Die Chefredakteurin Julia Niemeyer und der zweite Geschäftsführer der DEWEZET stellten sich gut 1,5 Stunden den Fragen der LeserInnen und berichteten über die Hintergründe der Entscheidung im Aufbau und Vertrieb der DEWEZET Veränderungen vorzunehmen.
Ein schnell getippter Verlaufsbericht:
Eingeladen hatte die DEWEZET für Dienstag, den 12.11.2019, die „Hamelner Leser“ in die DEWEZET-Geschäftsstelle um über Fragen, die sich aus der Aufteilung der DEWEZET ergeben, mit Verlag und Redaktion zu sprechen.
Erschienen waren ca. 16 Leserinnen und Leser, die älteste war eine sehr rüstige 92 Jahre alt Dame. Aus Hameln kamen ca. zwei, aus dem Umfeld Hess. Oldendorf ca. vier bis sechs und dann noch ca. zwei aus dem Umfeld Salzhemmendorf und Emmerthal. Soweit die aus den Wortmeldungen geschätzte Bandbreite.
Zunächst erläutert Frau Niemeyer interessante Grunddaten zu Zeitung, Auflagenhöhe, Druckzentrum, Mitabeiterzahl (ca. 200, davon an die 50 im Bereich der Redaktion und zusätzlich ca. 200 ZustellerInnen).
Bei der Information zu den Zustellern ergab sich gleich das erste Gesprächs-/Beschwerdethema aus dem Zuhörerkreis. Hier wurden Probleme mit der Zustellung – erst am späten Vormittag statt am frühen Morgen vorgetragen. Der kaufmännische Geschäftsführer erläuterte dazu m.E. recht anschaulich die immer schwieriger werdende Lage, geeignetes Personal für die Zustellung, gerade auch in den Dörfern zu finden. Die DEWEZET zahle den Mindestlohn plus einen Nachtzuschlag. Die Auslieferung ist mit Personal der City-Post verknüpft.
Anschließend wurde das neue Aufteilungskonzept in der Zeitung – Wegfall der eigenen Ausgabe Bodenwerder und Auflösung der Binnenstruktur in den einzelnen Berichtsseiten (z.B. Emmerthal, Bad Münder, Hess. Oldendorf) dargestellt. Hier gab es aus dem Zuhörerkreis Kritik, dass man in den Orten abseits von Hameln und Bad Pyrmont Schwierigkeiten habe, die entsprechenden Lokalberichte noch zu finden. Es überwog in den Beiträgen die Skepsis zum neuen Konzept.
Lebhaft wurden auch andere Themen diskutiert. Von mir wurde der generelle Eindruck der Verminderung der Lokalberichterstattung und die Berichtsauswahl am Beispiel der aktuellen Samtagsausgabe (Pferdedeckenwäscherei) angeprochen. Es gab durchaus aber auch Lob u.a. für die Zustellung und Respekt vor der Aufgabe, die vielfältigen unterschiedlichen Ansprüche und Wünsche berücksichtigen zu müssen.
Am Ende wurden die Gesamtlage auf den Zeitungsmarkt, das Absinken des Leserinteresses und die Verlagerung der Werbeinvestitionen (Absinken des Budgets für die Zeitungen) erläutert. Dazu hatte ich hier im Hamelner Boten in dem Bericht „Daten zur Krise der Tageszeitung/en“ einiges zusammengetragen.
Siehe: https://hamelnerbote.de/?p=4090
Mein persönlicher Eindruck – Gedanken auf der Nachhausefahrt:
Die DEWEZT hat ihre Zeitungsumgestaltung ohne vorherige Beteiligung oder begleitende Informationen umgesetzt. Es gibt nachvollziehbare Gründe aber persönlich (als Leser) halte ich den Weg für riskant. Eine lokale Tageszeitung lebt und existiert von der lokalen Berichterstattung. Diese sollte auch klar lokal zuzuordnen sein, damit der Leser seine Beiträge in einer klaren Struktur finden kann.
Auf Nachfrage, was die Chefredakteuin denn mit den Rückmeldungen anzufangen gedenke wurde klar, eine Veränderung des beschlossenen Grundkonzeptes wird es nicht geben. Ziemlich deutlich wurde auch, dass die Zeitung ausschließlich nach wirtschaftlichen Grundsätzen ihre Berichte auswählt und einen gesellschaftlichen Auftrag (Bildung/Wissensvermittlung) nicht sieht.
Persönlich war ich über die m.E. sehr schwache Beteiligung an der Veranstaltung erschrocken. Wie das zu werten ist, ist allerdings unklar. Die Ankündigung war allerdings im Vergleich zur sonstigen Dimension der Eigenwerbung sagen wir mal dezent.
Direkte persönliche Gespräch vor oder nach der Veranstaltung wurden nicht gesucht. Es hätte die Gelegenheit zur Kontaktaufnahme bestanden.
Ralf Hermes, 13.11.2019
Sammlung von Berichten zur Berichterstattung der DEWEZT unter #dewezetkorrektiv