Gastbeitrag zum DWZ-Artikel „Breitseite gegen Berlin“, Chefredakteur Thomas Thimm, 21.03.2024

Hameln, 21.03.2024: Günter Bialkowski sandte mir folgenden Text zum Hauptartikel Hameln der DEWEZET vom 21.03.2024:

Nach einer alten Volksweisheit „Stinkt der Fisch vom Kopfe her“! Diesen Eindruck kann man nach der Lektüre dieses Beitrages von Thomas Thimm, dem Chefredakteur der Heimatzeitung DWZ bekommen.

Ich glaubte mich zunächst in einem falschen Film. Wo war ich denn hier gelandet? Gerade der neue Chefredakteur beteuert doch aller Orten, für seine Leser da zu sein, für sie richtet er doch gerade sein neues Tacheless-Format ein. Und nun lässt er ausgerechnet einen mächtigen Akteur unserer Wirtschaftsordnung, den Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Weserbergland und Tarifpartner Hr. Mattias Wagner ohne die Gegenseite und Tarifpartner die Gewerkschaften mit einem verbalen Rundumschlag gegen die Bundesregierung in Berlin wettern! Wo steht eigentlich diese Tageszeitung, die als einzige Zeitung in einer Region in solcher Lage eigentlich neutraler auftreten müsste! Wenn ich als älterer Leser an die vielen Rentner in unserer Region denke, die ja weitestgehend mal Arbeitnehmer waren, wie mögen die mit dieser einseitigen Breitseite unserer Großkopferten aus der Wirtschaft gegen diese gewählte Bundesregierung umgehen? Allein der „Wir“-Begriff, den der Arbeitgeber-Präsident benutzt, erschließt sich mir nicht. Wen meint er damit? Ich fühle mich nach dem Kontext dieses Beitrages nicht eingeladen!

Die Passage „Unsere negativen politischen Rahmenbedingungen sind hausgemacht.“ finde ich ebenfalls nicht korrekt, ja – gerade zu einseitig, da die 16 Jahre Merkel-Regierungs-Verantwortung unerwähnt bleiben. Gerade in ihrer Regierungszeit wurden ein paar wirtschaftliche Weichenstellungen vollzogen, die unsere heutigen Probleme ausmachen!

Letzter Punkt, zu diesem insgesamt sehr kritikwürdigen Beitrag: „Die Wirtschaftslage im Weserbergland müsse, so Wagner, differenziert betrachtet werden.“ Hier hat er recht!

Gerade weil heute jede Wirtschaftsbranche sehr komplexe Strukturen aufweist, bedarf es auch einer filigranen Herangehensweise. Eine Verbal-Attacke, ein Rund-Umschlag gegen eine gewählte Bundesregierung, dazu noch ohne Eingeständnis eigener Fehlleistungen in den vergangenen Jahrzehnten geht gar nicht! Gerade beim großen Problem Arbeitskräftemangel, „zum Beispiel im Gesundheitsbereich“ lässt es der Arbeitgeberpräsident an Differenzierung missen. Offenbar ist hier nur der Mangel und die Situation im „Gesundheitswesen“ (Krankenhausketten, Ärzte-Kammern, Aufsichtsbehörden etc.) gemeint. Dass die „Altenpflege“ von ihrer Geschichte und ihren Strukturen her ganz andere Probleme aufweist und diese wiederum anders angegangen werden müssen, hätte er zu mindest erwähnen können.

Und wieder bleibt ein fataler Eindruck. Die aufgezeigten gesellschaftlichen Problemlagen und die Dringlichkeit zu Lösungen zu kommen, ist von der DWZ-Redaktion richtig erkannt. Es stellt sich aber auch angesichts der Zielgruppe, für die dieser Beitrag geschrieben wurde die Frage, müssen es immer die obersten Akteure unsere vielschichtigen Zivil-Gesellschaft sein? Hätten nicht auch andere kompetente Fach-Institutionen oder involvierte Gewerkschaften hier als erste ihre Positionen darstellen können? Die DWZ muss hier einfach besser im Sinne von neutraler werden. Denn der Fisch stinkt inzwischen wirklich vom Kopfe her. Ein anderer Spruch ist vielleicht auch passend. „Viele Köche verderben den Brei“. Hier nach ist an der Misere in unserer komplexen Demokratie heute niemals nur die amtierende Bundesregierung schuld! Nicht wenige kleine Entscheider klammern sich an ihre Besitzstände, behindern oder verzögern jede Reform. Und Durch-regieren geht nur in der Wirtschaft mit anderen Strukturen, das vergessen Arbeitgeber leider all zu häufig. Und die DWZ und der neue Chefredakteur sollten nicht nur auf die Häuptlinge setzen. In der Demokratie gibt es viele Indianer, die wollen gehört werden und sie wollen, das belegen Forschungen, die klassischen Arbeitgeber-Statements hinter sich lassen.

Die Progressiven unter ihnen haben gerade begonnen, den Arbeitsmarkt nach ihren Vorstellungen zukunftstauglich zu gestalten. Auf uns alle kommen große Aufgaben zu. Eine Tageszeitung mit Alleinstellungsmerkmal wie die DWZ muss voran gehen, in Zeiten großer Veränderungen ist kompetente Orientierung gefragt!

Günter Bialkowski

(Jahrgang 1937)

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