Lesung zu Hans Bielefeld: „Als Homosexueller in der NS-Zeit im Zuchthaus Hameln“

Hameln, 04.06.2024: Veranstaltungsankündigung. Im Rahmen von „Hameln ist bunt“ gibt es am Freitag, den 7. Juni um 17 Uhr eine Lesung in der Stadtgalerie im 1. Obergeschoß.

Bernhard Gelderblom spricht über „Hans Bielefeld: Als Homosexueller in der NS-Zeit im Zuchthaus Hameln“

Hans Bielefeld (1909-1986) hatte seine Schulzeit in Hameln am heutigen Schiller-Gymnasium absolviert und war als Lehrer in einem Landschulheim tätig. Als Anhänger der Reformpädagogik verbrachte ganze Tage mit seinen Schülern und ging mit ihnen „auf Fahrt“.

Als 1940 eine Beziehung zu einem Schüler bekannt wurde, verhaftete man ihn wegen „widernatürlicher Unzucht“ unter Männern nach § 175. Die Nationalsozialisten hatten den Paragraphen 175, der Homosexualität bestrafte, drastisch verschärft: jegliche Form der „Unzucht“, selbst ein Streicheln, stand nun unter Strafe. Im Prozess in Hannover 1941 bekannte sich Hans Bielefeld offen zu seiner Homosexualität.

Zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, kam er über das Zuchthaus Celle, die Emslandlager schließlich 1944 in das Zuchthaus Hameln. Hier erlebte er das Chaos der letzten Monate, dem über 300 Häftlinge zum Opfer fielen.


Nach der Befreiung blieb Hans Bielefeld in Hameln. Die Haft hatte seine Augen ruiniert. In seinem Beruf als Lehrer zu arbeiten, war ihm wegen seiner Verurteilung verwehrt. So lebte er vom Erteilen von Nachhilfeunterricht. Er war nach wie vor vom § 175 bedroht, der in der Bundesrepublik weiter galt. Bis weit in die 1960er Jahre hinein gab es kein Bewusstsein vom Unrechtscharakter der Homosexuellenverfolgung.



herral, 04.06.2024

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