Ein Verlaufsbericht. Etwa 70 Menschen waren zum Ehrenmal an der Münsterkirche gekommen, um zum Volkstrauertag allen Opfern von Krieg und Gewalt zu erinnern. Nach zwei Glockenschlägen vom Münsterturm leitete der Posaunenchor der Martin-Luther-Gemeinde die Feier ein.
Es begann der Oberbürgermeister Claudio Griese, der an das Ende des Ersten Weltkrieges vor jetzt 100 Jahren erinnerte, der alles bisherige übertraf und die Welt in den Abgrund stürzte. „Nie wieder Krieg zwischen unseren Völkern“, diese Botschaft einer französischen Gedenkfeier, die der
Oberbürgermeister vor kurzen besucht hatte, gab er als Satz auch in Hameln wieder. Die Freundschaft zwischen den Städten und den Ländern sei ein hohes Gut, an der auch in Zukunft weiterzuarbeiten sein, um zu verhindern, dass sich die Katastrophen der Kriege wiederholen.
Griese erinnerte, das unter den 60 Millionen Soldaten, die auf fünf Kontinenten gegeneinander zu Felde zogen. 100.000sende wären verheizt worden in einer Maschinerie eines industrialisierten Krieges. Insgesamt wurden am Ende 17 Millionen Menschen getötet. Sie viel wie noch nie zuvor in einem Krieg. Auch die Soldaten aus Hameln hätten das Grauen miterlebt und wären zwischen den Frontlinien zerrieben worden, starben im Artilleriefeuer, erstickten in den Schützengräben. Mehr als 2.000 Soldaten aus der heimischen Region seien auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges umgekommen. Zuvor hätte der auf allen Seiten jahrelang aufgebaute Nationalismus die Soldaten 1914 im Jubeltaumel in den Krieg ziehen lassen.
Die unfassbare Brutalität des ersten Weltkrieges mit seinem Leiden und sterben war aber nicht Mahnung genug, so dass mit den zweiten Weltkrieg eine noch größere Katastrophe folgen sollte.
Dann zitierte er Bertholt Brecht: „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand an ihn denkt!“ Griese betont, dass wir uns vor Augen führen müssen, dass jedes dieser Opfer einen Namen , eine Lebensgeschichte, eine Familie, viele Träume und Wünsche hatte. Erst wenn wir uns der persönlichen Schicksale erinnern, entreißen wir sie der Anonymität und dem Vergessen. Im Blick nach vorne betonte er dann, dass es gelungen sei aus den Erzfeinden der Kriege Freunde zu machen und wie wichtig es sei, dieses zu verteidigen. Er nannte dann die Kriege der Welt, die wir nicht mehr unmittelbar miterleben mussten. Erinnerte an das Leid der Menschen im Jemen, der Ukraine, Syrien, den Gasastreifen, Afghanistan und anderer Ländern der Erde. Eine Zentrale Botschaft des Volkstrauertages sei Nein zu sagen gegen Krieg und Gewalt und gemeinsam für Humanität und Menschlichkeit zu kämpfen. Allein auf Versöhnung, Verständigung und Frieden basiere unser gemeinsame Zukunft.
Es folgten Redebeiträge zweier Schülerinnen mit persönlichen Bezügen der jungen Generation zum Trauertag. Hörenswert waren die aus einer anderen Perspektive zusammengestellten Beiträge. Sie forderten auf, derer zu Gedenken, die dafür gesorgt haben, dass heute bei uns Frieden herrscht. Sie forderten dazu auf, mehr für die Verständigung unter den Völkern zu tun. Man solle dankbar sein und den Frieden schätzen.
Herr Güsgen erinnerte anschließend an die Vielzahl der verschiedenen Opfer im Krieg, durch den Nationalsozialismus, im Wiederstand, durch Terrorismus heute. Die Verantwortung gelte dem Frieden, zu hause und in der ganzen Welt.
Es folgten im Rahmen eines Musikstückes die Kranzniederlegungen durch die Bundeswehr, die Vertreter der Stadt aber auch einer Delegation der britischen Armee.
Kränze wurden auch an anderen Mahnmalen in Hameln für die Opfer des Krieges niedergelegt.
Persönlicher Kommentar:
Eine beeindruckende und wichtige Veranstaltung. Schade, dass relativ wenig (alte wie junge) Menschen den Weg zum Mahnmal gefunden haben. Es wird die Herausforderung der Zukunft sein, das Gedenken am Leben zu halten, damit die für alle existenziellen Ziele des Volkstrauertages nicht ihre Bedeutung verlieren. Es wird Zeit, dass sich Schulklassen, Jugendgruppen, Organisationen und Verbände wieder mehr mit einer positiven geschichtlichen Erinnerungskultur beschäftigen.
Der Dank gilt allen, die an der Organisation und Durchführung der heutigen Veranstaltung mitwirkten.
Ralf Hermes, Hameln, 18.11.2018
Als Rückblick noch eine Information aus dem Stadtarchiv Hameln:
Das Ehrenmal wurde 1961 nach Entwürfen des Wolfsburgers Bildhauers Peter Szaif errichtet. Der Volkstrauertag, der seinen Ursprung in den 1920er Jahren hat, wird seit 1952 zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen. Früher ein reiner Gedenktag für die im Krieg gefallenen Soldaten, so erinnert er inzwischen an alle Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus. Das Foto zeigt die offizielle Einweihung am 19. November 1961.
Stadtarchiv Hameln, Best. 602 C Nr. 413