im Hameln-Teil: Für mich war das arglistig, destruktiver Journalismus von oben herab.
Begründen will ich dieses wie folgt: Den Begriff „Framing“*, erklärt Wikipedia so: „Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“
Werfen wir jetzt einmal einen Blick auf das Datum. Der DEWEZT Bericht erscheint am Morgen des 7.12.2023. Online war er schon gestern zu lesen. Die Stadtverwaltung hatte die Presse für den 7.12.2023 um 15.00 Uhr zur Eröffnung des Wilhelmsplatzes eingeladen. Für gewöhnlich erklärt bei solchen Einladungen der Oberbürgermeister den Anwesenden die Hintergründe der Baumaßnahme und erläutert seine Bewertung über die Durchführung der Maßnahme. Diesen Erläuterungen greift die Zeitung mit ihrem sehr kritischen Morgenbericht vor. Sie lenkt die Aufmerksamkeit der Leser auf die Aspekte die ihr wichtig sind. Wenn Herr Griese Glück hat, kommt noch ein Redakteur um 15 Uhr und berichtet im Nachhinein über das, was er sagt.
Die Berichterstattung der DEWEZET heute ist für mich durch diesen Vorgriff ein Beispiel von Missbrauch von Gestaltungsmacht des Journalismus. Zu dieser Bewertung gehört noch ein anderer Umstand: Am Montag dieser Woche hat die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger der Südstadt zu einem öffentlichen Bürgerforum eingeladen. Die Verwaltung hat hier u.a. auch die Sanierungsmaßnahmen am Wilhelmsplatz erläutert, die Beweggründe und Probleme dargestellt und sich den kritischen Fragen der anwesenden Bürgerinnen und Bürger gestellt.
Gefehlt hat die DEWEZET! Sie hat diesen m.E. Pflichttermin einer Lokalzeitung unentschuldigt versäumt. Hier hätte ein Redakteur neben der Darstellung der Verwaltungsposition zudem auch Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt aufnehmen können. Kritische Nachfragen gab es nämlich nicht zu knapp.
Für mich ist dieses Vorgehen ein Beispiel für abgehobenen Kritikjournalismus, mit dem sich die Zeitung selber zum Maß der Dinge macht. Die Reihenfolge wäre gewesen: Berichterstattung über die Einweihung und dann die, gerne auch kritischen, Bewertungen. Ein Pro und Kontra der Meinungen. Im Idealfall mit Stimmen von Bürger*innen. Das aber ist Journalismus, der Zeit kostet, der ein Erscheinen vor Ort erfordert und nicht vom Schreibtisch aus abzuarbeiten ist.
So aber ist die Berichterstattung heute die Machtdemonstration einer leider viel zu oft überheblich wirkenden DEWEZET, die ihre Wächterrolle als 4. Gewalt mit der Rolle eines Anklägers bisweilen sogar kombiniert mit der des Richters missversteht.
Ralf Hermes, 07.12.2023
* Unter #starkeworteHM muss mal raus, was mir persönlich auf der Seele liegt. Gefühle und Emotionen sind auch wichtig. Manchmal möchte man schreien. Ich kennzeichne daher mit #starkeworteHM Beiträge, von denen ich weiß, dass sie emotional und vielleicht auch zu provozierend / polarisierend sind. Aber wo Menschen agieren, muss auch Platz dafür sein.
herral, 07.12.2023
Super recherchiert und genau beschrieben wie Journalismus heute oft betrieben wird. Vor allem gerne von der Dewezet. Wir leben derzeit in einer Gesellschaft die nur noch kritisieren kann. Es nervt mich total wie alles schlecht geredet wird und jede politische Entscheidung kritisiert wird. Warum gehen diese „Alleswisser und Könner“nicht selber in die Politik. Diskutieren über die Themen die eine Stadt/Kommune am Leben erhalten und versuchen Lösungen und Kompromisse zu finden. Das ist ein ehrenamtlicher Job der viel Zeit kostet und manchmal sehr anstrengend ist. Meckern kann jeder, selber machen haben die meisten aber keine Lust. Die Dewezet bedient diese „mecker Lust“der Bürgerinnen und Bürger und heizt mit ihrer einseitigen Berichterstattung die Stimmung ordentlich an. Bild läßt grüßen.
Danke für die Rückmeldung.