Gastbeitrag zu: „Die Innenstadt beleben“ Dewezet-Beitrag v. 23.12.23

Hameln, 28.12.2024: Günter Bialkowski mailte mir am 26.12.24 nachfolgenden nachdenkenswerten Text:

Betrachten wir die Innenstädte, die Citylagen unserer Klein-, Mittel- und Großstädte einmal als unsere guten Stuben, unsere Wohnzimmer, dann kann uns die Entleerung nicht kalt lassen! Geht es, was Vasco Stemmer hier in der DWZ vom 23.12.23 berichtet nur um Bad Pyrmont oder geht es nicht vielmehr um ein größeres, umfassenderes Problem? Und der Wirtschaftsförderer Stefan Stuckenberg steht wie alle, die Leerstände und rückläufige Urbanisierung bekämpfen vor großen Problemen. Und kann man diese Leerstände mit Gewerbeankurbelung und Wirtschaftsförderung lösen? Ich glaube, was nicht wenige ForscherInnen beschreiben es hier letztlich um Vorboten eines Zivilisationsumbruches geht, der, im wesentlichen durch vier Indikatoren ausgelöst: zu komplex, zu große soziale Ungleichheit, nachhaltige Ausbeutung und Schädigung der Umwelt, dadurch nachhaltige Schädigung des Weltklimas ganz andere Antworten notwendig macht? Und als hätten wir nicht schon genug Probleme, bescheren uns Populisten, Diktatoren, gewaltbereite Terroristen noch aktuelle Krisen (Kriege, Migrationsströme etc.) hinzu.

Unsere modernen Lebensvollzüge kollidieren großformatig mit den Realitäten der Natur. Das explosive Wachstum unserer modernen Zivilisation hat uns zu Handlungs- und Lebensweisen verführt, die sich nun in großen Metropolen genau wie in jeder Kleinstadt mehr als negativ bemerkbar machen. Unsere Rezepte dagegen, kläglich! Statt mit Steuergeldern kleinkarierte Leerstands-Programme durchzuziehen, sollten wir alle Anstrengungen für einen nachhaltigen Zivilisation-Umbruch verwenden. Ob wir dazu in der Lage sind? Schauen wir auf unsere schöne Stadt Hameln – sehen wir da schon einen Wandel zur Nachhaltigkeit?

Eher schon eine hartnäckige Krise der Wahrnehmung. Ob in der großen Politik, auf lokaler Ebene, in der Wirtschaft, der Presse und Medien – überall die gleiche dominierende atomistische Sicht des Lebens, die uns nun vor die Füsse fällt. Der grundlegende Dualismus, einst aus der Antike kommend, stuft Individualismus höher ein als soziales Angewiesensein, Vernunft höher als Gefühl, Geist höher als Körper, Mensch höher als Natur, männlich höher als weiblich usw. usf. Diese systemische Denke hat zu den schlimmsten Formen der Ausbeutung, der Ungerechtigkeiten u.v.m. geführt. Selbst Politik, Presse und Medien können sich ihrer nur schwer entziehen. Unsere Strukturen, ob im Dorf, der Kleinstadt oder in den Metropolen wir brauchen neue Visionen im Umgang unter- und miteinander! Und natürlich nachhaltige Wirtschaftsformen, wirkungsvolle Einschränkungen beim Konsum und eine Abkehr vom dualistischen Denken. Journalisten in der DWZ die für uns schreiben empfehle ich, sich endlich dem ganzheitlichen Denken zuzuwenden.

Vasco Stemmer hätte statt die Symptome der Entleerung der Innenstadt von Bad Pyrmont zu beschreiben, eine vergleichende Analyse, dann die zu Grunde liegenden Ursachen der Krise beschreiben können. Wie überall liegen soziale und ökologische Phänomene häufig zusammen und haben zum Teil gemeinsame Wurzeln! Die Entleerung unserer guten Stuben in Bad Pyrmont oder Hameln sind hausgemacht wie überall, viele Funktionsträger haben daran mitgewirkt. Eine Heilung – die Verhinderung eines Zivilisationsbruchs – kann ein neues Denken, ein systemisch-ganzheitlicher Ansatz bringen! Das Timing darüber einmal tiefer nachzudenken, kann am Jahresanfang 2024 nicht besser sein.

Günter Bialkowski

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