Hameln, 05.12.2021: Eigentlich hätten letzte Woche im Umweltausschuss und dann im Finanzausschuss die öffentliche Diskussion über die Grüngestaltung/Baumpflanzmaßnahmen am Neubau des Busbahnhofs auf dem ehem. Gelände Linsingenkaserne/Ada-Lessing-Park an der Basbergstraße erfolgen sollen. Allerdings wurde in beiden Ausschüssen die Beratung in den nichtöffentlich tagenden Verwaltungsausschuss verschoben.
Der Vorgang wirft Fragen auf.
In der Beschlussvorlage 294/2021 vom 10.11.2021 werden von der Stadtverwaltung beim Rat unter anderem 289.800 Euro für stadtgestalterische und stadtökologische Verbesserungen beim Busbahnhof beantragt.
Man möchte aktuell:
- Das Pflaster, welches im Quartierpark zum Einsatz kommen soll, auch am Busbahnhof verlegen. (76.000 Euro Mehrkosten)
- Zehn Bäume im Wartebereich des Busbahnhofes pflanzen (inkl. Beleuchtung 94.600 Euro Kosten) Anmerkung/Vermutung: die Beleuchtung wird hier wohl einen Großteil der Summe ausmachen. Wurde der Wartebereich vorher ohne Beleuchtung geplant?
- Die Grünflächen im Umfeld des Bahnhofs und der Basbergstraße sollen statt Rasen mit einer höherwertigen Staudenmischpflanzung versehen und zusätzlich noch vier weitere Bäume gepflanzt werden. (Kosten rund 103.500 Euro).
Für die Pflanzmaßnahmen geht es um eine zusätzliche Summe von schätzungsweise 130.000 Euro, die derzeit nicht in die Planungen einkalkuliert sind.
Fotos vom 05.12.2021:
Zur Erinnerung: Die gesamte Baumaßnahme kostet derzeit 4,7 Mio. Euro und wird sich mit allen Erhöhungen auf rund 5 Mio. Euro belaufen. Geschätzt liegt somit der Anteil der Grüngestaltungskosten insgesamt bei 3% der Gesamtkosten. Diese Grünkosten wurden dennoch wohl nur zu einem sehr kleinen Teil in die Grundkalkulation eingeplant. Die Frage stellt sich: Warum?
In den bisherigen Planungen zum Busbahnhof war eine Baumpflanzung kommuniziert. Siehe hierzu ISEK-Konzept Nachnutzung Linsingenkaserne – Ergänzungsband 3. Stand 12.10.2020. Auszüge aus den Planskizzen / städtebaulicher Entwurf. Die straßenbegleitenden Bäume wurden unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes besonders erwähnt:
Erinnern sollte Mann/Frau sich, dass im Februar 2020 auf dem ehemaligen Kasernengelände fast sämtliche großen Bäume (rund 100) gefällt wurden. Allein im Bereich des jetzt geplanten Busbahnhofes gab es am Rande der Kasernenmauer und rund um das britische Kino rund 20 große Bäume.
Alte Fotoaufnahmen mit Baumbestand:
Mit Datum vom 1.4.2019, also noch vor der Fällung der Bäume im Februar 2020, hat die Stadt Hameln sich selbst verpflichtet, gemäß Punkt 8. ihrer Baumschutzrichtlinie Ersatzpflanzungen für jeden Baum mit einem Stammumfang von mind. 80 cm vorzuplanen. Sind diese Kompensationspflanzungen in die ursprünglichen Finanzplanungen nicht einbezogen worden, obwohl sie im ISEK-Konzept vorgesehen sind? Es stellt sich die Frage, warum es zu der aktuellen Verwaltungsvorlage zur Grünplanung überhaupt kommen konnte, da diese Pläne die Baumpflanzungen vorsahen?
Bedenklich ist zudem, dass es dazu keine öffentlich nachvollziehbare Diskussion der Politik in den Fachausschüssen gibt.
Diese Fragen aufzuklären und eine klimapolitisch und stadtökologisch gute Regelung zu finden, wird der erste umweltpolitische Prüfstein für die neuen Ratsfraktionen in Hameln sein.
Ein denkbarer Kompensationsvorschlag:
Die Stadt Hameln plant auf dem Gelände insgesamt fünf „Eingangsplätze“ als Parkanlage. Hierfür sind Finanzmittel in Höhe von 2,9 Mio. Euro vorgesehen. Im Sinne einer ganzheitlichen ökologischen Durchgrünung des Projektes sind hier ggf. Verlagerungen für die Grüngestaltung des Busbahnhofes zu prüfen.
Die aktuelle Ratsvorlage:
Zusammenstellung mit eigenen Bilder vom 05.12.2021, Ralf Hermes
Weitere Berichte hier beim Boten zu den Baumaßnahmen Linsingenkaserne finden sie unter:
Lieber Ralf,
danke für die informative Aufstellung! Die großen Kosten werden eher beschlossen, um die kleinen (3 %) wird lange diskutiert. Sollen die Schüler*innen doch im Sommer in der Sonne stehen?
Ein sehr begrüßenswerter Vorstoß! Vielen Dank, Herr Hermes!