Die Meldung über die Sperrung des Finkenborner Weges machte mich aufmerksam. Kurz danach hatte ich ein Treffen mit Hamelns Stadtförster Carsten Bölts. Ein Kurzbericht:
„Totäste – Lebensgefahr“ So die Überschrift eines Warnhinweises an der Absperrbarke zufahrt Finkenborner Weg.
„Betreten der Waldflächen auf eigene Gefahr. Die Stadt Hameln haftet nicht für Schäden, die durch herunterfallende Äste oder umstürzende Bäume entstehen.“
Weiter heißt es:
„Durch die Trockenheit der letzten zwei Jahre sind vermehr alte Bäume abgestorben oder weisen starke tote Äste im Kronendach auf. Da jeder Zeit abgestorbene Äste herunterfalle können, ist das Betreten der Waldflächen besonders gefährlich. Aus ökologischen Gründen werden die Gefahrenbäume am Finkenborner Weg erst Anfang September gefällt. Danach wird die Straße wieder gefahrlos zu befahren sein. Der Stadtwald Hameln zeichnet sich durch viele alte Laubbäume aus, diese gilt es zu schützen und zu erhalten. Daher haben sie bitte Verständnis, dass die Stadt nicht alle Gefahrenbäume an den Waldwegen entfernen kann und somit eine erhöhte Gefahr von diesen Bäumen ausgeht. „
Die Situation unserer alten Bäume ist absolut erschreckend. Alle Eschen müssen aufgrund des Eschentriebsterbens gefällt werden. Die Nadelbäume sind größtenteils abgestorben. Die großen Buchen werfen Teile ihrer großen Kronen ab, um damit evtl. zu überleben. Die Eichen sind gleichfalls geschädigt. Ob sie es schaffen werden ist unklar.
Es wird eine schwierige Frage sein, welche und wie viele älter Bäume noch stehen bleiben. Welches Risiko ist tragbar? Wie weit geht die Verkehrssicherungspflicht? Oder wird es schon bald nicht nur am Finkenborner Weg sondern überall, wo Straßen unserer Wälder durchqueren, konsequent rechts und links einen Kahlschlag geben?
Klar verlorene Bäume wurden vom Förster mit einem blauen Punkt gekennzeichnet. Teilweise wurden Bäume auch schon entfernt. Die großen Maßnahmen steht noch an. Das Gespräch mit Herrn Bölts war sehr aufschlussreich. In seiner Haut möchte ich nicht stecken. Der Abwägungsprozess zwischen Naturbelange, Erholungswert und Sicherheit/Risiko ist schwer.
Viel schlimmer aber ist, dass es trotz der für wirklich jeden so offensichtlichen Waldschäden kaum einen Aufschrei in der Bevölkerung gibt. In der Stadt ist es übrigens nicht anders. In fast jeder Straße stehen abgestorbene oder sterbende Stadtbäume.
Impressionen aus dem Klütwald:
Ralf Hermes, 29.06.2020
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Vielen Dank! Es war eine gute Idee, mit dem Stadtförster zu sprechen. Finde Ihren Bericht sehr interessant. Unsere Wälder sind im Umbruch und werden sich in den nächsten Jahren sehr verändern. Die Ursache ist die Dürre und deren Ursache der Klimawandel. Der Klimawandel ist nun also direkt vor unserer Haustür angekommen! Erkennen wir nun endlich die Gefahr? Was tun wir, damit es nicht noch schlimmer wird? Sind wir bereit, wesentlich mehr an Einschränkungen und Veränderungen unseres Alltags- und Wirtschaftslebens hinzunehmen als zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie? Das wäre dringend notwendig! Das Problem ist, dass der Klimawandel zunächst vermeintlich langsam fortschreitet. Der Mensch ist kurzfristig veranlagt und reagiert offenbar nur auf unmittelbar bevorstehende Gefahren. Schade…
Nun, die Baum-Schäden durch extrem trockene Sommer, dawischen ein nasses Jahr 2017, sind ohne Frage fatal. Aber was wird jetzt für ein Schreckensszenario entwickelt? Gehst du im Wald spazieren, wirst du unweigerlich von einem Ast erschlagen!? Der böse, kranke Baum!
Meine Frau hat sich gestern schon verweigert, im Wald spazieren zu gehen. Der Akzeptanz von Stadtbäumen, dem Mut zum Baum im eigenen Garten wird die derzeitige Berichterstattung einen Bärendienst erweisen, besonders besorgniserregend in einer Stadt, die nicht mal mehr eine Baumschutzsatzung hat.
Hintergrund sind auch Haftungsfragen. Fällt ein Ast auf ein Auto, ist die Stadt haftbar. Fällst der Ast auf einen Menschen….. Die Rechtsprechung ist schon ganz schön …. Frage mich nur, warum man diese gefährlichen Autos noch zuläßt. Aber das wird dann ja jetzt unsachlich. Die Autos brauchen wir schließlich.