Gastbeitrag zum DWZ-Leitartikel „Die Parteien müssen jetzt standhaft bleiben“ vom 05.02.2024, von Steven Geyer

Hameln, 06.02.2024: von Günter Bialkowski

Lieber Steven Geyer, habe mir angewöhnt auch Leitartikel ganzheitlich zu lesen. Aus Ihrem heutigen Beitrag kann ich das eine oder andere zur eigenen Orientierung mitnehmen. Andererseits missfällt mir ihr Stochern im Nebel. Sie machen das, was heute nicht wenige ihrer Berufskollegen tun. Sie werten die AfD unnötig auf. Mutmaßungen und spekulativ Mögliches aus dem Munde von Journalisten hören die Rechten und ganz Rechten gerne, auch wenn sie sonst Presse und Medien verunglimpfen und als Lügenpresse beschimpfen.

Es ist der 3. Abschnitt „Die Umfragehöhenflüge der AfD sind…“ der mir missfällt. Und den ich auch völlig anders geschrieben hätte! Die Beschäftigung mit der Wählerschaft der AfD ist die Kernerarbeit unserer Tage, darin dürften sich alle Demokraten einig sein. Journalisten müssen m.E. lernen, dass ein Teil der AfD-Wählerschaft lieber in einer Diktatur leben möchte. Das muss demnach deutlicher heraus gearbeitet werden! Sie haben sich von uns abgewandt und unserer Demokratie den Kampf angesagt! Und wenn die christliche Union unter der Führung von Friedrich Merz hier ein Problem hat, dann ist das eben Ihr Problem. Und sie muss daran arbeiten, die anderen demokratischen Parteien haben hier etwas weniger Probleme, weil sie sich im Verhältnis zu den kleineren Parteien als koalitionsfähiger darstellen.

Im Übrigen stehen wir, sehr geehrter Steven Geyer, auch parteipolitisch an einer Zeitenwende. Bedeutung und Bindefähigkeit der Altparteien gehen überall in der EU zurück und neue kleinere Parteien gewinnen an Bedeutung. Die CDU schleppt hier mit ihrem ungeklärten Konservativismus ein besonderes geschichtliches Päckchen mit sich herum. Als Angehöriger des Jahrgangs 1937 sind mir die Jahre von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer noch immer in besonderer Erinnerung. Wie ich kürzlich lesen konnte, hat der SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert die CDU aufgefordert ihre eigene Geschichte in der Adenauer-Ära aufzuarbeiten! Das demokratische Verhalten des Altkanzlers gegenüber der damaligen SPD-Oppositionspartei war wohl alles andere als rechtsstaatlich! Diese Thematik gehört für unsere heutige Öffentlichkeit dringend aufgearbeitet. Es wäre für DWZ-Leser heute wichtig zu erfahren, warum ausgerechnet die CDU im Osten unserer Republik so große Probleme mit der Einhaltung der politischen Brandschutzmauer gegen die AfD hat. Allein die Frage der unterschiedlichen Bewertung derselben zwischen den CDU-Spitzen in Berlin und denen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg können die Menschen und Wähler besser verstehen, wenn sie mehr über die Geschichte der CDU und ihren Umgang mit alten und neuen Nazis in der Bundesrepublik Deutschland bekommen könnten.

Gerne hätte ich ihnen werter Hr. Geyer in der DWZ geantwortet. Da mir aber dort wie allen anderen Leserbrief-Autoren nur ein Beitrag pro Monat zugebilligt wird, geht natürlich mehr als nur die Aktualität verloren! Werfen Sie also bitte einen Blick in den Hamelner Bote, der gerade für Hameln und Umgebung eine wichtige Funktion wahrnimmt und entnehmen Sie aus meinem Beitrag die Botschaft: Bitte thematisieren Sie die Adenauer-Ära unter der Fragestellung, wie braun war damals das Bundeskanzler-Amt unter dem ersten CDU-Kanzler Adenauer? Nur wer die Geschichte kennt, erst heute haben wir alle objektiven Informationen und Möglichkeiten dazu, kann die Schwierigkeiten unserer demokratischen Parteien mit der AfD besonders im Osten unseres Landes richtig einordnen.

Günter Bialkowski


herral, 06.02.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.