Ein erster Hinweis auf ein anderes, bisher unbekanntes Informationsuniversum und ein Ansatz für ein „Anderes Hameln“.
Hameln, 07.05.2022: Es geht jetzt um Kommunikation, Nachrichten, Informationsaustausch. Es geht um Facebook, Twitter und Instagram. Social Media Plattformen, wo Hamelenser*innen und Hamelunken sich digital bewegen und auch der Hamelner Bote mehr oder weniger präsent ist.
Noch.
Die sogenannten „Sozialen Medien“ sind fest in der Hand internationaler Konzerne. Die Nachteile der „Datenkraken“ und die Aufgabe der persönlichen Privatsphäre beim Pakt mit diesen Institutionen ist bekannt. Genau so wie wir wissen, dass Rauchen schädlich ist.
Ich selbst bin diesen Pakt eingegangen, war doch die Verlockung zu groß, als Gegenleistung Gemeinschaft, gesellschaftlichen wie politischen Austausch und auch Wissen und Bildung zu bekommen.
Mittlerweile wissen einige, dass die Datenschutzrisiken für den Einzelnen nur ein Teilproblem sind. Die negative Tiefenwirkung von Facebook und Co auf die gesamte Gesellschaft ist viel weitreichender. Die kommerziell motivierte Polarisierung durch aufreger- und aufmerksamkeitheischende Algorithmen im Hintergrund ist gesellschaftszersetzend.
Nicht nur unsere Lokalzeitung hat im Wettstreit mit Facebook ihre Seriosität und den „Qualitätsteil“ ihrer Berichterstattung stark reduziert.
Der Aufregeraktivismus verfälscht die Realität und begünstigt Unsachlichkeit und letztendlich politisch extreme Entwicklungen.
Mit Sorge beobachten viele die Entwicklungen um Donald Trump in Amerika. Aktuell in Erinnerung ist der Aufstieg der extremen Rechten in Frankreich. Unsere direkten Nachbarn dort haben uns in Europa noch eine Atempause geschenkt. In Ungarn, Polen und selbst in Großbritannien sind Kräfte am Werk, die viele noch vor wenigen Jahren für fast ausgestorben gehalten haben.
Diese aber sind nicht „vom Himmel“ gefallen. Mann/Frau braucht sich nur die Facebookseite der AfD Weserbergland anzusehen, um das reale Gruseln zu erleben.
Ich mache hier jetzt einen Stopp. Man könnte das viel weiter ausführen.
Jetzt geht es um Hameln. Ein Einzelner, selbst die ganze Stadt, hat keinerlei Einfluss auf die Weltkonzerne. Selbst Deutschland und Europa wohl nur recht eingeschränkt. Klar kann man Gegenreden, muss man Gegenreden, Fake-News entlarven, Hetzer benennen. Aber Spaß macht das nicht und nach meiner Wahrnehmung ziehen sich immer mehr „vernünftige“ Menschen resigniert aus den öffentlichen Engagement zurück. Oder aber sie werden zurückgezogen. Das „einfache“ Vereinsengagement in Feuerwehr, DRK, BUND oder Paritäten scheint im Kontrast zu den Aufregermeldungen auch für die lokalen Medien nicht verkaufswichtig zu sein.
Was aber kann frau als Einzelne*r, als Verein, politische Partei, als Institution hier in Hameln tun. Einfach aussteigen wäre die schlechteste Entscheidung für die Gesellschaft. Aber was dann?
Es gibt immer Alternativen. Dazu kommt jetzt ein neues Projekt nicht nur beim Boten zur Vorstellung. Eine Denkanstoß für ein soziales Hameln, mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes sozial. Eine Idee für eine Gemeinschaft von Internetnutzer, die achtsam kommuniziert, sich sozialer vernetzt und auf den Ursprung und die Vorteile des freien Internets besinnt.
Hameln.social
Dahinter steckt ein alternatives virtuelles Universum abseits von Facebook oder Twitter, aber mit ähnlichen Funktionalitäten. Kaum bekannt, technisch mittlerweile so weit, dass es Computernutzer auch ohne technisches Spezialwissen ausprobieren können.
Ich habe das die letzten zwei Wochen getan und sehe eine Chance für unsere Stadt. Eine Chance zumindest den „gutwilligen“ Menschen unserer Region eine Möglichkeit des Informationsaustausches und der Vernetzung zu geben, ohne einen Pakt mit einem im Kern asozialen System der großen Konzerne schließen zu müssen.
Die ersten Schritte:
a) Wir müssen sensibilisieren, was gesellschaftlich bei Facebook und Twitter passiert. Die Menschen, die noch ansprechbar sind, denen unwohl ist, sollen das Signal bekommen, dass sie sind nicht alleine sind. Dass es sogar mehrere Alternativen gibt und dass es hier lokal Menschen gibt, die diese Alternativen mit ihnen ausprobieren wollen.
b) Wir wollen eine dieser Alternativen exklusiv für Hameln bereitstellen und ausprobieren, sie bewerben. Wir wollen damit eine Gemeinschaft von Menschen im Weserbergland finden, die weitermachen, die gegensteuern und dabei sogar noch Spaß haben können.
Dazu gibt es ein konkretes Konzept und auch eine Handvoll Verbündete.
Das als erste Grundinformation.
Bald wird es hier konkreter werden. In Ruhe und in verständlicher Sprache wollen wir das Fediverse, mit Mastodon und Pixelfeed, als zwei alternative Beispiele konkret vorzustellen.
Wer jetzt neugierig geworden ist: Im Rahmen der Hamelner Botengespräche gebe ich mehr preis.
Als nächstes am 09.05.2022 ab 19.00 Uhr:
Ralf Hermes, Hameln, 07.05.2022
Nachtrag 22.01.2023:
Zitate: „Mit jedem Tag wird mir deutlicher, dass die kommerziellen Plattformen in keiner Weise dafür geeignet sind, Menschen und ihre freien, demokratischen Gesellschaften zu stärken.“
„Große Konzerne schöpfen die Gewinne der Digitalisierung ab. Zudem wurden der öffentlichen Hand in den letzten zehn Jahren gut 100 Milliarden Dollar durch Steuervermeidung vorenthalten. Was wir brauchen, ist eine Demokratisierung der Digitalität.“
Absolut lesenswert:
https://www.saskiaesken.de/aktuelle-artikel/wir-muessen-uns-das-netz-zurueckholen
Sehenswert in diesem Zusammenhang. https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Elon-Musks-eigenwilliger-Freiheitsbegriff-Sarah-Bosetti-antwortet,extra20614.html