In diesem Monat Juni wirft die DEWEZET-Suche im Archiv bisher 15 Berichte zum Suchbegriff „Missbrauch“ von Kindern auf. Die in der Regel großformatigen Berichte auf der Titelseite und im Lokalteil beziehen sich zum Großteil auf die Ereignisse in Lügde. Sie sind geprägt von schweren Vorwürfen gegen die Behörden. Berichte über Details des Untersuchungsausschusses in NRW und benennen aber auch immer wieder in drastischen Formulierungen das Leid der Kinder. Ich habe dazu per Telefon das Gespräch mit der Chefredakteurin der DEWEZET gesucht, um zu hinterfragen, warum die Zeitung in so einer Art berichtet.
Das Gespräch führte zu nichts. Ich kann die von Frau Niemeyer genannten Argumente nicht nachvollziehen/verstehen. Genau so wenig zeigt die DEWEZET-Verantwortliche Verständnis für meine Kritikansätze. Fazit: Ich habe es zumindest noch einmal mit einem direkten Austausch versucht.
Die Wirkungen dieser Art von emotionalisierte Vorwurfs- / Anklageberichterstattung sind vielfältig und m.E. mittlerweile in allen Punkten nur noch schädlich. Die „Fronten“ sind abgesteckt. Vernünftige, lösungsorientierte Gespräche zu dem Problem sind in dem geschaffenen Klima nicht mehr möglich. Das vieles falsch gelaufen ist, ist unstrittig. Seit langen aber „kochen“ verschieden Akteure ihr eigenes Süppchen und um die Kinder oder eine Unterstützung der Lösungsfindung in den Behörden geht es schon lange nicht mehr.
Wenn ein Thema zur Obsession wird, wäre es gut aufzuhören. Leider erkennt man selber diesen Zustand nur schwer. Ich bin unschlüssig, was ich selber machen soll. Weiterhin die Berichte lesen und beim Hamelner Boten kommentieren und auf Besonderheiten hinweisen? Es ist für mich mittlerweile schwer, Eindrücke von Außen zu der Berichterstattung zu erhalten. Die Menschen, die ich nach ihrer Meinung frage sagen mir, dass sie diese Zeitung nicht mehr, oder aber die Artikel zu Lügde nicht lesen.
Ich werde noch weitermachen, bitte aber „Freunde des Hamelnerboten“ mir als Korrektiv Mitteilung zu geben, wenn ich falsch liege.
Nun zu einem Detail dieser Woche: Am 23.06. erschien im Hameln-Teil ein großer Artikel: „Entscheidende Fehler“ in Hameln? Autor ist Lothar Schmalen.
Der Artikel wiederholt zum X. Male die Ereignisse. Wer aber ist dieser Journalist, der mir als Lokalberichterstatter unbekannt ist? Nun, Google sagt es handelt sich um den Leiter des Landesbüros Düsseldorf der Redaktionsgemeinschaft OWL, eines Zusammenschlusses lokaler Tageszeitungen der NRW-Region. Die DEWEZET hat diesen Beitrag für den Lokalteil Hameln aus NRW übernommen (und so eine eigene Berichterstattung gespart). Der gleiche Beitrag wurde auch in der Zeitung „Neue Westfälische“ – hier mit dem Titel „Fall Lügde: Landrat räumt Fehler beim Jugendamt Lippe ein“. Im Lokalteil Bad Pyrmont – Lügde vom 20.06. findet sich ein weiterer Artikel „Fall Lügde – Lippe verließ sich auf Hameln“ von Herrn Schmalen.
Ralf Hermes, 28.06.2020
Kann verst, dass Sie unschlüssig sind. Ich bin es auch.
In Ihrem heutigen Artikel bin ich besonders dankbar für das Rechercheergebnis zu den unterschiedlichen Überschriften des Artikels von Lothar Schmalen in der Neuen Westfälischen und der Dewezet. Der Fokus der Kritik in der Überschrift liegt jeweils auf dem Jugendamt, das im Verbreitungsgebiet eher von Interesse für die Leserschaft ist. Also wohl reine Marketingtaktik. Meines Wissens legt auch nicht unbedingt der Autor eines Artikels die Überschrift fest.