Hameln, 05.05.2024: Ein Gastbeitrag der BUND Vorsitzenden Andrea Brenker-Pegesa über die Erfahrungen an einem Infostand des BUND mit Themen zur Europawahl.
An zwei Nachmittagen, am 22. und 23.04. hat der BUND einen Stand auf dem Pferdemarkt am Hochzeitshaus gehalten. Ein Themenschwerpunkt sollte sein, den Bürgern und Bürgerinnen einen auf die Parteien bezogen vergleichbaren Überblick über die Themen zur EU-Wahl zu geben. Dabei wollten wir im Gespräch den Fokus auf die Gefahr rechtsextremer Parteien legen wie bei der AfD. Ein weiterer Schwerpunkt waren natürlich Umwelt- und Naturschutzthemen, da 80% der Gesetze im Umweltschutz über die EU verabschiedet werden.
Unser Fazit: Am ersten Tag waren die Gespräche noch gemischt. Als Vorteil hat sich unser Würfel dabei herausgestellt. Nach dem Motto „Würfeln Sie oder wählen Sie schon?“ haben sich die Passanten animieren lassen zu würfeln und man war sofort im Thema, meistens auch direkt bei einer Partei. Allerdings gingen die Meinungen sehr auseinander. Immerhin! Mein Anliegen, nicht mit Gleichgesonnenen unbedingt zu sprechen, wurde erfüllt und am nächsten Tag übererfüllt. Allerdings ist es uns allen nicht gelungen, Menschen, die einen Frust und eine Wut auf alles haben, nur selten Argumente, sich mit anderen Standpunkten auseinander zu setzen. Leider mussten wir feststellen, dass die meisten eine unverhohlene oder verhohlene Nähe zur AfD hatten. Die rechtsextremen Tatbestände, Äußerungen usw., die bereits über viele Politiker*innen herausgefunden wurden, wurden als böse Unterstellungen verleugnet und haben den Politiker*innen damit nur geholfen. Diese Erfahrungen mussten wir leider mehrfach machen; auffällig dabei, dass es sich fast immer um Impfgegener*innen handelte. Auch bei jungen Leuten, Erstwähler*innen, haben wir rechte Tendenzen gespürt, wenn nicht AfD, dann die Werte Union oder BSW. Eine Krankenschwester, seit 41 Jahren hier arbeitend und mit türkischem Hintergrund, sagte, dass sie sich nicht remigrieren lasse, sondern vorher das Land verlassen würde. Ihre erwachsenen studierten Kinder haben sich sicherheitshalber schon einmal in der Türkei umgeschaut. Auch Passanten, die sich nicht zu einem Gespräch bereit erklärten, haben aber immer noch deutlich gemacht, wo sie stehen. „Jahrelang habe ich die Grünen gewählt, jetzt wähle ich das Gegenteil. Die Grünen müssten verhaftet werden.“ Es war schwierig, ein sachliches Gespräch zu führen über die Herausforderungen, um zukunftsfähig zu sein, Plakat 4. Die, die aufgeschlossener waren, noch nicht von Wut und Hass aufgezehrt, haben sich damit auseinandergesetzt und brav ihre Klebepunkte verteilt.
Für mich war es eine schockierende Erfahrung. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Stimmung so aufgeheizt ist.
Andreas Brenker-Pegesa
Lokale BUND Infos als Plakate zur Europawahl: https://www.bund-hameln-pyrmont.net/fileadmin/hamelnpyrmont/Publikationen/2024-BUND-Europawahl-Plakate.pdf
herral, 06.05.2024
Doch, die Stimmung ist bei manchen(?) tatsächlich so. Danke für den Bericht und für den Versuch, auch diese Menschen zu erreichen. Manchmal schimpft man erst spontan und denkt in einer stillen Stunde doch nochmal darüber nach, was einem gesagt wurde.
Dass selbst ehemalige Wähler*innen der Grünen jetzt Blau-braun wählen wollen, entsetzt mich aber doch…
Meine Erfahrungen an Infoständen der SPD gehen, seit es Pegida und Montagsdemos gibt, in eine ähnliche Richtung. Zunächst war es jahrelang vor allem tiefer Frust, nach Corona sind noch Hass und Verschwörungstheorien dazugekommen.