Gastbeitrag: Die Heide blüht, aber welche? Ein persönlicher Gartentipp

Hameln, 17.10.2024: Birgit Wendling schicke uns folgenden insektenfreundlichen Beitrag:

Die Heide blüht, aber welche?

Glockenheide, Besenheide oder Knospenheide steht da auf den Etiketten oder Calluna vulgaris – mir schwirrt der Kopf. Nannte meine Mutter die Heide früher nicht „Erika“? Was ist was und vor allem: Was ist denn nun der Unterschied? Der liegt in der Winterhärte und der Insektenfreundlichkeit.

Heide ist jedenfalls nicht Heide und die meisten heißen auch nicht „Erika“, sondern nur die Glockenheiden. Die Fotos zeigen Erica gracilis. Sie ist hübsch und insektenfreundlich, aber leider nicht winterhart. Sie stammt aus Südafrika, wo sie als Strauch einen Meter hoch werden kann und ist bei uns eine reine Saisonbepflanzung. Das bedeutet, dass das Pflänzchen nach der Saison, in diesem Fall nach dem ersten Frost, auf den Kompost oder in die Biotonne kommt. 

Also lieber die winterharte Calluna vulgaris? Auch die hat ihre Tücken…

Calluna vulgaris ist der botanische Name der Besenheide, die auch Sommerheide genannt wird. Wir kennen sie aus der Lüneburger Heide. Die Besenheide ist ein buschiger immergrüner Zwergstrauch, der bis zu 40 cm Höhe und Breite erreichen kann. Allerdings nur wenn sie sonnig steht und im Sommer und im Winter feucht, aber nicht zu feucht, gehalten wird. Sie bevorzugt sandige Böden, weshalb ich sie nicht mehr kaufe, da die Böden hier lehmig sind. Mir sind bisher alle Pflanzen früher oder später eingegangen, wahrscheinlich weil ich bei Wintersonne und einstelligen Temperaturen das Gießen vergessen habe. Wer ein besseres Gedächtnis als ich hat, kann es mit ihr probieren, sollte aber vor dem Pflanzen Sand in den Boden einarbeiten.

Was ist denn nun Knospenheide, die man jetzt überall sieht? Sie ist eine speziell gezüchtete Form der Besenheide. Ihr vom Handel angepriesener Vorteil: Die Entwicklung der Blüten bleibt im Knospenstadium stehen, sie blühen nicht auf und können somit auch nicht verblühen. Die Pflanzen sehen also lange gut aus. Ihr Nachteil: Es gibt nichts für Insekten zu holen, obwohl Heidepflanzen normalerweise sehr attraktiv für Insekten sind.

Mir ist aufgefallen, dass inzwischen manchmal an der Knospenheide einfach nur Calluna vulgaris steht, so dass der ahnungslose Kunde nicht mehr an der Bezeichnung erkennen kann, ob es sich um eine bienenfreundliche Besenheide oder die sich niemals öffnende Knospenheide handelt! Nach meiner Wahrnehmung gibt es zumindest bei den Discountern, aber auch in den Gartencentern der Baumärkte, inzwischen Calluna vulgaris fast nur noch in Form der Knospenheide. So kann sie viel länger im Laden stehen, ohne ihr Aussehen zu verändern. Forever young – praktisch für den Händler, aber für naturverbundene Menschen nicht akzeptabel. Sozusagen eine Fake-Besenheide!

Was nun, was tun, wenn ich eine schöne, garantiert winterharte, langlebige und insektenfreundliche Heide suche? Zum Glück gibt es die Schneeheide oder Winterheide und die Englische Heide, womit wir wieder bei den „Eriken“ wären. Sie heißen botanisch Erica carnea bzw. Erica darleyensis und bilden reich verzweigte bis 30 cm hohe Polster mit glockigen Blüten. Die Knospen dieser Heidekräuter können schon im November und Dezember deutlich Farbe zeigen, sie blühen jedoch erst im Februar und März, gelegentlich sogar bis April/Mai. Beide helfen vielen Insekten, in dieser Zeit zu überleben. Mehr zur Schneeheide und ihrer Pflege hier https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/winterheide-schneeheide/schneeheide-winterheide Die Discounter führen diese Glockenheiden meist nicht, die Gartencenter schon eher, meist aber nur in kleinen Mengen ab Ende des Jahres. Man muss danach Ausschau halten in der Flut der Knospenheiden oder online bestellen.

Wir können ein Zeichen setzen, indem wir die Knospenheide links liegen lassen und uns für eine insektenfreundliche Heide entscheiden. Vielleicht ändern sich dann die Sortimente der Händler wieder. Auf die Idee zu meiner Heide-Recherche kam ich übrigens durch einen Vorgarten mit wunderbaren Winterheiden, den ich beim Spazierengehen entdeckt habe.

Die Autorin Birgit Wendling hat 2013 einen eigenen kleinen Garten angelegt und damit schon viele lehrreiche Erfahrungen gemacht.


herral, 17.10.2024

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