BUND-Testaktion zum Weltbienentag: Alarmierende Pestizidfunde in als „bienenfreundlich“ deklarierten Blühpflanzen

Hameln, 24.05.2025: Der BUND Hameln-Pyrmont teilt mit:

Besorgniserregende Ergebnisse brachte eine umfangreiche Testaktion des BUND Niedersachsen zutage. Im April wurden zahlreiche, als „bienenfreundlich“ deklarierte Pflanzen in Baumärkten, Supermärkten und Gartencentern in Niedersachsen auf Pestizide untersucht.

Niedersächsische BUND-Gruppen sammelten 85 Pflanzenproben in 43 Geschäften ein, darunter auch die BUND Kreisgruppe Hameln-Pyrmont, die drei Proben in ihrer Region kaufte:

Die Befunde sind alarmierend: Bei allen Proben fanden sich erhöhte Pestizidkonzentrationen. Der BUND kritisiert den massiv erhöhten Einsatz von gefährlichen Pestiziden, die nicht nur Insekten, sondern auch die menschliche Gesundheit gefährden können.

Der Vorstand der BUND KG Hameln-Pyrmont erklärte: „Fast alle Pflanzen enthielten Pestizide, teils in großem Umfang und hochgiftig, bis hin zu verbotenen Substanzen. Von den insgesamt 561 Pestizidnachweisen sind in Hameln-Pyrmont 18 Pestizide in drei Proben (Wolfsmilch, Felsensteinkraut und Lippenmäulchen) gefunden worden: Fungizide, Herbizide, Insektizide und Algizide. Zwei der drei Proben enthielten PFAS, die Ewigkeitschemikalie und CMR, dass für krebserregend, mutagen und reproduktionstoxisch steht. Beides wird als gefährlich für die menschliche Gesundheit eingestuft. Mit Indoxacarb wurde ein Insektizid nachgewiesen, welches seit 2022 nicht mehr zugelassen ist und zur Bekämpfung von Schmetterlingslarven eingesetzt wurde – gefunden im Lippenmäulchen.“

Im Durchschnitt hat das Labor 6,4 Pestizide je Pflanze der 85 Proben nachgewiesen. Über die Hälfte der Proben enthielten für Bestäubungsinsekten giftige Pestizide. Es gab 35 Fälle mit Pestiziden, die in der EU nicht mehr zugelassen sind, z. B. Bifenthrin und Diphenylamin.

Unser Fazit: Strengere Kontrollen von Lieferanten und Produzenten sind notwendig. Der BUND kritisiert, dass im Gartenbau oftmals viel zu viele Pestizide eingesetzt werden, die zudem hochgiftig für Bestäuber sind. Lediglich 3 von 85 Proben wiesen keine Pestizidrückstände auf. Zudem ist der Begriff „bienenfreundlich“ nicht geschützt, wodurch Verbraucher*innen getäuscht werden können. Anstatt Insekten etwas Gutes zu tun, schadet man ihnen sogar durch den Kauf stark belasteter, aber als „bienenfreundlich“ deklarierter Blühpflanzen.

In 33 Fällen wurden sogar Stoffe nachgewiesen, die das Potenzial haben, beim Menschen Krebs auszulösen oder Fruchtbarkeit und Erbgut zu schädigen, wie beispielsweise Epoxiconazol und Propiconazol. Nicht nur Zierpflanzen wiesen teils auffallend erhöhte Pestizidwerte auf, sondern auch Küchenkräuter, wie Rosmarin und Bohnenkraut. Darüber hinaus können Pestizidrückstände in unser Grundwasser gelangen und somit in den natürlichen Wasserkreislauf eindringen – mit dem Ergebnis, am Ende wieder in unserer Nahrung zu landen.

Dr. Bernd Alt, Pestizidzuständiger beim BUND Hannover: „Obwohl Pestizide für die Verbraucher*innen unsichtbar sind, haben sie einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit. Pestizide tragen zum weltweiten Artensterben bei, was langfristig durch fehlende Insekten unsere Ernährungssicherheit bedroht. Zudem stehen sie im Verdacht, schwerwiegende Krankheiten auszulösen. Besonders betroffen sind hierbei Landwirt*innen, die im direkten Kontakt mit Pestiziden arbeiten und dadurch ein erhöhtes Risiko haben, zum Beispiel an Parkinson zu erkranken.“

Kritisch sieht der BUND auch, dass die im Rahmen der Testaktion befragten Verkaufsstellen kaum Kenntnis über die Kulturmethoden ihrer Lieferbetriebe hatten. Nur wenn die Handelsstellen Verantwortung übernehmen und ihren Zulieferern konsequent strengeren Kontrollen unterziehen, können Gesundheit und Umwelt vor giftigen Pestiziden geschützt werden.

Hintergrund: Im Rahmen der Testaktion wurden in verschiedenen Städten und Landkreisen in Niedersachsen, unter anderem in Hannover, Celle, Lüneburg, Göttingen, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Vechta, Rotenburg, Wolfenbüttel, Stade, Osterholz und Salzgitter Pflanzenproben in verschiedenen Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten gekauft und anschließend zentral in einem Speziallabor auf Pestizidrückstände untersucht. Der Fokus lag auf als „bienenfreundlich“ etikettierten Pflanzen. Alle Proben wurden mittels eines Multitests untersucht, der rund 600 Einzelsubstanzen erfasst. Die Auswertung erfolgte unter Nutzung des Ökotox-Index, der die Giftwirkung auf unterschiedliche Arten von Organismen in Luft, Wasser und Boden sowie die Schädlichkeit für Menschen, Boden und Gewässer berücksichtigt.


herral, 24.05.2025

2 Gedanken zu „BUND-Testaktion zum Weltbienentag: Alarmierende Pestizidfunde in als „bienenfreundlich“ deklarierten Blühpflanzen“

  1. Diese Testergebnisse sind erschreckend! Sie sprechen dafür, direkt beim Erzeuger zu kaufen, z. B. in der Gutsgärtnerei Ohr oder bei Stauden Junge in Wehrbergen.

  2. Der Kommentar zum Kommentar:
    Prinzipiel sollte eine Kennzeichnung von Blüh-und Staudenpflanzen eingeführt werden, die die Herkunft und Erzeugung von Pflanzen und somit auch ein Bio-Siegel ermöglicht. Nahezu alle, auch regionale, Gärtnereien kaufen Pflanzen zu, um eine breite Angebotspallette zu bieten – müssen dies aber nicht kennzeichnen. Auch die Bezeichnung „Bienenfreundlich“ ist nicht zielführend, da Honigbienen in erster Linie Massentrachten anfliegen, Wildbienen Spezialisten sind und nur wenige Arten aufsuchen. Hummeln sind weniger wählerisch und bedienen sich kunterbunt. Kaufe ich mir ein kaukasisches 17 -blättriges Sumpfdottereigelbveilchen mit der bienenfreunlichen Aufschrift, heißt das noch lange nicht, dass sich irgend ein heimisches Insekt dafür interessiert. Mein Tipp: Den ganzen Baumarkt und Gartencenter-Plunder stehen lassen und eigene Pflanzen aus Qualitätssaatgut ziehen. Literatur zum bienenfreundlichen Garten gibt es genug. Auch beim BUND oder bei mir, dem Imker!

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